VISA Inc. ist das gemessen an den ausgegebenen Karten und der Zahl der Transaktionen weltweit größte Kreditkartenunternehmen. Bei einem Umsatz von 29,3 Milliarden Dollar erwirtschaftete VISA zuletzt einen Gewinn von 7,51 Milliarden Dollar. Ein Porträt.
FACTS: VISA Inc.
Gegründet: 1970 als Banken-Konsortium National BankAmericard Inc.; 1976 Umbenennung in VISA
Gründer: Dee W. Hock (1929 - 2022)
Unternehmenssitz: 900 Metro Center Blvd, Foster City, CA 94404, USA
Mitarbeiter (2022): 26.500
Hauptsächliche Geschäftsbereiche: Finanzdienstleistungen, Kreditkarten
Umsatz / Gewinn (2022 ): 29,3 Mrd.$ / 7,51 Mrd. $
Haupteigentümer:84% der VISA-Aktien sind im Streubesitz. Die größten Anteilsinhaber sind: The Vanguard Group, Inc.; SSgA Funds Management, Inc.; T. Rowe Price Associates, Inc. und weitere
Börsen-Kennzahl: US92826C8394
Management: Ryan McInerney (CEO); Vasant M. Prabhu (CFO); Frank Cooper (CMO) plus7 weitere. Die vollständige Übersicht finden Sie hier.
Aufsichtsrat (AR): Alfred F. Jr. Kelly (Vorsitz); John Lundgren; Ryan McInerney plus 8 weitere. Die vollständige Übersicht finden Sie hier.
Website: Investor Relations: investor.visa.com / Österreich: visaeurope.at
Über VISA Inc.
Das Kreditkartenunternehmen VISA Inc. gehört mit MasterCard, American Express und Diners Club zu den größten Kreditkartenunternehmen der Welt. Das Unternehmen wurde im Jahr 1966 von einem Banken-Konsortium gegründet, um den Kunden Zahlungen mittels Kreditkarte anbieten zu können. VISA Kreditkarten werden weltweit in über 200 Ländern und bei mehr als 61 Millionen Unternehmen als Zahlungsmittel akzeptiert.
Das Geschäftsmodell von VISA unterscheidet sich dabei grundlegend von dem Geschäftsmodell des Konkurrenten American Express. Während American Express selbst Kreditkarten ausgibt und damit auch das Risiko bei einem Zahlungsausfall trägt kooperiert VISA dafür mit Banken und anderen Institutionen. Das Risiko offener Kreditkartenrechnungen bleibt daher bei den ausgebenden Stellen.
ls Unternehmensgründer gilt der im Jahr 2022 verstorbene Banker Dee Hock. Aktueller CEO ist Ryan McInerney. Das Europa-Geschäft wird von London aus gesteuert. CEO von VISA Europe ist Charlotte Hogg.
VISA Inc. ist seit 2008 börsennotiert. Aktien werden unter der ISIN US92826C8394 gehandelt.
VISA hat die eigene Position auf dem Markt durch die Einführung innovativer Lösungen kontinuierlich ausgebaut. Das Unternehmen ist eines der dominierenden am globalen Zahlungsmarkt. Die Dienstleistungen des Unternehmens werden von über 14.800 Finanzorganisationen weltweit genutzt. Weltweit werden jährlich rund 260 Milliarden Transaktionen im VISA-Netzwerk abgewickelt. Die Karten des Unternehmens werden an über 80 Millionen Verkaufsstellen akzeptiert. 4,1 Milliarden VISA-Karten befinden sich weltweit im Umlauf. Im Jahr 2022 summierte sich das Transaktionsvolumen aller VISA-Karten auf 14,1 Billionen Dollar (siehe Grafik).
Umsatz-, Gewinn- und Mitarbeiterentwicklung VISA Inc.
Jahr | Umsatz (Mrd. $) | Gewinn (Mrd. $) | Mitarbeiter |
---|---|---|---|
2010 | 8,07 | 2,97 | 6.800 |
2011 | 9,19 | 3,65 | 7.500 |
2012 | 10,42 | 2,14 | 8.500 |
2013 | 11,78 | 4,98 | 9.500 |
2014 | 12,70 | 5,44 | 9.500 |
2015 | 13,88 | 6,33 | 11.300 |
2016 | 15,08 | 5,99 | 11.300 |
2017 | 18,36 | 6,70 | 12.400 |
2018 | 20,61 | 10,30 | 17.000 |
2019 | 22,98 | 12,08 | 19.500 |
2020 | 21,85 | 10,87 | 20.500 |
2021 | 24,11 | 12,31 | 21.500 |
2022 | 29,31 | 14,96 | 26.500 |
Die Geschichte von VISA Inc.
Gründung als BankAmericard
Die treibende Kraft für die Gründung des heutigen Kreditkartenunternehmens VISA Inc. war der Amerikaner Dee Ward Hock. Hock wurde 1929 als Sohn eines Leitungsmonteurs der Utah Power & Light Company geboren und wuchs in North Ogden, Utah, auf. 1965 begann Hock für die National Bank of Commerce in Seattle zu arbeiten und wurde schließlich stellvertretender Vizepräsident.
Zur gleichen Zeit war die Bank of America dabei, die BankAmericard, ihr Kreditkartengeschäft, an andere Banken zu lizenzieren. Die National Bank wurde einer der ersten Lizenznehmer von BankAmericard, und Hock wurde zum Manager des Kreditkartenprogramms der Bank ernannt.
Viele Lizenznehmer beklagten sich jedoch über verzögerte Zahlungstransfers und das Fehlen angemessener Maßnahmen zur Verhinderung von Betrug durch Benutzer. Auf einer Versammlung von über 100 Banklizenznehmern im Jahr 1968 drängte Hock die Mitglieder zu einer Umstrukturierung des gesamten Kreditkartengeschäfts.
Hock wurde zum Leiter des neu gegründeten Ausschusses IBANCO , einem Zusammenschluss von Banken, welcher die wiederkehrenden Probleme lösen sollte. Bis 1970 boten mehr als 1.400 Banken diese Karte an, und das Gesamtvolumen der Verbraucherabrechnungen mit dieser Karte belief sich schon damals auf ca. 3,8 Milliarden Dollar.
Auch außerhalb der Vereinigten Staaten wurde die BankAmericard von den Lizenznehmerbanken der Bank of America in über 15 Ländern ausgegeben. Im Jahr 1974 handelte Hock den Verkauf aller ausländischen Kreditkartengeschäfte der Bank of America an IBANCO aus, eine Gruppe von Banklizenznehmern, die eine multinationale, nicht börsennotierte Gesellschaft gründeten, um die internationalen Geschäfte des BankAmericard-Programms zu verwalten und zu entwickeln. Anschließend machte er das gesamte inneramerikanische BankAmericard-System zu einer Tochtergesellschaft von IBANCO und wurde CEO der Gruppe.
Umbenennung der BankAmericard in VISA
Bald stellte Hock fest, dass es in verschiedenen Ländern Ressentiments gegen eine mit der Bank of America verbundene Kreditkarte gab. Also wurde die Umbenennung des Unternehmens und seiner Kreditkarte in "VISA" umbenannt, einem weltweit positiv besetzten Namen ohne nationalen Bezug. Gleichzeitig wurde IBANCO wurde zu VISA International.
Mit dem neuen Namen stiegen die Verbreitung der Kreditkarte und die Bedeutung des Unternehmens rasant an. Ein Meilenstein für die globale Akzeptanz der Kreditkarte war das 1979 eingeführte elektronische Magnetstreifen-Lesegerät ein, das automatisch Zahlungs-Autorisierungen anforderte und den Kreditkartenbetrug im Einzelhandel um fast 85 Prozent reduzierte. In der Folge wurden die Kreditkarten mit immer weiteren Sicherheitsmerkmalen versehen, Kunden und Kreditkartenbesitzer vor Betrug zu schützen.
Globalisierung von VISA Inc.
Dee W. Hock trat 1984 als Präsident von VISA zurück und wurde von dem vormaligen VizepräsCharles T. Russell, Vizepräsident und langjähriger Mitarbeiter des Unternehmens, abgelöst. Unter Russell setzte sich das weltweite Wachstum des Unternehmens fort. Dem neuen CEO gelang es, einen zuvor entstandenen Konflikt um die Installation von Geldautomaten (ATM-Maschinen oder Bankomaten) zu entschärfen und den Zuschlag für den Betrieb von Interlink, dem größten Einzelhandels- oder Point-of-Sale (PoS) Zahlungsnetz der USA, zu erhalten.
Russell sorgte zudem für die umfassende Umwandlung des Transaktionssystems in ein allgemeines elektronisches Zahlungssystem. 1992 wurden dafür die VISA-Rechenzentren in Basingstoke, England, und McLean, Virginia, zu globalen "Supercentern" ausgebaut. Dadurch wurden Kosten pro Transaktion dramatisch gesenkt und die Zahl der gleichzeitig durchführbaren Transaktionen deutlich zu steigern. Heute ist das VISANet in der Lage, 47.000 Transaktionen pro Sekunde zu einem Preis von weniger als einem Cent pro Transaktion zu verarbeiten.
Aufstieg von VISA Inc. zum Marktführer
In den 1990er Jahren stieg VISA zu weltweiten Marktführer am Kreditkartensektor auf, matcht sich um diese Krone aber bis heute hart mit dem größten Mitbewerber MasterCard, wobei der Wettbewerb der beiden Unternehmen aber eher freundschaftlich verläuft und mitunter sogar das gleiche Vertriebsnetz genutzt wird. In Österreich geben etwa die Zahlungsspezialisten PayLife oder Card Complete sowohl VISA- als auch MasterCards aus.
1993 belief sich das weltweite Rechnungsaufkommen bei VISA bereits auf über 500 Milliarden Dollar; mehr als 300 Millionen Karten waren an Kunden in aller Welt ausgegeben; mehr als sechs Milliarden Karten- und Scheck-Transaktionen wurden durchgeführt und VISA betrieb mehr als 160.000 Geldautomaten in 60 Ländern.
In den 1990er Jahren erlebte zudem die Debitcard einen großen Aufschwung. Mit den VISA-Debitkarten getätigte Zahlungen werden direkt vom Girokonto des Inhabers abgebucht, wobei keine Zinsen anfallen.
Mit der zunehmenden Verbreitung des Internets und der rasch steigenden Zahl von Online-Shops stieg die Bedeutung der Kreditkarten schnell weiter an. VISA dabei allerdings auch Rückschläge hinnehmen, etwa das mit damals noch führenden Internet-Unternehmen Yahoo geplante, aber gescheiterte Online-Shopping-Portal. 1998 reichten zudem die Bundesaufsichtsbehörden eine Kartellklage gegen VISA und MasterCard ein, in der sie geltend machten, dass ihre Satzungen, die die Mitgliedsbanken an der Ausgabe konkurrierender Karten hindern, einen wettbewerbsfeindlichen Markt schaffen.
Die VISA Inc. Aktie
VISA-Aktien werden seit März 2008 an der Börse unter der ISIN US92826C8394 gehandelt. Der Börsengang des Kreditkartenunternehmens am 19. März 2008 war der größte IPO (Initial Public Offer) der US-Geschichte. Bei einem Preis von 44 Dollar pro Aktie nahm das Unternehmen mit den 406 Millionen ausgegebenen Wertpapieren 17,86 Milliarden Dollar ein. Aufgrund der hohen Nachfrage und des stark steigenden Kurses wurde bereits am Folgetag eine weitere Tranche von 40,6 Millionen Aktien ausgegeben.
Die Aktie hat den Anlegern und Investoren in den ersten 15 Jahren enorme Gewinne eingebracht. Ihr Kurs ist seither um 1.550% gestiegen. Die überwiegende Aktienmehrheit wird von institutionellen Anlegern gehalten. Die größten Anteilseigner sind:
Die 5 größten VISA Aktionäre
Aktionär | Anteil (%) |
---|---|
The Vanguard Group, Inc. | 8,63 % |
SSgA Funds Management, Inc. | 4,32 % |
T. Rowe Price Associates, Inc. | 3,14 % |
BlackRock Fund Advisors | 2,25 % |
Fidelity Management & Research Co. LLC | 2,16 % |
Die 5 größten VISA Aktionäre
Kreditkarten, Debitkarten und Prepaid-Karten von VISA Inc.
VISA hat drei Arten von Zahlungskarten im Angebot: Debitkarten, Kreditkarten und Prepaid-Karten, die sich wie folgt unterscheiden:
Debitkarten: Karten zur sofortigen Zahlung. Die Bankkonten werden dabei mit dem Zeitpunkt der Zahlung belastet. Die Buchung kann auch einige Tage später erfolgen. Die Debitkarte ist somit eine Alternative zur Barzahlung. Details zur VISA Debitcard finden Sie hier.
Kreditkarten: Das klassische "Kaufen auf Kredit" mittels Charge-Card. Den Benutzern ist es möglich, damit Zahlungen bis zu einem gewissen Limit zu tätigen. Die Zahlungen werden dabei am Ende des Abrechnungszeitraums, üblicherweise jeweils zu Monatsende, gesammelt in Rechnung gestellt und vom verbundenen Bankkonto abgebucht. Bei einem derart auf bis zu vier Wochen geliehenen Kredit fallen keine Zinsen an.
In Österreich werden die Kreditkarten-Varianten Classic, Gold, Platinum, Infinite, Business und Corporate zu jeweils unterschiedlichen Konditionen angeboten. Details zur den einzelnen Varianten der VISA Kreditkarten finden Sie hier.
Teilzahlung: Eine Sonderform der Kreditkarten sind Karten mit Teilzahlungsfunktionen. Dabei wird die Kreditkartenabrechnung in eine monatliche Ratenzahlung umgewandelt, es fallen flexible Kreditzinsen an.
Prepaid-Karten: Prepaid-Karten enthalten ein Guthaben, das aufgebucht und nach Belieben ausgegeben werden kann. Für die Benutzung einer Prepaid-Karte ist kein Bankkonto erforderlich. Das Aufladen kann auch mittels Überweisung von einem beliebigen Konto erfolgen.