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„Wir brauchen eine Kultur, die Innovation ermöglicht“

IN KOOPERATION MIT EY
Aktualisiert
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5 min

Martin Hetzer, Präsident ISTA (l.), und Martin Unger, EY Österreich.

©Wolfgang Wolak
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Martin Hetzer, Präsident des ISTA, das beim EY Entre­preneur Of The Year mit dem Sonderpreis ausgezeichnet wurde, und Martin Unger, Leiter Strategieberatung EY, über Forschung, Visibilität und Transformation.

Trend: Was bedeutet der ­Sonderpreis „Innovation & ­Entrepreneurship Enabler Of The Year“ für das Institute of Science and Technology Austria (ISTA)?

Martin Hetzer: Wir freuen uns, denn Sichtbarkeit unterstützt unsere Arbeit. Zu unserer Mission gehört es auch, wissenschaftliche Innovationen in Lösungen und Produkte überzuführen und so den Wirtschaftsstandort zu stärken. Das gelingt uns auch – das zeigen nicht nur Hunderte Publikationen pro Jahr und zahlreiche Patente, sondern auch die vielen Start-ups, die von ISTA unterstützt und mit unserer Beteiligung gegründet wurden.

Martin Unger: Dass wir diesen Sonderpreis überhaupt vergeben konnten, ist europaweit einzigartig: In Österreich wurde beim EY Entrepreneur Of The Year erstmals neben Unternehmerpersönlichkeiten auch eine Institution mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Denn das ISTA, das sich der Grundlagenforschung in Naturwissenschaften, Mathematik und Computerwissenschaften widmet, ist europaweit einzigartig. Es schafft mit Autonomie ein Ökosystem, das die Innovationskraft Österreichs absichert und in dem sich Wissenschaft und Wirtschaft ­vernetzen können.

EY Entrepreneur Of The Year …

Mit dem Innovationsökosystem xista unterstützt ISTA Forschende von der Idee über die Kommerzialisierung bis zu Gründung und Finanzierung. Was ist das Ziel von xista?

Hetzer: Wir wollen mit xista das gewaltige Potenzial für Innovationen nutzen, das in der Grundlagenforschung liegt, in den Ideen unserer Forschenden. xista bietet dafür Beratung, Know-how, Netzwerk, Infrastruktur und auch ­Kapital: Deswegen haben wir mit xista science ventures – auch das ist für eine Forschungseinrichtung einzigartig – gemeinsam mit privaten und öffentlichen Investoren einen eigenen Venture Fund eingerichtet, der Start-ups in der Frühphase mit Kapital unter die Arme greift, übrigens nicht nur aus dem ISTA, sondern weit darüber hinaus. Wir verstehen dies als Angebot an Forschende, denn wir schreiben ihnen nichts vor, sondern lassen sie frei ihre eigenen Ideen verfolgen – dieser Zugang führt an einem Campus mit Gleichgesinnten rascher zum Erfolg. Out-of-the-box-Denken ist nun mal leichter an einem freien Institut wie ISTA möglich als an einer klassischen Universität mit voneinander getrennt arbeitenden Lehrstühlen. So hatten wir bereits Ausgründungen in der IT, aber auch in der Medizintechnologie.

Unger: Wobei am ISTA die Diversität der Toptalente beeindruckend ist, ich kenne das sonst nur aus dem Silicon ­Valley. Denn in der Forschung wie im Management gilt, dass diverse Teams bessere Leistungen erbringen und mehr Mut zum Risiko aufweisen.

Wie steht Österreich, wie steht Europa in Sachen Forschung, Wissenschaft und Technologie da? Laufen wir Gefahr, den Anschluss an die USA und an Asien zu verpassen?

Unger: Gemessen am Brutto­inlandsprodukt geben wir viel öffentliches Geld für Forschung aus und haben auch im internationalen Vergleich viele Patente. Doch es gelingt uns bisher nicht, das in höheres Wirtschaftswachstum und einen höheren Anteil an hochinnovativen Unternehmen umzusetzen. Es gibt zu wenig ­Anschlussfinanzierung für wachsende Start-ups, auch der Unternehmens­sektor investiert nur halb so viel seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung wie in den USA. Wenn unsere Topleute und Start-ups ins Ausland ­gehen und die Patente dort umgesetzt werden, schadet es langfristig unserem Wirtschaftsstandort.

Hetzer: Wobei wir gute Chancen haben: Auch die USA und China kämpfen mit Herausforderungen. Wir bräuchten aber mehr Offenheit für internationale Talente und ein Bekenntnis zur Exzellenz und zur Innovation. Das beginnt bereits bei der Ausbildung, es braucht ein Grundverständnis für die Transformation, in der wir uns befinden. Wir brauchen eine Kultur, die Innovation ermöglicht – und die Erkenntnis, dass zum Erfolgsweg auch Probieren und Scheitern dazugehören.

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