- Unternehmensdaten: Benteler International AG
- Die Firmengeschichte von Benteler
- Die Verlegung der Konzernzentrale von Paderborn nach Salzburg
- Wer ist Hubertus Benteler?
- Die Geschäftsbereiche von Benteler
- Umsatzentwicklung Benteler 2015 - 2022
- Benteler-CEO Ralf Göttel - erstmals kein Familienmitglied an der Spitze
- Sanierung erfolgreich abgeschlossen
Unternehmensdaten: Benteler International AG
- Gründung: 1876
- Tätigkeit: Automobilzulieferindustrie, Maschinenbau, Stahlindustrie, Energie
- Firmensitz: Benteler International Aktiengesellschaft, Schillerstraße 25-27, 5020 Salzburg (seit 2010), davor Paderborn (Deutschland)
- Umsatzanteile nach Regionen: Europa 53 Prozent, Asien/Pazifik 20 Prozent, Nordamerika 21 Prozent, Südamerika 4 Prozent, Afrika 2 Prozent
- Eigentümer: Hubertus Benteler Ges.m.b.H. und der Dr. Ing. E.h. Helmut Benteler GmbH – jeweils 50 Prozent
- Management: Ralf Göttel (CEO) (seit 2017), erstmals ein CEO, der nicht zur Familie Benteler gehört; Frank Jehle (CFO), Michael Baur (Chief Restructuring Officer/CRO)
- Aufsichtsrat: Henri Steinmetz (Aufsichtsratsvorsitzender / AR Vors.)
Georg Pachta-Reyhofen (Stellvertreter des AR Vors.)
Hubertus Benteler (*1946) von 1991 bis 2017 Vorstandsvorsitzender, ab April 2017 (Mitglied des Aufsichtsrats) - Website: www.benteler.com
Unternehmenskennzahlen
- Umsatz 2022: 8,9 Mrd. Euro (+23 Prozent gegenüber 2021) (85 Prozent davon aus der Sparte Automotive, 15 Prozent stammen von Stahl/Rohre)
- Gewinn (EBITDA) 2022: 703 Millionen Euro (2021: 332 Mio. Euro)
- Mitarbeiter: 21.349 Mitarbeiter in 40 Ländern an 150 Standorten, 78 Werke, darunter in Deutschland, China, Brasilien, USA, Mexiko, Südafrika
Die Firmengeschichte von Benteler
Obwohl das Unternehmen seit 2010 seinen Sitz in Salzburg hat und nach Umsatz laut "trend-Rangliste TOP500 - Österreichs größte Unternehmen" das neuntgrößte Unternehmens Österreichs ist, kennen hierzulande nur Insider das Unternehmen.
Der im westfälischen Bielefeld im Jahre 1876 von dem damals 23-jährigen Carl Benteler übernommene Eisenwarenladen hat sich im Verlauf der über 146 Jahre zu einen Fixplatz in der Automobilgeschichte erkämpft. Rund 85 Prozent des Unternehmensumsätze kommen heute aus der Autoindustrie (diverse Fahrwerks-Komponenten, Abgas-Systeme), Stahl und Rohre tragen 15 Prozent des Gesamtumsatzes von 8,9 Mrd. Euro bei.
Nachdem das Unternehmen die ersten rund 40 Jahre hauptsächlich als Händler von Eisen und Stahl agierte, startete Eduard Benteler als Nachkommen des Gründers eine eigene Produktion von Rohren. 1916 hatte der Spross des Gründers eine Maschinenfabrik übernommen, wo die ersten gezogenen Rohre hergestellt wurden. 1923 wurde von den Standorten Paderborn und Schloss Neuhaus nahtlose und geschweißte Rohren hergestellt.
1935 stieg Benteler in das Geschäft als Automobilzulieferer ein. Im zweiten Weltkrieg produzierte Benteler Rohre für Flakgeschütze im Werk Bielefeld, das 1944 durch einen Angriff der Alliierten zerstört wurde.
Kurz nach dem Weltkrieg hatte Eduard Benteler der dritten Generation die Führung des Unternehmen übergeben, die den Wiederaufbau des Unternehmens gestartet haben. Die Geschäftsanteile hatte Eduard Benteler zu gleichen Teilen an seine Kinder Ilse, Erich und Helmut übertragen.
Eigenes Fahrzeugmodell in den 1950iger Jahren gebaut
Waren es Anfangs noch Rohre, Auspuffe und Stahl, mit in Deutschland Ford und später die halbe Autoindustrie beliefert wurde, produzierte das Unternehmens 1952 sogar selbst einen Kleinwagen. Dies dürfte aber lediglich der Liebhaberei geschuldet sein. Nur 2000 „Champion“ wurden hergestellt und verkauft. Kurzzeitig produzierte Benteler in den Nachkriegsjahren auch Kühlschränke.
1955 produzierte Benteler erstmals den eigenen Stahl. In den Jahren danach wurde das Stahlgeschäft forciert, mehrere Produktionsanlagen wurden in Betrieb genommen. Unter anderem wurden auch Unternehmensaufkäufe realisiert. So wurde 2007 der Schweizer Spezialhersteller Rohrits AG übernommen, das geschweißte Präzisionsrohre hergestellt hatte.
1974 wurde in Lingen (Ems) ein Werk für die Produktion von Elektrostahl errichtet, das bis heute noch Stahl für die Warmrohrwerke von Benteler in Dinslaken und Paderborn sowie für externe Kunden fertigt.
Relativ spät begann die Internationalisierung des Automobilzulieferers und Stahlrohrherstellers: Erst 1979 begann die weltweite Expansion mit der Eröffnung des ersten Werkes in den USA. Im Verlauf der Jahre wurden neben Distributions- und Lagerniederlassungen auch reihenweise neue Werke errichtet. Die Benteler Gruppe ist bis zum Jahr 2022 in über 40 Ländern an 150 Standorten präsent. In 78 Werken vor allem in den Ländern Deutschland, China, Brasilien, USA, Mexiko, Spanien und Südafrika präsent werden Benteler-Produkte hergestellt. Die letzte Werkseröffnung erfolgte 2019 mit einer sogenannten Smart Factory in Mos in Spanien, wo Automobilteile in einer hochautomatisierten Produktion gefertigt werden. In Spanien wurde somit das 8. Werk eröffnet.
Die Verlegung der Konzernzentrale von Paderborn nach Salzburg
Die Benteler Group, die sich nach Eigendefiniton stets als deutsches Familienunternehmen mit internationalem Fußabdruck verstanden hat, hatte sich erst im Jahr 2010 den Hauptsitz vom Stammhaus in Paderborn (Nordrhein-Westfalen) ins 700 Kilometer entfernte nach Salzburg verlegt. "Man hat damals entschieden, eine taktische Distanz zum operativen Geschäft zu haben und mehr über die Strategie zu führen“, sagte Ralf Göttel, seit 2017 CEO und Vorstandsvorsitzender von Benteler. Erstmals in der Firmengeschichte hatte das Unternehmen einen „Externen“, also kein Familienmitglied, als Chef in die Führungsspitze des Familienunternehmens berufen.
Steuerliche Gründe seien nicht ausschlaggebend gewesen. Eher schon das Interesse von Hälfteeigentümer Hubertus Benteler, wie gemunkelt wird, der Deutschland aus verschiedenen Gründen den Rücken gekehrt hatte. Die Steuerlast soll ein Grund gewesen sein. Benteler soll aber persönlich die Liebe für Österreich entdeckt und daher seinen Hauptwohnsitz schon davor nach Salzburg verlegt haben. Auf Schloss Neuhaus im Salzburger Stadtteil Gnigl residiert der Firmenpatriarch. Das Herz des Unternehmens, die Produktion, schlägt weiterhin am Rande des Ruhrpotts in Paderborn. Dort ist auch weiterhin das Innovationszentrum des Konzerns. Das "Hirn" mit der Kommandozentrale hingegen, wie es salopp heißt, steht seit 2010 im damals eigens errichteten neuen Headquarter in Salzburg.
Wer ist Hubertus Benteler?
Hubertus Benteler, Patriarch des Unternehmens in vierter Generation, gehörten 50 Prozent des Unternehmens. 1946 geboren und hat sich 2017 aus der operativen Führung zurückgezogen. Der damals 71-Jährige hatte als „einfaches Mitglied“ in den Aufsichtsrat gewechselt, nachdem er 26 Jahre das Unternehmen geführt hatte und bei der Expansion ab den 1990er-Jahren aufs Tempo gedrückt hat. Benteler hatte mit der Übernahme der Chefposition erst einmal den verbissenen Kampf innerhalb der Familie mit
Familie und Kinder von Hubertus Benteler
Öffentliche Auftritte sind dem Patriarchen und seiner Familie fremd. Die Unternehmerfamilie scheut seit jeher geradezu das Licht der Öffentlichkeit. Benteler war als Manager anders als andere Unternehmenslenker, für die Rendite das Nonplusultra, das Mantra des Kapitalismus, ist, wie das Manager-Magazin im Jahr 2004 geschrieben hatte. Der Tradition verpflichtet, achtete der Patriarch sehr genau auf den Betriebsfrieden. Auf Betriebsversammlungen hörte er besonnen die Nöte seiner Mitarbeiter an.
Die Geschäftsbereiche von Benteler
Das Unternehmen beliefert die Autoindustrie. So werden Fahrwerke, PKW-Achsen, Achsträgern Karosserien, Motoren und Abgaskomponenten produziert. Seit dem Jahr 1957 führt Benteler eine eigenes Röhren- und Stahllager. Die Distribution ist für Benteler ein bedeutender Geschäftsbereich.
Benteler zählt weltweit zu den Top-5 der Autozulieferer und steht damit in Konkurrenz mit großen Konzernen wie Magna oder Voestalpine, die ebenso als hochwertige Zulieferer immer stärker in der Autoindustrie als Hightech-Lieferanten von kompletten Systemen und vor allem auch beim Zukunftsthema E-Mobility mitmischen.
Umsatzentwicklung Benteler 2015 - 2022
Jahr | Umsatz (in Mio. €) | +/- ggü. Vorjahr in % |
2015 | 7.598,00 | 0,56 |
2016 | 7.423,00 | -2,30 |
2017 | 7.856,00 | 5,83 |
2018 | 8.072,00 | 2,75 |
2019 | 7.713,00 | -2,85 |
2020 | 6.358,30 | -17,56 |
2021 | 7.825,00 | 14,57 |
2022 | 8.954,00 | 22,9 |
Video Firmenpräsentation Benteler
Mitarbeiterentwicklung Benteler 2015 - 2022
Jahr | Umsatz (in Mio. €) | +/- ggü. Vorjahr in % |
2015 | 27.764 | 0,74 |
2016 | 27.917 | 0,55 |
2017 | 27.955 | 0,14 |
2018 | 28.578 | 2,23 |
2019 | 26.987 | -0,33 |
2020 | 24.908 | -7,70 |
2021 | 23.319 | -6,38 |
2022 | 21.349 | -8,45 |
Benteler-CEO Ralf Göttel - erstmals kein Familienmitglied an der Spitze
Trotz erstmaliger Bestellung eines Externen an die Führungsspitze versteht sich das Unternehmen selbst noch immer als Familienunternehmen, das in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft geführt, aber weltweit tätig ist. Nicht auszuschließen, dass ein Benteler in der Zukunft wieder die Führung des Unternehmens übernehmen wird.
Seit 2017 führt Ralf Göttel (Jahrgang 19966) das Unternehmen. Der CEO kommt aus den eigenen Reihen und war kein Unbekannter. Der studierte Maschinenbauer der der deutschen Top-Universität Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen. Er kam nach seiner Tätigkeit als Entwicklungsingenieur bei einem deutschen Automobilhersteller im Jahr 2010 zum Autozulieferer. Zwischen 2014 und 2018 war der Diplomingenieur Chef der Benteler Automobiltechnik GmbH, ehe er 2017 mit der Leitung der Benteler Group betraut wurde.
Seit der Stabübergabe baut Göttel vom Headquarter in Salzburg den Konzern um, trennte sich von einigen Tochtergesellschaften, die mit dem Kerngeschäft für die Zukunft nicht mehr so richtig zusammen passten. Göttel genießt in der Automobilbranche einen exzellenten Ruf.
Für die Zukunft sah sich Benteler-Chef Göttel bestens gerüstet, wie er dem trend in einem Interview im Jahr 2018 noch bestätigt hat. Der Konzern hat sich über die Jahre als globales Unternehmen aufgestellt und folgt so auch seinen Kunden aus der Autoindustrie nach. Und setzt den Fuß auch auf die Zukunftsmärkte. Dazu zählen etwa China, die USA, Mexiko und Brasilien. Damit könne das Unternehmen auch auf die Szenarien von Handels- und Währungskonflikten aktiv umgehen. „Wir glauben, dass wir Überraschungen auf dem einen oder anderen Markt abfedern können“, sagt Göttel.
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Sanierung erfolgreich abgeschlossen
Das Unternehmen geriet im Jahr 2020 finanziell in Schieflage. Mit dem aggressiven Expansionskurs etwa in die USA noch unter der Leitung von Hubertus Benteler als CEO, soll sich das Unternehmen kräftig verhoben haben. Die Mitarbeiterzahl hatte sich unter Bentelers Führung verdreifacht, der Umsatz ist von 1,3 Milliarden auf rund 7,7 Milliarden Euro (Geschäftsjahr 2019) gestiegen.
Die Banken hatten die seit Jahren anwachsenden Schulden urgiert und im Jahr 2020 endgültig den Stoppknopf gedrückt. Die Zahlen waren für die Banken ernüchternd. Es wurde sogar von einem Steuerberatungsunternehmen geprüft, ob das Unternehmen überhaupt noch sanierungsfähig sei. Nachdem im Geschäftsjahr 2018 bei einem Umsatz von acht Milliarden Euro nur ein Konzernergebnis von gerade einmal 31 Millionen Euro erzielt wurde. Über die zwei Mrd. Euro hatte sich das Unternehmen bei gut 30 Banken Banken geliehen, darunter Commerzbank, DZ Bank, LBBW, NordLB und Erste Bank.
Im Dezember 2020 hat sich Benteler-Chef Göttel mit den Banken über eine Refinanzierung der gesamten Schulden in Höhe von 1,8 Milliarden Euro geeinigt. Die Banken hatten das Unternehmen zudem zu einer Sanierung verpflichtet. Eine zusätzliche Kreditlinie in Höhe von 225 Millionen Euro sei zudem eingeräumt worden. „ Nach erfolgter Restrukturierung verlässt der eigens dafür eingesetzte Chief Restructuring Officer (CRO), Michael Baur, 2023 wieder das Unternehmen.
Investitionen in Batteriewanne-Werk vergrößert
Nach dem frühzeitig gelungenen Abschluss der Restrukturierung plant das Unternehmen Investitionen in Wachstumsmärkte, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovationen. So hat BENTELER sein auf die Produktion von Batteriewannen spezialisiertes Automotive-Werk in Schwandorf vergrößert: Die dritte Erweiterung des Standorts innerhalb weniger Jahre stärkt die Position von BENTELER in den Bereichen E-Mobilität und Leichtbau.