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Wie der Showdown bei Rosenbauer lief

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Rosenbauer bekommt neue Investoren

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Bei den Verhandlungen zum Einstieg der Pierer-Mateschitz-Raiffeisen-Gruppe stand es bis zuletzt Spitz auf Knopf.

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Erst am Donnerstagmittag hieß es: „Deal done“. Der Einstieg eines „Österreich-Konsortiums“ aus Pierer Mobility, Mark Mateschitz und Raiffeisen beim börsenotierten Feuerwehrausrüster Rosenbauer AG war besiegelt. Die Robau Beteiligungsverwaltung GmbH, die den Investoren zuzurechnen ist, wird 3,4 Millionen neue Aktien des Unternehmens zeichnen und damit ein Drittel des Unternehmens besitzen. Der Abschluss der Transaktion soll bis Ende des Jahres erfolgen.

Dem waren turbulente Wochen vorhergegangen. Der Trend hatte exklusiv vor zwei Wochen vom geplanten Einstieg der Pierer-Gruppe berichtet, kurz darauf wurde auch das Interesse der tschechischen Tatra Gruppe publik. Auch ein britischer Private-Equity-Fonds mischte zu diesem Zeitpunkt noch mit.

Der Showdown fand dann am Montag, 17. Juni, bei einer überlangen Gesellschafterversammlung statt. Die 21 Familiengesellschafter, die über eine gemeinsame Gesellschaft 51 Prozent an Rosenbauer besitzen, trafen sich, um über die Zukunft des Unternehmens zu entscheiden. Ein Teil von ihnen war dafür, den 160 Jahre alten Familienbetrieb an die Robau Beteiligungsverwaltung GmbH zu verkaufen. Dieser Teil der Eigentümerfamilien wollte, dass das Headquarter und die Produktion der Feuerwehrautos österreichisch und die Marke Rosenbauer erhalten bleibt.

Der andere Teil wollte einen möglichst hohen Preis für die Aktien lukrieren und liebäugelte daher mit dem Tatra-Angebot. Dafür hätte man offenbar auch potenzielle Verlagerungen in Kauf genommen – oder dass die Marke à la longue verschwindet.

Ein Diskussionspunkt war, ob und wie die neuen Dritteleigentümer zur Mehrheit an dem Unternehmen kommen kann – dafür hätten Altaktien abgegeben werden müssen. Gegen KTM-Zampano Pierer gab es nach einem letztlich gescheiterten Übernahmeversuch vor gut 20 Jahren Animositäten. Mit Heinrich Schaller, dem Chef der RLB OÖ, war diesmal aber ein Partner mit an Bord, der ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Sein Institut ist der weitaus größte Kreditgeber für die Rosenbauer AG, die eine Nettoverschuldung von 428 Millionen Euro aufweist.

Hätte die Pierer-Gruppe gleich die Mehrheit übernommen, wäre ein verpflichtendes Übernahmeangebot an alle fällig geworden. Robau wird 35 Euro pro Aktie zahlen, insgesamt 119 Millionen Euro. Mit den neu ausgegebenen Aktien erwerben die Investoren vorerst keine Mehrheit an Rosenbauer. Durch die Ausgabe wird sich der Anteil der von Familiengesellschaftern gehaltenen Rosenbauer Beteiligungsverwaltung GmbH von zuvor 51 Prozent auf ebenfalls ein Drittel verwässern. Es wäre jedoch unwahrscheinlich, wenn Pierer & Co. mittelfristig nicht nach der Mehrheit greifen würden – und wer den IV-Oberösterreich-Präsidenten kennt, darf sich nach einer Abkühlphase auch Änderungen im Management erwarten.

Mit der Materie gut vertraute Personen gestehen Rosenbauer gute Wachstumschancen zu, die in den vergangenen Jahren zu wenig genutzt wurden – nicht zuletzt, weil sich die Familien, die bis vor zwei Jahren auch stets den CEO stellten, schon früher nicht immer einig waren. Diesmal waren sie es am Ende doch.

Übrigens äußerte sich auch Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz – knapp – zu seinem Einstieg ins Industriegeschäft abseits der Getränkebranche: „Rosenbauer ist ein herausragendes Unternehmen mit einer starken Marke“, ließ Mateschitz per Aussendung wissen.

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