Die zum Raiffeisen-Konglomerat gehörende Vivatis Holding verarbeitet mit 25 Konzerngesellschaften Erzeugnisse aus österreichischer Landwirtschaft zu Lebensmitteln vieler Marken wie Inzersdorfer, Maresi oder Gourmet. Mit zuletzt 1,168 Milliarden € Jahresumsatz liegt Vivatis auf Platz 111 im trend TOP500 Ranking.
FACTS: Vivatis Holding AG
Gegründet: 1990
Unternehmenssitz: Lindengasse 8, 4040 Linz
Mitarbeiter:innen (2022): 3.492
Tätigkeiten: Beteiligungsverwaltung; Lebensmittelverarbeitung, Lebensmittelproduktion und Vertrieb
Umsatz (2022): 1,168 Mrd. €
Eigentümer: VIVATIS Capital Services eGen (100%)
Management: Gerald Hackl (CEO), Franz Schütz, Klaus Sperrer (CFO)
Aufsichtsrat: Reinhard Schwendtbauer (ARVors), Manfred Mayrhuber (ARVorsStv), Gerhard Wildmoser (ARVorsStv), Dieter Pröll, Heinrich Schaller, Stefan Weber
Website: vivatis.at
Vivatis Holding und Raiffeisen
Die Vivatis Holding AG ist im Alleinbesitz der genossenschaftlichen Vivatis Capital Services eGen unter der Leitung von Daniel Haider und Richard Humer.
Die Holding ist dennoch dem Raiffeisen-Konglomerat zuzurechnen, denn die Eigentümergesellschaft ist wiederum im Alleinbesitz der Gesellschaft zur Förderung agrarischer Interessen in Oberösterreich. Diese Gesellschaft wird zu 100 Prozent von der Privatstiftung der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLBOÖ) kontrolliert, deren Stifter die RLB OÖ ist.
Auch der Aufsichtsrat der Vivatis wird von Raiffeisen-Managern kontrolliert. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Reinhard Schwendtbauer, CFO der RRLBOÖ, Stv. Vorsitzender ist Unternehmensberater und Raiffeisen Invest Aufsichtsrat Manfred Mayrhuber, ebenfalls in dem Gremium vertreten ist Raiffeisen Landesbank OÖ Vorstand Heinrich Schaller
Firmengeschichte der Vivatis Holding
Die heutige Vivatis Holding findet ihre Anfänge in der 1990 gegründeten AMF Austria Milch- und Fleischvermarktung reg.Gen.m.b.H. Die Genossenschaft wurde damals mit dem Ziel der Vermarktung von Milch- und Molkereiprodukten, sowie Vieh und Fleisch gegründet. Der Gedanke dahinter war, die österreichische Milchwirtschaft und fleischverarbeitenden Betriebe auf den Wettbewerb in einem großen europäischen Wirtschaftsraum vorzubereiten.
Nach dem EU-Beitritt Österreichs 1995 und der Liberalisierung des Agrarmarkts erfolgte eine Umstrukturierung der AMF zu einer Holdinggesellschaft, die nur mehr für die Verwaltung der Vermögenswerte zuständig war. Die operativen Tätigkeiten gingen an die Vivatis Holding AG und es kam zur Umbenennung der AMF zu Vivatis Capital Services eGen.
Die Vivatis Holding ist heute ein breit aufgestellter Lebensmittelkonzern mit vielen bekannten und in Österreich bestens etablierten Marken.
Die 25 Konzerngesellschaften verarbeiten jährlich rund 100.000 Tonnen landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Zudem sind die Vivatis Unternehmen wichtige Lieferanten und Dienstleister der Gastronomie und der landwirtschaftlichen Industrie. Im Jahr 2022 hat die Vivartis Holding erstmals in ihrer Geschichte die Umsatzgrenze von einer Milliarde Euro überschritten.
Der aktuelle CEO, Gerald Hackl ist seit 2013 Vorstandsvorsitzender der Vivatis Holding. Zuvor war er Geschäftsführer der efko-Gruppe.
Umsatzentwicklung Vivatis Holding
Jahr | Umsatz (Mio. €) | +/- ggü. Vorjahr in % |
---|---|---|
2015 | 861 | k.A. |
2016 | 875 | 1,63 |
2017 | 882 | 0,80 |
2018 | 817 | -7,37 |
2019 | 840 | 2,82 |
2020 | 804 | -4,29 |
2021 | 968 | 20,40 |
2022 | 1.168 | 20,66 |
Umsatzentwicklung Vivatis Holding 2015 - 2022
Geschäftsfelder von Vivatis
Die Vivatis Holding AG hat eine Vielzahl von Marken und Tochtergesellschaften unter sich. Grob gliedern sie sich in die Bereiche Nahrungsmittel, Dienstleistungen und Beteiligungen.
Im Nahrungsmittelbereich finden sich im Lebensmitteleinzelhandel die Marken Maresi, Karnerta, FWTrading, Senna, Weinbergmaier und Wojnars. Der Gemeinschaftsverpfleger Gourmet ist ebenfalls Teil der Dachgesellschaft. Jährlich verarbeiten diese 100 Mio. Kilo Fleisch, Obst, Gemüse und Milch aus Österreich, wovon 20% für den Export in andere mittel- und zentraleuropäische Länder bestimmt sind.
Zum Bereich Dienstleistungen zählen die Tierkörperverwerter Purea, TKV und Ecofly sowie das auf Tiefkühl-Logistik spezialisierte Unternehmen Daily.
Die Holding hält zudem weitere Beteiligungen (22,32%) an der “VOG” Einfuhr Großhandel mit Lebensmitteln und Bedarfsgüter Aktiengesellschaft.
Die Vivatis Holding AG ist neben Österreich auch in Zentral- und Osteuropa tätig. So gibt es Firmenbeziehungen nach Deutschland, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Italien.
Mitarbeiterentwicklung Vivatis Holding
Jahr | Mitarbeiter | +/- ggü. Vorjahr in % |
---|---|---|
2015 | 2.665 | k.A. |
2016 | 2.626 | -1,46 |
2017 | 2.695 | 2,63 |
2018 | 2.421 | -10,17 |
2019 | 2.685 | 10,90 |
2020 | 2.616 | -2,57 |
2021 | 3.400 | 29,97 |
2022 | 3.492 | 2,7 |
Mitarbeiterentwicklung Vivatis Holding 2015 - 2022
Marken der Vivatis-Gruppe
Ackerl Knödel mit verschiedenen pikanten Füllungen
Bauernland Suppeneinlagen, Knödel, Kartoffelbeilagen etc.
Die leichte Muh Frühstücks- und Kaffeemilch
Hänsel & GretelVegane, tiefgekühlte Bio-Obstknödel
Himmeltau Weizengrieß, Grießflocken und Grießdrinks, speziell auch als Babynahrung, für Kleinkinder und als Schonkost
Inzersdorfer Haltbar- und Convenience-Food-Produkte. Aufstriche, Fertiggerichte, Suppen, Sugo
Karnerta Frischfleich, Dry Aged Beef, Speck, Rohwurst, Selchwaren, Fisch, Teigwaren und Menüs für die Gastronomie
Knabber Nossi Wurst-Snacks
Maresi Milchprodukte
Maresi Austria GmbH Vivatis Holding hält 92 % der Anteile, Maresi Austria ist wieder Vertriebspartner für zahlreiche nationale und internationale Marken, unter anderem Ovomaltine, Twinings, Lavazza, Isostar, Dextro Energen, Lay's, Efko und Santa Maria
Omis schnelle Küche Pikante und süße Knödel
Senna Herstellung von Margarine und Fetten, Vertriebspartner für andere Hersteller
Shan 'shi Produkte aus der Asia-Küche
Siggi Kakao und Kakaomilch
Toni Kaiser Germknödel, süße Knödel, Strudel und Teige
Weinbergmaier Produzent von Tiefkühl-Produkten aus typisch österreichischer Küche.
Wojnar's Feinkost, Aufstriche und andere Jausen- und Snack-Produkte
GMS Gourmet GmbH
Die GMS Gourmet GmbH ist im Alleinbesitz der Gourmet Beteiligungs GmbH, die wiederum im Alleinbesitz der Vivatis Holding AG ist.
GMS Gourmet ist Marktführer im Bereich der Gemeinschaftsgastronomie. Die Kernkompetenz liegt im Verpflegen von größeren Personengruppen, unter anderem in Form von Event Catering aber auch als “Essen auf Rädern” oder Versorgung von Unternehmen, Heimen, Spitälern, Kindergärten und Schulen.
Die Lebensmittel dafür werden zu ⅔ aus Österreich bezogen. Bio-Speisen befinden sich seit 1997 im Sortiment und werden von der Austria Bio Garantie überprüft. Auch wird auf Saisonalität und Regionalität geachtet. Das Unternehmen nutzt in den Frischküchen Wien und St. Pölten 100% Grünstrom und hat auf beiden Standorten Photovoltaik-Anlagen installiert.
Nebenbei betreibt die GMS Gourmet GmbH mehrere Restaurants und Kaffeehäuser. Unter anderem den Wiener Rathauskeller, das Cafe im Kunsthistorischen Museum Wien und das Cafe Schwarzenberg.
Purea Austria GmbH
Purea Austria ist zu 95% im Besitz der Vivatis Holding AG und zu 5% in der Vivatis Capital Invest GmbH. Die Firma hat sich auf die Herstellung von tierischen Fetten und Proteinen spezialisiert.
Purea Austria sammelt und bereitet tierische Nebenprodukte der Kat III (Schlachtkörperteile, Blut u.a.) auf. Diese Ausgangsprodukte werden dann in den Standorten in der Steiermark und in Oberösterreich weiterverarbeitet. Abnehmer sind Hersteller von Haustiernahrung und die landwirtschaftliche Aufzucht.
Die TKV-Gruppe übernimmt die übrigen, von Purea nicht verwertbaren tierischen Nebenprodukte im Rahmen der Tierkörperverwertung und leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zur Seuchenvorsorge in Österreich.
Ecofly
Im Jahr 2020 beteiligte sich Purea mit 67,7927% am oberösterreichischen Start-Up Ecofly, das Proteinpulver als Futtermittel aus Insektenlarven herstellt. Das Ziel der Firmengründer Michael Forster und Simon Weinberger ist, zumindest europaweit Marktführer im Bereich Insektenprotein zu werden.
Genutzt werden dafür Larven der schwarzen Soldatenfliege, die einen hohen Eiweißgehalt aufweisen und innerhalb von 7-10 Tagen ausgewachsen sind. Das hergestellte Proteinpulver soll ein Substitutionsprodukt zu anderen Futtermitteln aus tierischen Abfällen sein, die Purea anbietet.
Fünf Millionen Euro wollen Pures/Vivatis und Ecofly in den nächsten Jahren investieren, um die Verarbeitung der Larven zu Proteinmehl noch effizienter abzuwickeln. Bringt es die Pilotanlage in Antiesenhofen momentan auf eine Tonne Larven pro Woche, soll die Produktion auf 4.000 Tonnen jährlich gesteigert werden.