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Huawei: Smartphones, Tablets & Autos aus China [PORTRÄT]

Aktualisiert
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13 min
Huawei-Schild
Huawei-Schild©Elke Mayr
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Huawei ist einer der weltweit größten Telekommunikationsausrüster. Führend bei der 5G-Technologie. Und heftig umstritten. Das chinesische Unternehmen im Porträt.

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Facts: Die wichtigsten Zahlen und Fakten zu Huawei

  • Name: Huawei Technologies Co., Ltd

  • Gründung: 1987

  • Firmensitz: Huawei Headquarters Bantian, Shenzhen, VR China

  • Zahl der Beschäftigten: ca. 197.000 (2020), ca. 55 Prozent tätig in Forschung und Entwicklung

  • Hauptsächliche Geschäftsbereiche: Telekommunikation (Ausrüstung und Hardware)

  • Umsatz: 99,92 Mrd. US-Dollar (2021), Gewinn: 17,8 Mrd. US-Dollar (2021)

  • Eigentümer: Mitarbeiter (über das Employee Stock Ownership Program) sowie Firmengründer Ren Zhengfei

  • Management: Board of Directors mit 16 Mitgliedern, der Vorsitz des Boards wechselt alle sechs Monate

  • Börsenkennzahl (ISIN): HK0000HWEI11

Bei Huawei handelt es sich um ein Telekommunikationsunternehmen aus dem chinesischen Shenzhen. Etwa 200.000 Mitarbeiter:innen sind bei Huawei beschäftigt. Neben Carrier Networks, Cloud Computing, Breitbandnetzen sowie LTE-Systemen für Unternehmen ist Huawei für Systeme zur Überwachung des öffentlichen Raums bekannt. Für den Endkundenbereich stellt der Konzern in erster Linie Smartphones, Tablets, Laptops, Wearables, Kopfhörer, Lautsprecher und Router her.

Tochtergesellschaften von Huawei

  • Huawei Investment & Holding Co., Ltd

  • Huawei Technologies Services (regional verschiedene Ableger)

  • HiSilicon

Huawei - Die Unternehmensgeschichte

Die Infrastruktur der Telekommunikation war im China der 1980er-Jahre noch völlig unterentwickelt. Die Kommunistische Partei und die von ihr gestellte Regierung beschlossen 1987, ein Telekommunikationsunternehmen zu gründen, das im Wesentlichen nach dem Vorbild ausländischer Konkurrenten funktionierte. Die Firma erhielt den Namen Zhōnghuá yǒuwéi, was so viel bedeutet wie „das vielversprechende China“, abgekürzt Huawei.

Huawei’s Company Story

In den ersten Jahren importierte Huawei in erster Linie Telefonanlagen aus dem damals britischen Hongkong und verkaufte diese in China weiter. Gleichzeitig baute Ren Zhengfei, der Gründer und Unternehmenschef, aber auch eine eigene Abteilung für Entwicklung und Forschung auf, die 1993 ein neuartiges und leistungsstarkes Telefonvermittlungssystem entwickelte. Zunächst wurde es in ländlichen Regionen eingesetzt, breitete sich aber immer weiter aus.

Der hauptsächliche Grund, weswegen Huawei ab 1996 beständig an Bedeutung gewann, lag jedoch anderswo. Denn in diesem Jahr fasste die Regierung den Beschluss, dass chinesische Telekommunikationsfirmen ab sofort gefördert werden sollten. Gleichzeitig schränkte die Staatsmacht den Marktzugang für Anbieter aus dem Ausland drastisch ein.

Als Hongkong am 1. Juli 1997 nach 156 Jahren Kolonialherrschaft der Briten an China zurückgegeben wurde, ging Huawei die erste internationale Kooperation ein und expandierte in den folgenden Jahren immer weiter. In China nahm Huawei weitere Zentren für Forschung und Entwicklung in Betrieb – und begann im Jahr 2000 mit der Expansion nach Europa. Hier, genauer gesagt in Stockholm, eröffnete der Konzern zunächst ebenfalls eine Forschungseinrichtung.

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Der damalige britische Botschafter George Osborne (L) und Huawei CEO und Gründer Ren Zhengfei im Jahr 2013

 © Getty Images

Cisco vs. Huawei

2002 verklagte Cisco, ein kalifornischer Hersteller von Netzwerkkomponenten, Huawei. Cisco warf dem chinesischen Unternehmen vor, zu plagiieren. Software- wie Hardwareteile von Huawei würden Produkten von Cisco zu sehr ähneln, so lautete der Vorwurf. Ein US-amerikanisches Gericht bestätigte die Anschuldigung und gab Cisco Recht, jedenfalls im Softwarebereich habe Huawei tatsächlich kopiert. Die Konzerne einigten sich schließlich außergerichtlich, Cisco ließ die Vorwürfe Ende 2004 fallen.

Der Streit stellt im Rückblick die Auftaktepisode dar zu einer ganzen Reihe an Auseinandersetzungen mit den USA, doch dazu später ausführlich. 2007 zog Huawei erst einmal den Zorn der Europäer auf sich. Huawei hatte die Mitarbeit bei der Internet Engineering Task Force (IETF) dazu genutzt, um auf ein dort gemeinsam mit anderen Unternehmen entwickeltes Verfahren Patentschutz beim Europäischen Patentamt anzumelden.

Allerdings war der Auslandsmarkt zu dieser Zeit bereits wichtiger für Huawei als der heimische. Schon 2005 hatten die Umsätze im Ausland erstmals die des Inlands übertroffen. 2007 beschloss der Konzern ein Joint-Venture mit dem US-Unternehmen Symantec in den Geschäftsfeldern Computing-, Speicher-, Netz-, und Sicherheitstechnologien, Anfang 2008 erfolgte die Gründung der gemeinsamen Firma Huawei Symantec (die Huawei 2011 schließlich komplett übernehmen sollte). Seit 2016 besteht zudem eine Allianz mit der deutschen Leica Camera AG, deren Ziel die Entwicklung immer hochwertigerer Kameras für die Smartphones von Huawei ist.

Streit mit den USA

Doch zurück zum Streit zwischen Huawei und den USA, der ein eigenes und umfassendes Kapitel in der Firmengeschichte darstellt. Bereits in der Konfrontation mit Cisco war mit einem Gericht ja ein Staatsorgan involviert; im Jahr 2014 sickerte dann durch, dass die National Security Agency (NSA) das chinesische Unternehmen ausspioniert hatte. Im Mai 2019 untersagte die US-Regierung unter Trump amerikanischen Unternehmen, Geschäfte mit ausländischen Firmen zu tätigen, die Schwachpunkte in der Kommunikationstechnik ausnutzten. Davon ging man in der Trump-Regierung inzwischen aus. Das US-Handelsministerium wies direkt Google an, einen Teil der Kooperation mit Huawei zu unterlassen. Google entwickelt unter anderem das mobile Betriebssystem Android, das auf Huawei-Smartphones zum Einsatz kommt.

Nur sechs Tage nach der Ankündigung der Sanktionen ruderte Trump zurück, da Huawei viele Komponenten für US-Mobilfunknetze bereitstellt. Einen Monat nach der Verhängung sagte der US-Präsident dem chinesischen Staatschef Xi Jinping zu, die Sanktionen zu lockern. Im September desselben Jahres ging Huawei in die Offensive und warf den USA vor, den Konzern zu schädigen und eine Kampagne gegen diesen zu fahren.

2020 nahm der Konflikt um eine weitere Eskalationsstufe zu. Im August, etwa drei Monate vor der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten, verschärfte die US-Regierung die Sanktionen wieder und verhängte ein Handelsembargo gegen Huawei. Dieses führte letztlich dazu, dass das Unternehmen die Produktion seiner Smartphones um 74 Prozent zurückfahren musste: Huawei konnte viele Bauteile nicht kaufen, die für die Fertigung von Smartphones benötigt werden.

Als nach der Wahl von Joe Biden die Trump-Administration nur noch geschäftsführend im Amt war, stellte die scheidende Regierung im Dezember 2020 eine Blacklist von 689 Unternehmen zusammen, davon 296 aus China – und unter ihnen auch Huawei. US-Behörden waren zu der Auffassung gekommen, dass diese Firmen US-technologisches Know-how an das chinesische Militär weiterreichen könnten.

Die jüngste Volte erfuhr die verbittert geführte Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und Huawei im November 2022, als die Biden-Regierung sowohl den Verkauf als auch die Einfuhr von Kommunikationsgeräten der Marke Huawei verbot. Zuvor war die Federal Communications Commission (FCC) zu der Einschätzung gelangt, dass Huawei-Geräte ein zu hohes Risiko für die nationale Sicherheit der USA darstellten. Die FCC ist eine US-Bundesbehörde, die die Kommunikationswege über Kabel, Satellit und Rundfunk regelt und die Zulassungen von Computern, Fernsehern und Radiogeräten steuert.

Marktanteil Huawei-Smartphones

Bedingt durch die harten Beschränkungen und Restriktionen, verlor Huawei an weltweiten Marktanteilen, wenn es um ihre Smartphones ging.

So kam Huawei im Jahr 2022 auf einen Marktanteil von lediglich 5,25%. Spitzenreiter in Sachen Smartphones ist Samsung, mit einem weltweiten Marktanteil von 27,38 %. Dicht gefolgt von Apple mit 26,98 %.

Smartphone-Modelle von Huawei

Huawei hat fünf Smartphone-Linien auf den Markt gebracht.

  • P-Serie

  • Mate-Serie

  • G-Serie

  • Y-Serie

  • Nova-Serie

Huawei in Österreich

In Österreich wird Huawei in erster Linie als Anbieter von Smartphones wahrgenommen, wobei das Unternehmen hierzulande auch Kopfhörer, Smartwatches, Tablets und sogar Laptops verkauft. Die Nachfrage nach Mobiltelefonen hat im Vergleich zu früheren Jahren zuletzt allerdings deutlich nachgelassen. Die Komponenten, die das Unternehmen für das österreichische 5G-Netz bereitstellt, sind kaum der Erwähnung wert.

Die österreichische Repräsentanz von Huawei befindet sich im IZD Tower in Wien. Seit 2007 ist der Konzern in Österreich tätig und beschäftigt hier etwa 125 Mitarbeiter:innen. Seit November 2021 leitet Harvey Zhang als CEO die österreichische Dependance von Huawei.

Geschäftsfelder von Huawei

  • Carrier Networks

  • Cloud Computing

  • Breitbandnetze

  • LTE-Systemen

  • Consumer (Smartphones, Tablets, Laptops, Wearables, Kopfhörer, Lautsprecher etc.)

  • Systeme zur Überwachung des öffentlichen Raums

  • Automobilindustrie

Die entscheidenden Geschäftsbereiche von Huawei sind heute Carrier Networks, Cloud Computing, Smartphones, Tablets, Breitbandnetze sowie LTE-Systeme. Dabei stellt der Konzern sowohl Endgeräte für Privatnutzer her als auch Lösungen im B2B-Bereich, also für Unternehmen. Im Bereich der Überwachung des öffentlichen Raums ist Huawei ebenfalls vertreten und stellt – unter anhaltender Kritik – für China und andere Staaten die technischen Mittel für diese staatliche Kontrolle zur Verfügung.

Autos mit Huawei-Technologie

In einem anderen Sektor bemüht sich Huawei seit einigen Jahren ebenfalls um einen Einstieg: in der Automobilindustrie. Dabei geht es in erster Linie um die Entwicklung von Systemen, die für das autonome Fahren benötigt werden. Seit 2020 arbeitete Huawei gemeinsam mit dem chinesischen Pkw-Hersteller Changan Auto und dem Batteriezellenproduzenten CATL an der Entwicklung einer Plattform, die für viele Fahrzeuge nutzbar sein soll. Die Unternehmen entwickelten die Automarke Avatr und präsentierten im Sommer 2022 das erste Auto, einen elektrisch angetriebenen SUV mit einer Leistung von 578 PS.

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Huawei Seres sf5

 © Getty Images

Bereits im Dezember 2021 wurde das hybride SUV M5 der ebenfalls neuen Marke Aito vorgestellt; der Wagen kam im Februar 2022 in den Verkauf. Im Juli 2022 folgte dann die vollelektrische Version dieses Fahrzeugs. Im April 2022 präsentierte Aito den höherklassigen M7 mit seriellem Hybridantrieb. Auf absehbare Zeit dürfte Huawei mit diesen Fahrzeugen allerdings nur für den asiatischen Markt interessant sein.

Huawei Umsatz und Gewinn

Jahr

Umsatz (in Mrd. $)

Gewinn (in Mrd. $)

2016

81,83

5,81

2017

94,71

7,45

2018

113,16

9,31

2019

134,75

9,83

2020

139,86

10,14

2021

99,92

17,84

Umsatz- und Gewinnentwicklung Huawei 2016 - 2021

Zukunft von Huawei in Europa

Doch wie ist der Konzern heute in Europa aufgestellt? Zwar hatte Huawei 2019 auch Ärger mit der Europäischen Kommission, ähnlich wie in den USA standen Sanktionen gegen das Unternehmen im Raum. Doch die Kommission sah Anfang 2020 davon ab, Huawei vom Markt der Betreiber von 5G-Mobilfunknetzen auszuschließen. Sowohl die 4G- als auch die 5G-Netze, die die Firma heute in Europa unterhält, galten als zuverlässig und günstig. Doch mit Russlands Krieg in der Ukraine hat auf diesem Markt ein Umdenken eingesetzt.

Denn so, wie Europa vorher vom russischen Gas abhängig war, sieht sich der Kontinent bei Mobilfunknetzen nun abhängig von Huawei als Bereitsteller. Dementsprechend hat sich der Markt 2022 geöffnet, wovon insbesondere Ericsson und Nokia als 5G-Betreiber profitieren. Hier hält Huawei nur noch 22 Prozent der Marktanteile. Erste Gerüchte, wonach sich Huawei ganz aus dem europäischen Markt zurückziehen könnte, machten bereits die Runde. Das erschien allerdings übertrieben, schließlich hatte Huawei erst kurz zuvor seine bis dahin getrennten Regionen Nord-/Osteuropa und Westeuropa zu einer Gesellschaft vereinigt. Zudem hat das Unternehmen durch die US-Sanktionen ohnehin genügend Druck in ausländischen Märkten.

Gleichwohl wurde im Sommer 2022 ein Huawei-internes Memo geleakt, verfasst von Ren Zhengfei. Darin forderte der Firmengründer, dass es in den kommenden Jahren vor allem wichtig sei, keine allzu kühnen Erwartungen aufzubauen. Stattdessen gehe es Ren zufolge darum, sich bis 2025 darauf zu fokussieren, dass das Unternehmen überlebe. Ren sieht ein „schmerzhaftes“ Jahrzehnt heraufziehen, weil die Weltwirtschaft momentan am Beginn einer lang anhaltenden Rezession stehe.

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