©6B Ark GmbH
Sandra Haus, CEO des PV-Carport-Pioniers ArkPort, über Wirtschaftlichkeit, Design und Nachhaltigkeit – und ihre Erfahrungen als Frau in der traditionell männlich dominierten Baubranche.
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TREND: Sie kommen aus der Unternehmensberatung und dem strategischen Management. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, als „grüne Gründerin“ neu durchzustarten?
SANDRA HAUS: Ich habe einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit und durch meine Beratungstätigkeit gemerkt, dass die Energiewende sehr viel Potenzial für neue Konzepte bietet. Weil ich einen sehr guten Zugang zu einem Stahlproduzenten hatte, habe ich zusammen mit Co-CEO und Mitgründer Markus Kretzschmar überlegt, welches innovative Produkt mit diesem Material möglich wäre. Es kam die zündende Idee, ein Carport mit integrierten PV-Paneelen auf den Markt zu bringen, als nachhaltige Alternative zu herkömmlich überdachten Autostellplätzen. Dafür haben wir die 6B Ark GmbH als Start-up mit Fokus auf Green Economy gegründet.
ArkPort kombiniert ein Carport mit einer PV-Anlage. Das klingt einfach, aber warum hat das bisher niemand angeboten?
Ein Carport aus dem Baumarkt ist eine einfache Konstruktion, unsere Lösung ist jedoch technisch auf einem ganz anderen Niveau. Uns waren die Sicherheit und die lange Lebensdauer besonders wichtig, daher stellen wir unsere ArkPorts auf stabile Betonfundamente. Außerdem wollten wir ein freischwebendes Modell, was statisch und architektonisch eine besondere Herausforderung darstellt. Die Vorarbeit mit Plänen, Gutachten und so weiter nahm ein Jahr in Anspruch. Weil wir als Bauunternehmen mit Stahlbauexpertise auf All-inclusive-Service setzen, mussten auch die Partner von den Subunternehmen über den Elektriker bis zur Bank, welche bei Bedarf die Leasingmöglichkeit bietet, genau ausgewählt werden. Auch beim Design setzen wir besondere Akzente: Ein ArkPort ist stylish, modern und variabel, das Aussehen lässt sich auf Wunsch sogar mit LED-Beleuchtung – gerne im Corporate Design des Kunden – aufwerten. Das zeigt: Eine innovative Idee allein ist zu wenig, es braucht Fachwissen und viel Einsatz, daraus ein marktfähiges Produkt zu machen.
Was macht einen ArkPort für Privatkunden besonders interessant?
Wer baut, wird oft allein gelassen und muss neben Geld auch sehr viel Zeit investieren. Wir nehmen unseren Kunden diese Arbeit ab und setzen auf ein Rundum-Service sowie eine transparente Kostenstruktur mit fixen Preisen. Wir beraten vor Ort und übernehmen alles von der Baugenehmigung bis zu den Informationen zu Fördermöglichkeiten. Zudem informieren wir die Kunden umfassend, wie sie mit einem ArkPort Energieautarkie erreichen können und neben dem gewonnenen Strom für die Elektromobilität auch die beste Speicherauswahl für sich treffen. Denn das ist ein enormer Vorteil der Lösung: Die errichteten E-Ladestationen können auch für andere öffentlich zugänglich gemacht werden, womit sich ein passives Einkommen schaffen lässt.
Wie profitieren Gewerbekunden?
Wie Privatkunden können auch Unternehmen ihren E-Fuhrpark mit einem ArkPort laden oder auch große versiegelte Flächen zu PV-Kraftwerken machen. Damit hilft ihnen ein ArkPort, ihre Klimaziele leichter zu erreichen und nicht nur in Sachen Umweltschutz, sondern auch bezüglich der Wirtschaftlichkeit nachhaltig zu agieren. In diesem Bereich sind die Projekte größer: Wir können mit Leichtigkeit auch mehrere Hundert oder Tausend Quadratmeter überdachen. Durch die skalierbare Größe ist ein ArkPort aber auch im gewerblichen Bereich für die kleinsten Projekte interessant, beispielsweise für überdachte Fahrradstellplätze mit Lademöglichkeit für E-Bikes oder einen nachhaltigen Golfcart-Parkplatz am Golfplatz. Alles ist möglich, und das Potenzial ist riesig, denn in Österreich gibt es viele Quadratkilometer an Parkplätzen. Bahnhöfe, Supermarktketten oder auch produzierende Betriebe haben sehr große Flächen versiegelt, die im Sommer wahre Hitzeinseln sind, mit unserer Lösung jedoch zu schattigen Oasen der Nachhaltigkeit werden können.
Mit welcher Bauzeit und welchen Kosten müssen interessierte Kunden kalkulieren? Wann amortisieren sich diese, wie lässt sich das Projekt bei Bedarf finanzieren?
Die Amortisationszeit ist mit vier bis acht Jahren sehr kurz. Ob Privat- oder Gewerbekunde, ein ArkPort rechnet sich bereits in wenigen Jahren, wohlgemerkt bei den aktuellen Strompreisen, die wahrscheinlich noch höher werden. Weil der Strom nicht nur selbst genutzt, sondern auch verkauft werden kann, gibt es darüber hinaus sogar Möglichkeiten, das Leasing mit unserem Partner Oberbank AG und den Stromverkauf so zu kombinieren, dass die Einnahmen möglicherweise höher sind als die Leasingrate. Der Preis ist von der Größe abhängig – wir fertigen ja alles nach Maß –, aber selbst für private Haushalte liegt er im leistbaren Bereich. Was die Geschwindigkeit angeht: Wir arbeiten sehr schnell. Die Aufstellung selbst nimmt nur wenige Tage in Anspruch, auch von der Baugenehmigung bis zur Inbetriebnahme vergehen nur wenige Wochen. Es hilft natürlich, wenn wir schon bei der Planung einer neuen Immobilie eingebunden werden, notwendig ist es allerdings nicht: Wir brauchen nichts anderes als den Platz und übernehmen die gesamte Abwicklung.
Können Kunden die Lösung mit bestehenden PV-Anlagen kombinieren beziehungsweise Förderungen in Anspruch nehmen?
Ja, ArkPort lässt sich sowohl als Alternative zur PV-Anlage am Dach nutzen als auch als Ergänzung dazu, denn bei bestehenden PV-Anlagen ist es ganz einfach, einen ArkPort zusätzlich in das System zu integrieren. Was Förderungen angeht: Die gibt es, doch weil der Förderdschungel in Österreich sehr undurchsichtig ist und sich ständig ändert, haben wir einen Mitarbeiter, der immer auf dem neuesten Stand ist und die individuellen Möglichkeiten genau erklären kann. Und auch der Nullsteuersatz für PV-Anlagen bis 35 Kilowattpeak, der bis Ende 2025 gilt, bietet interessierten Privatkunden ein sehr gutes Zeitfenster, sich für einen ArkPort zu entscheiden und dabei vom Steuervorteil zu profitieren.
Was ist Ihre Vision: Wo sehen Sie das Unternehmen in fünf Jahren?
Im Gegensatz zu vielen anderen Start-ups sind wir von Anfang an Cashflow-positiv und wollen auch in Zukunft profitabel arbeiten: Wir wollen einen ArkPort nach dem anderen errichten und auch neue Modelle vorstellen. Unsere Vision ist, in Österreich keinen ungenutzten Parkplatz mehr zu sehen. Dabei setzen wir auf ein vernünftiges und solides Wachstum und wollen auch bei unserer geografischen Expansion mit verlässlichen Partnern vorgehen – geplant sind zunächst Deutschland und CEE.
Sie sind als Frau erfolgreich in einer von Männern dominierten Branchetätig. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Ich habe nur positive Erfahrungen gemacht: Ich werde wahrgenommen und respektiert, wobei es anfangs für einige Männer eine Umstellung war, mit einer Frau über technische Themen zu sprechen. Auch dabei kann ich meine Erfahrung aus der Unternehmensberatung sehr gut nutzen, denn Consulter müssen gut mit Menschen umgehen können. Was mir auch sehr positiv auffällt, ist das „Wir-Gefühl“ der Frauen in diesem Bereich: Frauen aus der Technik- und Baubranche halten zusammen.