Die Familie Heinzel gehört mit ihrer Heinzel Holding zu den wichtigsten Vertretern der heimischen Papierindustrie und im Papierhandel Zentral- und Osteuropas. Ihre Unternehmen erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von 2,77 Milliarden €. Im trend TOP 500-Ranking auf Rang 46.
von
FACTS: Heinzel Holding GmbH
Gegründet: 1991
Unternehmenssitz: Wagramer Straße 28-30, 1220 Wien
Mitarbeiter: 2.447
Tätigkeiten: Papierherstellung, Holding und Beteiligungsverwaltung
Umsatz 2022: 2,777 Mrd. €
Gewinn [EBIT] 2022: 214 Mio. €
Eigentümer: Familie Heinzel: EMACS Privatstiftung (49,9807%), Alfred Heinzel Beteiligungs GmbH (34,603%), Sebastian Heinzel Beteiligungs GmbH (15,4163%)
Vorstand: Kurt Maier (CEO), Sebastian Heinzel (CSO), Barbara Potsik-Eibensteiner (CFO), Ingrid Gruber, Klaus Vlach
Aufsichtsrat: Alfred Heinzel (ARVors), Alexander Riklin (ARVorsStv), Matthias Heinzel, Johannes Christoph Heinzel, Frank Hensel, Johannes Klezl-Norberg, Riia Sillave
Website: heinzel.com
Geschichte der Heinzel Group
Die Geschichte der Heinzel Gruppe beginnt 1991. In diesem Jahr kaufte Alfred Heinzel seinem Onkel Wilfried das Handelsunternehmen Wilfried Heinzel AG ab. Das Unternehmen firmiert heute als Heinzel Sales.
Alfred Heinzel stand jedoch der Sinn nach mehr. Der studierte Maschinenbauer hatte seine berufliche Karriere bei Laakirchen Papier begonnen. Die Papierfabrik Laakirchen gehörte damals ebenfalls seinem Onkel Wilfried. Nachdem Wilfried Heinzel das Werk an den schwedischen SCA-Konzern verkauft hatte, ging Alfred Heinzel selbst zu SCA und bekleidete einen Posten im Vorstand des Stockholmer Unternehmens.
Zur Jahrtausendwende (2000) wurde Alfred Heinzel Aufsichtsratsvorsitzender der staatlichen österreichischen Beteiligungsverwaltung ÖIAG (heute ÖBAG) und kaufte im selben Jahr die seit 1905 bestehende Zellstofffabrik in Pöls (Steiermark), die heutige Heinzel Pöls, einen der größten Hersteller von ECF-Langfasersulfatzellstoff (Elementar-ChlorFreigebleicht).
Es folgten weitere Akquisitionen: Die tschechische Biocel Paskov (2001), von 2004 bis 2011 wurde die Estonian Cell in Estland schrittweise übernommen.
2010 bzw. 2012 wurde Biocel Paskow wieder abgegegeben, dafür kam Europapier zu der Gruppe hinzu, inklusive des Papiergroßhandelsgeschäfts von PaperlinX in Ungarn, der Slowakei, Slowenien, Kroatien und Serbien.
Im Jahr 2013 gelang es Heinzel schließlich, die Laakirchen Papier AG von SCA zurückzukaufen. Im gleichen Jahr übernahm Heinzel auch 51 % am Recycling-Spezialisten Bunzl & Biach und stieg damit groß in das Geschäft des Altpapier-Recyclings ein.
2014 begann die Gruppe in Estland mit der Errichtung einer Biogas-Anlage, die heute die größte in dem baltischen Staat ist.
Die Expansion der Heinzel Group zu einem der größten Papierhersteller in Europa war damit noch nicht zu Ende. 2016 wurden die Wellpappenrohrpapierfabrik Raubling und die Chiemgau Recyclingübernommen.
In den dazwischen liegenden und darauf folgenden Jahren wurden die Standorte ausgebaut, neue Maschinen eingeführt und weitere Schritte in Richtung Recycling und Biogas-Herstellung unternommen.
Die Heinzel Gruppe steht unter dem Dach der Heinzel Holding GmbH mit Sitz heute in Wien. Neben der Papierherstellung befasst sich die Holding auch mit Stromerzeugung, Agrarwirtschaft und der Immobilienwirtschaft.
Umsatzentwicklung Heinzel Group
Jahr | Umsatz (Mrd. €) | +/- ggü. Vorjahr in % |
---|---|---|
2015 | 1,48 | 5,25 |
2016 | 1,76 | 19,11 |
2017 | 1,82 | 3,02 |
2018 | 2,06 | 13,67 |
2019 | 1,91 | -7,16 |
2020 | 1,61 | -15,92 |
2021 | 2,04 | 26,46 |
2022 | 2,77 | 36,27 |
Umsatzentwicklung Heinzel Group 2015 - 2022
Produktion und Vertrieb der Heinzel Group
Zu den Industriestandorten der Heinzel Group zählen Zellstoff Pöls (Steiermark), Laakirchen Papier (Oberösterreich), Raubling Papier (Bayern) und Estonian Cell (EST).
In den dortigen Fabriken werden unter dem Dach der Heinzel Holding GmbH Marktzellstoffe und Verpackungspapiere hergestellt. Damit zählt die Gruppe zu den wichtigsten Herstellern in diesem Bereich in Mittel- und Osteuropa.
Im Handel ist heinzelsales mit weltweit 29 Niederlassungen tätig. Gehandelt wird mit Zellstoff, Papier und Karton in über 100 Ländern. 2021 lag die Verkaufsmenge von heinzelsales bei 2.583.216 Tonnen.
Europapier ist außerdem das führende Papiergroßhandelsunternehmen in Mittel- und Osteuropa. Jährlich werden 549.286 Tonnen mit einem Umsatz von 571,4 Mio. € gehandelt. Die Produkte von Europapier befinden sich im Bereich der Büro- und Druckerpapiere, Karton und Werbetechnik, Hygieneprodukte und industriellen Verpackungslösungen. Beliefert werden u.a. Druckereien, Verpackungsverarbeiter, Büropapierhändler, Industrie und Gewerbe. Europapier hat seinen Sitz in Wien und weitere Tochtergesellschaften in 13 Ländern.
Im Altpapierhandel agiert Bunzl & Biach als größter Händler Österreichs und als führender Großhändler in Mittel- und Osteuropa.
Mitarbeiterentwicklung Heinzel Group
Jahr | Mitarbeiter | +/- ggü. Vorjahr in % |
---|---|---|
2015 | 2.135 | 1,43 |
2016 | 2.406 | 12,69 |
2017 | 2.409 | 0,12 |
2018 | 2.493 | 3,49 |
2019 | 2.546 | 2,13 |
2020 | 2.467 | -3,10 |
2021 | 2.411 | -2,27 |
2022 | 2.447 | 1,49 |
Mitarbeiterentwicklung Heinzel Group 2015 - 2022
Produkte der Heinzel Group
Standort Pöls
In Pöls werden verschiedene Zellstoffe produziert, darunter der elementar chlorgebleichte (ECF) Langfaser-Sulfatzellstoff. Jährlich werden im Werk in Pöls 400.000 Tonnen davon im Flash- und Bogenformat produziert. Das Werk hat sich zur Einhaltung der FSC- und PEFC Standards verpflichtet.
Weiters wird in Pöls STARKARFT-Papier, ein hochwertiges gebleichtes Kraftpapier, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1.200 m pro Minute hergestellt. In Estland wird Kurzfaser-Zellstoff hergestellt. 185.000 Tonnen Expen-BCTMP (Bleached Chemo Thermo Mechanical Pulp) unterschiedlicher Sorten werden dort jährlich produziert. Dieser Zellstoff dient vorrangig zur Verarbeitung in Druck- und Schreibpapiere, Pappe, Hygieneprodukte und Spezialpapiere.
Standort Laakirchen
In Laakirchen werden graphische Papiere für Magazine, Kataloge, Werbematerialien und Zeitungsbeilagen hergestellt. Diese sind ungestrichene Publikationspapiere (SC-Papiere) und laufen unter dem Namen „grapho“. In diesem Standort und auch in Raubling werden auch Wellpappenrohpapiere namens „Starboard“ hergestellt. Diese dienen als Basis für umweltfreundliche Verpackungslösungen.
Biogas
Die Heinzel Gruppe stellt in ihren Werken in Pöls und in Estland neben Zellstoff auch grüne Energie her.
Produktionskreislauf der Heinzel Group
Der erste Schritt ist die Besorgung von Rohstoffen für die Papier- und Verpackungsproduktion. Das Unternehmen gibt an, nur Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft von verlässlichen Partnern für ihre Produktion zu verwenden. Neben dem neuen Holz, welches in Zellstoff umgewandelt wird, benutzt die Produktion auch recycelte Materialien.
Gemeinsam mit Bunzl & Biach wird Altpapier gesammelt und sortiert, um es wieder in die Papierproduktion mit aufzunehmen oder an Dritte weiterzugeben. Dieser Vorgang kann pro Faser etwa 25-mal wiederholt werden.
Auf sechs Papiermaschinen in Laakrichen, Raubling und Pöls werden nachhaltige Verpackungs- und Publikationspapiere aus diesen Rohstoffen produziert und anschließend an den internationalen Handel geliefert. Die Gruppe ist mit den Marken heinzelsales und Europapier im Vertrieb von Zellstoff, Papier und Verpackungen aktiv. Mit Stand 2021 wurden insgesamt 112 Länder versorgt.
Nachhaltigkeitskonzept der Heinzel Group
In der Produktion wird neben der Rohmaterialbeschaffung auch auf Abwasseraufbereitung gesetzt. So wird ein Großteil des in der Produktion benötigten Wassers wieder gesäubert und in nahegelegene Flüsse zurückgeleitet.
Zur Gruppe gehört auch Heinzel Energy (Heinzel EMACS Energie GmbH). Das Unternehmen dient der Projektentwicklung im Bereich der Erneuerbaren Energien. Es werden Wasserkraftwerke an der Pöls und Traun betrieben, welche den Strom für die Standorte Zellstoff Pöls und Laakrichen Papier liefern.
2021 nahm die Heinzel Group auf den Dächern der Laakirchen Papier AG eine der größten Auf-Dach-Photovoltaikanlagen Österreichs in Betrieb. Mit deren Energie können bis zu 850 Haushalte versorgt werden. Zusätzlich werden mit der Anlage jährlich 800 Tonnen CO2 eingespart. Solche Photovoltaikanlagen sind seit 2018 in kleinerem Maßstab auch auf den Verwaltungsgebäuden von Bunzl & Biach angebracht.
Die Domaine Albrechtsfeld, ein landwirtschaftlicher Gutsbetrieb im Burgenland, der sich im Besitz der Familie Heinzel befindet, ist ein wichtiger Teil im Nachhaltigkeitskonzept der Gruppe. Auf der Domaine Albrechtsfeld werden rund 1.000 ha Eigengrund und rund 400 ha Zupachtung biologisch bewirtschaftet. Zudem in Albrechtsfeld auch Photovoltaik-Großanlagen und ein Windpark betrieben.