Markus Gollob, Country Manager des international tätigen Wirtschaftsparkentwicklers und -betreibers VGP
©trend / Lukas IlgnerMARKUS GOLLOB, Österreich-Chef des Immobilienentwicklers VGP, über neue Wirtschaftsparks, beste Lagen und den sparsamen Umgang mit Boden.
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Stark gestiegene Zinsen und hohe Baukosten haben den Immobilienmarkt ziemlich durchgeschüttelt. Wie reagiert VGP darauf?
Wir sind ein familiengeführtes Unternehmen, das grundsätzlich eher konservativ aufgestellt ist. Wir investieren nur in Bestlagen und kalkulieren vorsichtig. VGP betreibt 112 Industrieparks in 17 Ländern, bei denen wir langfristig Eigentümer bleiben. Das ist eine solide Basis.
Trotzdem sind auch für sie die Finanzierungskosten gestiegen?
Stimmt, aber erstens ist VGP finanziell solide aufgestellt, und zweitens haben wir mit der Allianz und dem Deka- Immobilienfonds Partner, die sich bei passenden Objekten im Rahmen eines Joint Ventures zu 50 Prozent beteiligen.
Müssen sie ihr Geschäftsmodell überarbeiten?
Nein. Nachdem unsere Gewerbe-und Industrieparks nur in Bestlagen sind, ist die Nachfrage entsprechend vorhanden. Natürlich war der Markt schon einfacher, aber wir haben diese Entwicklung kommen sehen und entsprechend vorsichtig agiert. In unserem neuen Projekt in Laxenburg haben wir bereits einen Vermietungsgrad von 75 Prozent, obwohl die Hallen erst im Herbst 2024 übergeben werden.
Logistik-und Gewerbeparks werden von zwei kritischen Themen begleitet: Bodenversiegelung und Verkehr. Wie gehen sie damit um?
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind bei all unseren Projekten wesentliche Parameter. So errichten wir den Wirtschaftspark Laxenburg nach den Kriterien des Nachhaltigkeitszertifikates ÖGNI Gold. Unter anderem wird auf dem Dach eine große Photovoltaikanlage installiert. Wir haben uns vorgenommen, bis 2025 in unseren Parks in Europa 300 Megawattpeak Strom zu erzeugen. Damit können wir den Strombedarf unserer Mieter abdecken und eventuell sogar noch Nachbarbetriebe mitversorgen.
Trotzdem wollen viele Gemeinden keine solchen Projekte.
Wir gehen deshalb aktiv auf die Gemeinden zu. Wir suchen ja Standorte in Autobahnnähe, nicht in Wohngebieten. Dadurch ist die Bevölkerung ohnehin wenig belastet. Es geht auch darum, Überzeugungsarbeit zu leisten. Zum einen schaffen wir Arbeitsplätze. Zum anderen ist es für alle von Vorteil, wenn Gebäude modernsten Umweltstandards entsprechen, sonst werden wir die Umweltziele nicht erreichen.
Was bedeutet das konkret?
In Laxenburg entsteht eine große Grünfläche mit rund 300 Bäumen, in Summe 3,8 Hektar, die nicht versiegelt sind und als Versickerungsfläche dienen. Bei der Erweiterung unseres Parks in Premstätten für einen Logistiker errichten wir extra ein Parkhaus mit 670 Plätzen, um weniger Fläche zu verbauen. Bei einem Projekt in Oberösterreich legen wir gezielt Biotope und Totholz-Hecken an. Natürlich verursacht das Kosten. Aber wir sind uns unserer ökologischen Verantwortung bewusst. Und es gibt auch viele Kunden, die grüne Projekte fordern
Wird es weitere Wirtschaftspark von VGP in Österreich geben?
Mit Laxenburg und Graz sind aktuell zwei Projekte in Bau, in Oberösterreich ist ein weiteres in Planung. Wir suchen weiter gute Standorte, die Nachfrage ist jedenfalls da.
Braucht es Erleichterungen bei den Genehmigungen?
Wir müssen uns schon überlegen, wie wir in Österreich aufgestellt sein wollen. Nur als Tourismusland? Wohl kaum. Es macht ökologisch unbedingt Sinn, alte Projekte abzureißen und neu zu bauen, weil sie nicht den heutigen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Das würde auch den Flächenverbrauch reduzieren. Und auch kleinere, regionale Parks sind ein Thema. Und ja: Ein einheitliches Raumordnungsgesetz wäre absolut hilfreich.
Zur Person
MARKUS GOLLOB, ist Country Manager des international tätigen Wirtschaftsparkentwicklers und -betreibers VGP. Er hat Wirtschaftsingenieur und Maschinenbau an der TU Wien studiert und war zuletzt Bereichsleiter Immobilien beim Rewe-Konzern.
Der Artikel ist aus trend. edition+ vom Dezember 2023.
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