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Shell - Mineralöl-Riese macht sich bereit zur Energiewende

Aktualisiert
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14 min
Der internationale Öl- und Gasmulti Shell hat sich der Energiewende verpflichtet. Bis 2050 soll der Konzern ein Emission-Zero-Unternehmen sein. In Österreich gibt es rund 260 Shell Tankstellen.
Der internationale Öl- und Gasmulti Shell hat sich der Energiewende verpflichtet. Bis 2050 soll der Konzern ein Emission-Zero-Unternehmen sein. In Österreich gibt es rund 260 Shell Tankstellen.©Elke Mayr
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Als Mineralölkonzern ist Shell zu einem der größten Unternehmen der Welt gewachsen. Bis 2050 soll Shell ein emissionsfreies, Zero-Emission-Unternehmen sein. Dafür werden Milliarden in erneuerbare Energien investiert. Ein Porträt.

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FACTS: Shell plc

  • Gegründet: 1907 von den Brüdern Marcus Samuel und Samuel Samuel

  • Unternehmenssitz: Shell Centre, London SE1 7NA, United Kingdom

  • Firmenname: Shell plc (bis Januar 2022 Royal Dutch Shell plc)

  • Mitarbeiterzahl: 86.000

  • Hauptsächliche Geschäftsbereiche: Förderung und Vertrieb von Erdöl und Erdgas, Raffination, Erzeugung und Verkauf von Treibstoffen

  • Umsatz, Gewinn (2022) : 381,3 Mrd. $ Umsatz, 39,9 Mrd. $ Gewinn

  • Eigentümer: Aktiengesellschaft, Hauptaktionäre: BlackRock (8,71 %), The Vanguard Group (3,66 %), Norges Bank (2,85 %), Legal & General Investment Management (1,72), SSgA Funds Management (1,12 %)

  • Management: Wael Sawan (CEO), Sinead Gorman (CFO), Harry Brekelmans (Technologie, Projekte), Tjerk Huysinga (Investor Relations), Caroline Omloo, Andrew John Gowdy Morrison (Sales, Marketing), Huibert Hans Vigeveno (Downstream), Steve Hill, Zoë Yujnovich (Upstream), Kirsten Smart

  • Aufsichtsrat: Andrew Mackenzie (Vorsitz), Yiu Kiang Goh (Stv. Vorsitz), Catherine Jeanne Hughes, Ann Frances Godbehere, Neil Andrew Patrick Carson, Dick Boer, Martina T. Hund-Mejean, Abraham Schot, Jane Holl Lute, Wael Sawan

  • Börsen-Kennzahl: GB00BP6MXD84

Shell plc im Überblick

Shell plc, bis zum Jahr 2022 Royal Dutch Shell plc ist eines der größten Erdgas- und Mineralöl-Unternehmen der Welt. Das Unternehmen ist über 140 Ländern aktiv und beschäftigt über 85.000 Mitarbeiter.

Zur Shell-Gruppe gehörten mit Stand Ende 2021 ein weltweites Tankstellen-Netz mit mehr als 46.000 Tankstellen und 11 Raffinerien.

Das Jahr 2022 war für Shell ein Rekordjahr. Bei einem Umsatz von 381,3 Mrd. $ konnte der Konzern einen Gewinn von 39,9 Mrd. $ verbuchen.

70 % des Nettoumsatzes entfallen auf die Raffination und Vertrieb von Treibstoffen, 23,5 % auf die Erdöl- und Erdgasexploration (und Fracking aus Ölsanden), 6,5 % aus petrochemischen Produkten. Shell gehört mit seinem Fokus auf fossile Brennstoffe zu den größten CO2 Emittenten der Erde

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Wael Sawan, CEO Shell seit Jänner 2023

 © Miquel Gonzalez

Erneuerbare Energien haben bislang noch einen sehr kleinen Anteil am Umsatz des Konzerns. Bis 2050 soll der Konzern nun die Energiewende schaffen und zu einer profitablen Emission-Zero-Company werden. Dafür werden zig Milliarden in die Entwicklung alternativer Technologien und in den Ausbau erneuerbaren Energien investiert.

Mit Jänner 2023 kam es zu einem Führungswechsel im Shell-Konzern. Wael Sawan wurde zum neuen CEO ernannt. Er folgte damit auf den Niederländer Ben van Beurden, der den Shell-Konzern seit 2014 geführt hatte und die Energiewende in dem Unternehmen eingeleitet hat.

Shell CEO Wael Sawan über die Zukunft von Shell

Shell Umsatz und Gewinn

Jahr

Umsatz (in Mrd. $)

Ergebnis nach Steuer (in Mrd. $)

2016

264,96

4,58

2017

233,59

12,98

2018

305,18

23,35

2019

344,88

15,84

2020

180,54

-21,68

2021

261,5

20,1

2022

381,3

39,9

Umsatz- und Gewinnentwicklung Shell 2016 - 2022

Firmengeschichte: Die Ursprünge von Shell

Die Ursprünge der Unternehmensgruppe finden sich in einem 1833 von Marcus Samuel im Londoner Eastend gegründeten Kuriositätengeschäft. Ein Großteil des Handels in seinem Geschäft beruhte auf Muscheln, die im viktorianischen England als Sammel- und Schmuckobjekte sehr beliebt waren. Marcus Samuel importierte die Muscheln (sea-shells) aus Fernost.

Sein beiden Söhne Marcus und Samuel übernahmen das Geschäft und entwickelten es zu einem Import-Export-Handel weiter. Daraus entstand ein Transportunternehmen, das sich auf den Transport von Kerosin für die damals üblichen Kerosin-Lampen spezialisierte.

Um 1890 traf das Unternehmen eine wegweisende Entscheidung und baute unter dem Namen "The Shell Transport and Trading Company plc." Tankschiffe zum Öltransport. Ergänzt wurde dieses Transportgewerbe durch die Förderung von einem Öl-Quellen-Fund in Borneo im Jahre 1897 und durch die Raffinierung von Öl. Der etablierte Firmenname und das Kammmuschel-Logo wurden dabei beibehalten.

1907 fusionierte Marcus Samuel seine "Shell Transport and Trading Company plc" mit der "N.V. Koninklijke Nederlandse Petroleum Maatschappij tot Exploitatie van Petroleumbronnen in Nederlandsch-Indië" des Niederländers Henri Detering, an der der niederländische König Wilhelm III. mit 25 % beteiligt war. Das fusionierte Unternehmen nannte sich fortan "Royal Dutch Shell". Der Firmensitz war fortan Den Haag. Die niederländische Holdinggesellschaft firmierte weiterhin als Royal Dutch Petroleum Company.

Börsengang und Wechsel nach London

Es vergingen fast 100 Jahre, bis der mittlerweile zu einem riesigen Konzern in der globalen Öl- und Gasindustrie in eine Aktiengesellschaft nach britischem Recht (plc, Public Limited Company) umgewandelt wurde. Im Jahr 2005 war es schließlich so weit. Royal Dutch Shell plc feierte das Börsendebut. Die Aktien des Unternehmens notieren an den Börsen von New York, Amsterdam und London unter der ISIN GB00BP6MXD84.

Das niederländische Königshaus gehört weiterhin zu den Großaktionären. Die Beteiligung wird durch verschiedene Familienstiftungen gehalten und beträgt ungefähr 3,5 %.

Royal Dutch Shell gab im November 2021 bekannt, dass der Steuersitz und die Hauptverwaltung von Den Haag nach London verlegt werden. Der Schritt wurde mit Jänner 2022 vollzogen. Seither firmiert das Unternehmen nur noch unter der Bezeichnung "Shell plc".

Shell: Kerngeschäft und Marktpositionierung

Shell ist heute einer der größten globalen und Produktions- und Vertriebsgesellschaften von Schmier- und Kraftstoffen aus fossilen Energieträgern (Erdöl, Erdgas). In der Fortune 500 Liste der globalen Unternehmen des Jahres 2022 rangiert Shell auf Rang 15 und unter den erdölverarbeitenden Unternehmen nimmt Shell hinter China National Petroleum, der Sinopec Group, Saudi Aramco und Exxon Mobil den fünften Platz ein.

Die Marke und das Logo haben einen Bekanntheitsgrad, der kaum von einer anderen Firma überboten wird. Täglich werden an den weltweit verteilten Shell-Tankstellen rund 25 Millionen Kunden bedient. In über 45 Ländern ist Shell an Förder- und Explorationsprojekten beteiligt. Das geförderte Erdgas, Erdöl und die Kohlenwasserstoffe belaufen sich dabei auf ungefähr 3,8 Millionen Öläquivalent. Mittlerweile beträgt der Anteil des Erdgases an der Förderung von Kohlenwasserstoff fast 50 %. Zu den Kerngeschäften von Shell gehören heute:

  • Die Förderung und Exploration von Erdgas und Erdöl

  • Der Vertrieb und die Verarbeitung von Mineralöl

  • Regenerative Energie

  • Petrochemie

  • Marketing und Transport von Strom und Erdgas

Shell, die Energiewende und erneuerbare Energien

Shell, einer der größten CO2-Emittenten der vergangenen Jahrzehnte, hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 ein emissionsfreies, Zero-Emission-Unternehmen zu sein.

Der Konzern investiert stark, um im Zuge der Energiewende auf dem Feld der erneuerbaren Energien ein ebenso großer Player zu werden, wie das in der Erdöl- und Erdgasindustrie der Fall war. Im allgemeinen Konzerngeschäft scheint der Bereich der erneuerbaren Energien zwar noch untergeordnet zu sein, aus strategischer Sicht und für die Zukunft des Konzerns ist er jedoch höchst bedeutend. Und Shell ist in allen Bereichen der erneuerbaren Energien aktiv.

Windkraft

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Windkraft

Nordsee-Offshore-Windpark von Shell vor der niederländischen Küste

 © Shell plc

Besonders stark vertreten ist Shell bereits im Bereich der Offshore Windparks. Das Unternehmen hat aktuell Kapazitäten von 2,2 Gigawatt (GW) ausgebaut oder im Aufbau. Projekte für weitere Windparks mit einer Gesamtkapazität von 9,2 GW sind in der Pipeline. Shell investiert auch in die nächste Generation der Wind-Technologie, darunter auch der "Floating Wind" Anlagen, die auf schwimmenden Plattformen und somit auch in tieferen Gewässern errichtet werden können.

Photovoltaik und Solarenergie

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Photovoltaik und Solarenergie

Shell Silicon Ranch Solar Farm in Tennessee, USA

 © Shell plc

Im Bereich der Photovoltaik und Solarenergie hat Shell bereits große Solarparks in den Niederlanden, im Oman, in Australien und in Kanada errichtet. Shell kooperiert beim Ausbau der Solarenergie mit zahlreichen Unternehmen (siehe folgende Liste):

  • Sprng Sprng Energy ist eine der führenden Plattformen für erneuerbare Energien in Indien, die Solar- und Windenergie in die Stromnetze Indiens einspeist.

  • Savion ist ein Spezialist für Solarenergie und Speicherung von Solarenergie. Das Unternehmen mit Zentrale in Kansas City arbeitet an Großprojekten in unterschiedlichen Phasen in 27 Staaten der USA.

  • Green Tie Capital ist ein Unternehmen aus Sevilla, Spanien, das in nachhaltige Projekte investiert. Im Dezember 2022 hat Shell daraus zehn Solar-Projekte mit einer potenziellen Kapazität von 2 GW erworben.

  • Solar-konzept Italia der italienische Solar-Entwickler wurde im Dezember 2021 von Shell übernommen.

  • Sonnen das deutsche Unternehmen gehört zu den führenden Entwicklern intelligenter Energiespeichersysteme.

  • Silicon Ranch ist die Solar Plattform für Shell in den USA und einer der größten unabhängigen Produzenten von Solarenergie in den Vereinigten Staaten.

  • Cleantech Solar Das Unternehmen mit Zentrale in Singapur gehört zu den führenden Entwicklern von Solarenergie in Indien und Südostasien.

Weitere alternative und erneuerbare Energien

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Weitere alternative und erneuerbare Energien

Wasserstoff-Tankstelle von Shell

 © Shell plc

Shell ist auch in allen weiteren aus wirtschaftlicher Sicht relevanten Zweigen der erneuerbaren Energien und Alternativenergien vertreten. So investiert Shell etwa hohe Summen in die Entwicklung und Erforschung von Kraftstoffen aus Biomasse, ein Bereich in dem Shell der weltweit größte Anwender und Einkäufer ist.

Außerdem engagiert sich Shell im Bereich der Wasserstoff-Mobilität und den Aufbau eines Wasserstoff-Tankstellen-Netzes, im Bereich der Geothermie sowie im Bereich der Wasser- und Gezeitenkraft.

Shell in Österreich

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Shell in Österreich

Shell Tankstelle

 © Elke Mayr

Die Geschichte von Shell in Österreich reicht bis in die 1920iger Jahre zurück. 1924 wurde die Shell Petroleum AG als Tochterunternehmen der damaligen Royal Dutch Shell gegründet.

1929 übernahm Shell die Floridsdorfer Mineralölfabrik - eine Raffinerie in Wien, 1935 wurde von der Shell-Tochter "Bataafsche Petroleum Maatschappij N.V" die österreichische Rohöl-Aufsuchungs-Aktiengesellschaft gegründet, um in Österreich nach Erdöl zu suchen.

Im Zuge des Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 wurden die Unternehmen und vor allem die Raffinerie als kriegswichtig beschlagnahmt. Die Raffinerie blieb bis Kriegsende in Betrieb und wurde 1946 - wie die weitere österreichische Erdölindustrie in den von der Sowjetunion besetzten Gebieten Teil der Sowjetischen-Mineralöl-Verwaltung. In den übrigen Besatzungszonen begann man mit dem Wiederaufbau des österreichischen Tochterunternehmens unter dem Namen Shell Austria AG.

1955 wurde nach der Unterzeichnung des Staatsvertrags die sowjetische Mineralölverwaltung wurde von der Österreichischen Mineralölverwaltung (ÖMV, heute OMV) abgelöst. Österreich verpflichtete sich gleichzeitig, Teile der Erdölunternehmen, die vor dem Krieg im kanadischen, französischen, amerikanischem oder niederländisch-englischen Besitz waren, wieder zurückzugeben.

Die Raffinerie in Floridsdorf wurde in der Folge bis 1970 wieder von Shell Austria betrieben. Nach deren Stilllegung siedelte Shell 1971 in das Ölhafen-Industriegebiet der Weiner Lobau um. Bis ins Jahr 2010 befand sich dort das österreichische Hauptlager- und werk. Das Schmiermittelgeschäft wurde 2008 an einen Distributor verkauft und 2018 wurde Hauptlager und das Werk in der Lobau vollständig veräußert.

Shell betreibt in Österreich noch ein Tankstellennetz mit aktuell rund 260 Tankstellen.

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