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Was widersprüchlich klingt, beschreibt in Wahrheit treffend die aktuellen Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen in Europa: Wer Vollgas geben möchte und dabei gebremst wird, kommt nicht vom Fleck. So wird es für forschungsbasierte Pharmaunternehmen nahezu unmöglich, ihrem eigenen Anspruch gerecht zu werden, das heißt, zu forschen, neue Produkte und/oder Prozesse zu entwickeln und damit zur Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten beizutragen.
Barriere Bürokratie
Keine Frage: Regeln sind notwendig. Aber ihr Wildwuchs hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass sie wie Hindernisse für neue Arzneimittel wirken. Sie kosten Unternehmen immer mehr Zeit und Geld, die sie lieber in ihre eigentliche Arbeit investieren würden. Besonders kleine und mittelständische Betriebe stoßen dabei an ihre Grenzen. Die Folge: Europa und somit auch Österreich wird für Unternehmen immer unattraktiver, und für die wenigen, die noch da sind, wird es immer schwieriger, ihre Innovationsprojekte erfolgreich umzusetzen. Vor 25 Jahren kamen noch rund die Hälfte aller neuen Therapien aus Europa, heute ist es nur noch ein Fünftel. Auch die dafür nötigen Arzneimittelstudien sind im Europäischen Wirtschaftsraum stark zurückgegangen.
Abwasser im Getriebe
Jüngst ist eine weitere Bürde dazugekommen, unter der einige Unternehmen wohl ihren letzten Seufzer in Europa machen werden. Die Rede ist von der auf EU-Ebene beschlossenen Verordnung zur vierten Abwasser-Klärstufe. Sie verpflichtet die pharmazeutische Industrie dazu, für den Großteil der Abwasserreinigungskosten aufzukommen, obwohl auch viele andere Branchen Abwasser erzeugen. Das müssen sie, zusammen mit den eklatanten Ausgabensteigerungen der letzten Jahre, irgendwie kompensieren. Was sie nicht tun können, weil gesetzlich geregelt: die Preise ihrer Medikamente einfach zu erhöhen. Eine Sackgasse also.
Kann Europa noch gewinnen?!
Im politischen Cockpit geht es also um die Entscheidung, wohin Europa steuert: Wenn die Bestimmungen so bleiben, führt das zwangsläufig ins Aus, und zwar mit Vollgas. Längst schon befinden wir uns im Wetbewerb, welche Standorte weltweit attraktiv sind. Europa und auch Österreich müssen hier gewinnen – für eine gute medizinische Versorgung für uns alle!