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Nächster Schritt in der Vamed-Abwicklung: ÖBAG und B&C-Gruppe geben Beteiligungen ab

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VAMED war lange ein Aushängeschild der heimischen Wirtschaft. Fast 20.000 Mitarbeiter erzielten über zwei Milliarden Euro Umsatz. In zwei Jahren wird das Unternehmen Geschichte sein.

©Jeff Mangione / KURIER / picturedesk.com
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Der Gesundheitskonzern Vamed wird weiter zerlegt und abgewickelt. Der nächste Schritt in dem Prozess: Die Staatsholding ÖBAG und die B&C-Gruppe geben ihre Anteile an den Mehrheitseigentümer Fresenius zurück.

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Auf die Übernahme des österreichischen Projektgeschäfts der Vamed-Gruppe durch die Baukonzerne Porr und Strabag im Mai folgen nun die nächsten Schritte in Richtung einer vollständigen Abwicklung des früheren Vorzeige-Gesundheitsunternehmens: Die Staatsholding ÖBAG und die B&C-Gruppe geben ihre Beteiligungen an der Vamed ab.

Die B&C-Gruppe gab nun bekannt, mit Stichtag 29. Mai 2024 ihren Minderheitsanteil von 10 Prozent an den deutschen Mehrheitseigentümer, den börsennotierten Krankenhausbetreiber Fresenius, verkauft zu haben. Gleichzeitig erklärte auch die Staatsholding ÖBAG, sich aus der Vamed zurückgezogen und ihren Anteil von 13 Prozent an Fresenius verkauft zu haben.

Wie die ÖBAG mitteilte, habe man sich mit Fresenius geeinigt, eine seit 1996 bestehende Call/Put-Option umzusetzen. "Über den Kaufpreis, der auf den Rahmenbedingungen der ursprünglichen Privatisierung basiert, wurde Stillschweigen vereinbart", hieß es in der Aussendung der ÖBAG.

"Mit diesem Schritt setzen wir auf die bereits 1996 vereinbarte Regelung zu unserem Ausstieg", erklärte ÖBAG-Chefin Edith Hlawati. "Dabei war uns wichtig, dass die Assets der Vamed an Partner verkauft werden, denen sowohl die heimischen Standorte an Thermenbetrieben sowie Reha-Einrichtungen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Anliegen sind", so Hlawati weiter.

Der Ausstieg der B&C-Gruppe erfolgt ebenfalls im Zusammenhang mit dem vom Fresenius-Konzern eingeleiteten strukturierten Ausstieg aus der Vamed.

Sanierungsfall Vamed

Im Juli 2023 berichtete trend erstmals über den „Sanierungsfall Vamed“ und dass die Baukonzerne Porr und Strabag ein Angebot für den österreichischen Teil der Vamed vorbereiten. Fast zehn Monate später war es dann auch tatsächlich soweit.

Mit 8. Mai 2024 gingen unter anderem die technische Betriebsführungen des Wiener AKH, für dessen Bau die Vamed 1982 gegründet worden war, sowie Beteiligungen an sechs heimischen Thermen für 90 Millionen Euro an Porr und Strabag über, dazu das österreichische Projektgeschäft.

Wenige Tage davor wurde eine Vereinbarung unterschrieben, wonach der Finanzinvestor PAI Partners das Postakut-Segment der Vamed (v. a. Rehabilitation) mehrheitlich übernimmt. Ein Drittel wird künftig der deutsche Fresenius-Konzern, bis dato mit 77 Prozent Mehrheitseigentümer der Vamed, direkt halten.

Auch der Bereich High-End-Services wird an Fresenius übertragen. Dort managte die Vamed bislang für 840 Krankenhäuser die Medizintechnik, auch für die Helios-Kliniken, die Fresenius gehören.

Weitere Abwicklung der Vamed

Was – vorderhand – bleibt, ist lediglich das im Health Tech Engineering zusammengefasste internationale Projektgeschäft. In dessen Rahmen werden weltweit Kliniken und sonstige Gesundheitseinrichtungen geplant und errichtet. Aber auch dieses Segment „wird schrittweise und geordnet zurückgeführt. Die laufenden Projektverträge werden erfüllt. Dieser Prozess soll bis 2026 weitgehend abgeschlossen sein“, heißt es in einem Vamed-Statement.

Im Klartext heißt das: Ein Unternehmen, einst ein Aushängeschild der österreichischen Wirtschaft, wird komplett abgewickelt. In zwei Jahren ist die Vamed, die 2023 mit fast 20.000 Mitarbeitern noch 2,36 Milliarden Euro Umsatz erzielte, Geschichte. Ob Porr und Strabag den übernommenen Teil in Österreich, der die Ursprünge des Betriebs umfasst, weiter unter der Marke Vamed führen werden, bleibt abzuwarten.

Über die Hintergründe kursieren unterschiedliche Versionen. Bei Fresenius klingt durch, dass CEO Michael Sen, der Vamed schon vor einem Jahr auf die Verkaufsliste setzte, jetzt wegen der Probleme bei den internationalen Projekten und der undurchsichtigen Finanzgebarung, die unter Ex-Vamed-Boss Ernst Wastler herrschte, Geld ins Haus bringen möchte. Denn man habe in Summe einen höheren dreistelligen Millionenbetrag eingeschossen. Aus Vamed-Kreisen verlautet, dass erst die 2018 erzwungene Übernahme von Reha-Einrichtungen der Fresenius auf Kredit die Verschuldung in die Höhe getrieben habe, wodurch zuletzt Schwierigkeiten bei der Projektfinanzierung auftraten.

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