Die Geschichte der Börsen ist verbunden mit schwarzen Tagen, an denen Börsenkurse in den Keller gerasselt sind und die Anleger um ihr Vermögen gebracht haben. Dahinter standen stets wilde Spekulationen. Wer hingegen mit Hausverstand und Vorsicht langfristig investiert kann unnötiges Risiko vermeiden.
Die Geschichte der Börsen ist gespickt mit Crashs, die auf überzogenen Erwartungen fußen. Obwohl die einzelnen Spekulationsblasen recht unterschiedliche Hintergründe haben ist die Lehre, die man daraus ziehen kann ist doch recht eindeutig: Spekulationsexzesse vernebeln die Sinne. Anleger merken nicht, dass sich die Werte von ökonomischen Realitäten entfernen. Wer persönliche Verluste vermeiden will, hat es in einem solchen Umfeld schwer.
Aber auch wenn man mit viel Weitblick agiert lassen sich kurzfristige Verluste nicht immer vermeiden, wie etwa zu Beginn der Corona-Krise, als es an den internationalen Börsen als Folge der ersten Lockdowns und des Stillstands der Wirtschaft zu dramatischen Kursverlusten kam. Nur wer die Pandemie vorhergesehen und sein Portfolio rechtzeitig abgestoßen hatte konnte Verluste vermeiden.
In dem Fall gab es jedoch Trost für alle, die einen kühlen Kopf behalten und Wertpapiere nicht zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt abgestoßen haben. Binnen weniger Monate war der Corona-Knick an den Börsen wieder überwunden und wer ein glückliches Händchen hatte, konnte von dem folgenden Kursanstieg sogar entsprechend profitieren.
Mit Aktien und anderen Wertpapieren ein Vermögen aufbauen ist möglich. Allerdings gilt es dabei, vernünftig zu bleiben, auf den Hausverstand zu vertrauen und allzu großen Rendite-Versprechen kritisch gegenüber zu stehen.
Es gibt eine Grundregel, mit der man als vorsichtiger Anleger einigermaßen gut fährt: Immer wenn die Gier oder auch die Angst die Sinne vieler Anleger vernebelt, ist es Zeit, das Gegenteil zu glauben und entsprechend zu handeln.
Schwarzer Donnerstag / Schwarzer Freitag 1929
24. Oktober 1929
Der "Schwarze Donnerstag" - oder "Schwarze Freitag" markiert den folgenschwersten Börsencrash in der Geschichte. Der Crash, der sich über mehrere Tage hinzog, löste eine Weltwirtschaftskrise und in den USA die Große Depression aus, die bis 1941 andauerte.
Was war geschehen? Dem Crash war eine gigantische Spekulationswelle vorausgegangen. In den 1920er Jahren hatte der US-Aktienindex Dow Jones seinen Wert von rund 100 Punkten im Jahr 1923 ausgehend seinen Wert auf bis zu 331 Punkte mehr als verdreifacht. In der Hoffnung auf ewigen Wohlstand wurde in großem Stil mit Aktien spekuliert. Millionen von US-Bürgern hatten Kredite aufgenommen, um damit Aktien zu kaufen. Die Kredite sollten mit den Gewinnen aus den Aktien zurückgezahlt werden. Banken hatten die gekauften Aktien als Sicherheit für die Kredite gewertet und die Anleger hatten zudem in der Hoffnung auf zukünftige Gewinne weitere Kredite aufgenommen, um damit Immobilien zu finanzieren.
Das konnte nicht funktionieren, erst recht nicht, weil es gleichzeitig zu Betrügereien wie Bilanzfälschungen und Kettengeschäften kam.
Am Dienstag, dem 29. Oktober 1929 kam es zum endgültigen Zusammenbruch. Trotz Stützungskäufen der Banken waren die Kurse so weit gefallen, dass die Kredite nicht mehr bediet werden konnten. Die Banken forderten ihr Geld zurück und drängten die Anleger dazu, ihre Aktien zu verkaufen. Es kam zum, "Bank Run" - Millionen von Anlegern wollten ihre Aktien loswerden. Banken kollabierten, manche "Wertpapiere" verloren 99 Prozent ihres Werts, der Dow Jones fiel bis zum Sommer 1932 unaufhaltsam auf 41 Punkte - den gleichen Stand, den er bei seiner Erstnotierung am 26. Mai 1896 hatte.
Schwarzer Montag 1987
19. Oktober 1987
Der "Schwarze Montag" markiert den ersten Börsencrash nach dem zweiten Weltkrieg und verbreitete sich von der Hong Kong Stock Exchange aus über Europa in die USA, wo der Dow Jones Index an einem Tag 22,6 Prozent seines Werts verlor und um 508 Punkte fiel.
Was war geschehen? In den zwei Jahren vor dem Crash war es an den Börsen zu einer extremen Hausse gekommen. Der Dow Jones hatte seinen Wert seit 1985 fast verdoppelt, und wieder hatten viele Anleger auf steigende Werte gesetzt und im großen Stil investiert. Doch unter US-Präsident Ronald Reagan waren die Inflation und das Handelsdefizit der USA massiv gestiegen. Der Dollar wertete stark ab und die US-Notenbank Fed hob den Leitzins für kurzfristige Kredite an. Als die Kurse an den Börsen zu fallen begannen implodierte das gefährliche Spiel der Wall Street Broker, die mit Leerverkäufen und Short- und Put-Optionen an den Terminbörsen spekuliert hatten. Computersysteme begannen automatisch Wertpapiere abzustoßen und trieben den Kurs der Aktien weiter in den Keller. Der Dow Jones fiel bis zum nächsten Tag von 2247 Punkten auf 1739 Punkte, an vielen Börsen wurde der Handel mit Aktien ausgesetzt.
Schwarze Tulpen 1630
Niederlande, 1630
Die Geschichte der Schwarzen Börsentage reicht aber noch viel weiter zurück. Beim ersten belegten Crash der Geschichte wurde nicht mit Wertpapieren, sondern mit Tulpen gehandelt. Im 17. Jahrhundert war in den Niederlanden eine wahnwitzige Spekulation rund um Tulpen und Tulpenzwiebel ausgebrochen. Die Preise für Tulpenzwiebel schossen in den Himmel, ab 1630 gab es sogar Optionsscheine auf Tulpenzwiebelanteile, und als besonders seltene schwarze Tulpen kurzzeitig so viel kosteten wie ein Haus an den Amsterdamer Grachten, kippte der Markt. Allein 1637 verloren Anleger im Schnitt 95 Prozent.
Was war geschehen? Und wie konnte es so weit kommen? Nun, die wild gewordenen Florophilen hatten eine Kleinigkeit übersehen: Mit dem Fortschritt der Züchtungen wurden auch seltene Sorten vermehrbar. Zuvor als selten und gehandelte Preziosen hatten plötzlich nur noch einen Bruchteil ihres Werts.
Dotcom-Blase 2000
März 2000
Nicht viel weniger absurd als in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts ging es zur Jahrtausendwende an den Aktienbörsen zu: Es setzte ein regelrechter Aktienboom ein. Auslöser waren die hohen Gewinnerwartungen und die Spekulation auf steigende Aktienkurse, die auf die damals neuen technologische Entwicklungen zurückgehen, der Etablierung des Internets, der Mobiltelefone und neuer digitaler Technologien, die zur Gründung vieler Unternehmen führten, deren Wachstumsphantsien über die Börse finanziert wurden. Die Kurse von Titeln junger Unternehmen stiegen in die Stratosphäre, obwohl dahinter bloße Phantasie stand und noch gar nicht absehbar war, wann und ob sie überhaupt jemals Gewinne präsentieren würden.
Im März 2000 platzte die New-Economy-Spekulation an den Aktienbörsen mit lautem Knall.
Was war geschehen? Es wurde offensichtlich, dass viele der hoch bewerteten Unternehmen die in sie gesteckten Gewinnerwartungen nicht erfüllen können. Dass ihr Börsenwert nicht durch materielle Gegenwerte gedeckt war und ihm nur ein magerer Buchwert aus einer billigen IT-Infrastruktur und einigen Immobilien gegenüber stand. Betrügereien mit fingierten Umsätzen flogen auf, Charts die eine zukünftige exponentielle Entwicklung des Geschäfts anzeigten wurde nicht mehr geglaubt und wieder verloren viele Kleinanleger, die sich auf das gewagte Spiel eingelassen hatten, ihr Kapital. Wer Aktien besaß, in Fonds investiert oder Fondspolizzen gezeichnet hatte, musste saftige Verluste einstecken.
Weltfinanzkrise 2007 / Lehman Brothers Pleite 2008
9. August 2007
Viele schworen sich nach dem Platzen der Dotcom-Blase, Aktien nicht mehr anzurühren, doch nur gut sieben Jahre später kam der nächste Knall. der 9. August 2007 gilt als der Tag, an dem die Finanzkrise begann, obwohl das damals erst wenigen aufgefallen ist. An diesem Tag stiegen jedoch die Zinsen für Interbankfinanzkredite an, was eine Kettenreaktion auslöste und ein hinter den Kulissen aufgebautes System von falschen Bewertungen, fahrlässig und spekulativ vergebenen Krediten und Schattenbanken, aus dem eine Immobilienblase entstanden war, kollabieren ließ. In der Folge kollabierten Banken - den Höhepunkt markiert der Zusammenbruch der US-Großbank Lehman Brothers am 9. August 2007 - und an den Aktienmärkten wurden tausende Milliarden vernichtet. Der Internationale Währungsfonds IWF schätzte die Verluste an den Börsen im Jahr 2009 auf rund vier Billionen US-Dollar. Viele Unternehmen kollabierten und mussten Insolvenz anmelden.
Was war geschehen? In den USA platzte eine Immobilienblase, deren Hintergründe Ähnlichkeiten mit denen des Schwarzen Donnerstags 1929 hatte. Der Aktien- und Immobilienmarkt war durch fantastische Preissteigerungen aufgebläht. Finanzkonzerne saßen auf Tonnen uneinbringlicher Kreditforderungen, die sie in Form von bieder aussehenden Wertpapieren unter die Leute bringen wollten. Banken begannen, die Kreditspirale zurückzuschrauben, Fremdkapital wurde für die Wirtschaft teurer und an den Börsen marschierten die Kurse nach unten.
Vor einem weltweiten Börsencrash wird man sich zwar niemals wirklich schützen können, denn dazu ist der Kollateralschaden zu groß. Wer sich aber nicht auf wüste Spekulationen einlässt und besonnen vorgeht, der vergrößert die Chancen erheblich, im Fall des Falles mit einem blauen Auge davonzukommen. Die folgenden 10 Gebote sind ein Leitfaden für die Vermögensanlage in Wertpapieren.
1. Du sollst Basiswissen erwerben
Wer kein Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge hat, sollte die Finger von jeder Form von Investment lassen und auf die Expertise von Beratern setzen. Ratsam ist es, mehrere Meinungen einzuholen und vielleicht sogar die Summe, die für Anlagezwecke bereitsteht, zwei oder mehreren Banken anzuvertrauen.
2. Du sollst dein Investment verstehen
Wer sich zum Kauf von Aktien, Anleihen oder auch Fonds entschließt, soll das Geschäftsmodell oder die betreffenden Produkte verstehen und für gut befinden, sonst ist ja auch die Einschätzung von Chancen und Risiken nicht möglich.
Im Besonderen gilt das für Aktien, aber auch bei Fonds sollte man sich um die Anlagestrategie kümmern. So ließ sich etwa der Milliardenbetrüger Bernie Madoff nie in die Karten schauen - ihr Vertrauen auf eine "geheime, aber geniale" Anlagestrategie bezahlten Anleger mit hohen Verlusten.
3. Du sollst investieren
Die sichersten Verluste erleiden Konsumenten, wenn sie ihr Geld nicht investieren, sondern am Sparbuch liegen lassen. Die Inflation kostet Sparbuchinhaber jährlich Milliarden. Es gilt die Faustregel: sechs Monate Einkommen bzw. monatlicher Finanzbedarf am Konto, der Rest wird angelegt.
4. Du sollst dein Nervengerüst kennenlernen
Banken verwenden einige Mühe darauf, die Risikobereitschaft ihrer Klientel kennenzulernen. Wer in Aktien investiert, sollte sich darüber im Klaren sein, dass Verluste bis in die Gegend von 50 Prozent immer wieder vorkommen und dass sich auch Totalverluste bei Einzeltiteln ereignen. Also muss man überlegen, welcher Teil des Vermögens in Aktien investiert werden kann.
5. Du sollst nicht alle Eier in ein Nest legen
Wer sich dazu entschlossen hat, Aktien zu kaufen, sollte möglichst breit streuen. Weniger als zehn Aktien bedeutet, dass die Pleite eines Unternehmens bereits ein merkliches Loch ins Portfolio reißt.
Allerdings muss jeder Anleger selbst entscheiden, über wie viele Positionen er sich laufend informieren kann. Fonds und ETFs sind eine Alternative, die zumindest eine breite Streuung garantieren.
6. Du sollst deine Verluste begrenzen
Wenn eine Aktie einmal abstürzt oder das Unternehmen in Schräglage gerät, macht es wenig Sinn, darauf zu warten, ob es sich vielleicht doch irgendwann erholt. Stimmt, die Realisierung von Verlusten ist schmerzhaft und man sträubt sich oft dagegen. Aber auch in Börsensachen gilt der Satz: "Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende." Das verbliebene Geld kann wieder in gewinnbringenden Investments angelegt werden.
7. Du sollst bei Geschenken vorsichtig sein
Der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman zitierte häufig den Satz: "There ain't no such thing as a free lunch" - etwa: "So etwas wie ein Gratisessen gibt es nicht." Soll heißen: Wenn man etwas geschenkt bekommt, gibt es meist einen Hintergedanken. Gratisbörseninformation versucht immer wieder, unbedarfte Anleger in Investments zu locken, von denen der Urheber der Gratisinfo in irgendeiner Weise selbst profitiert. Also: Achtung bei "Geschenken"!
8. Du sollst deine Gewinne in trockene Tücher bringen
Vom Kauf einer Aktien, einer Anleihe oder anderer Assets wird niemand reich. Erst durch den Verkauf wird ein Gewinn, der bis dahin bloß auf dem Papier existiert, "real". Stimmt schon, es ist ein wenig ärgerlich, wenn die Aktie oder die Goldposition dann noch weiter steigt, doch je höher eine Notierung steigt, umso größer wird auch die Gefahr eines Rückschlags.
9. Du sollst keinen Insidertipps auf den Leim gehen
Manchmal hat man Glück: Ein Bekannter, der bei einer börsennotierten Firma arbeitet und erfahren hat, dass eine tolle Akquisition bevorsteht, erzählt davon. Oder man erfährt im Kaffeehaus am Nebentisch von einem interessanten Deal.
Aber Achtung: Wer auf solche "heißen Tipps" hört, begibt sich in (möglicherweise sogar juristische) Gefahr. Oft sind das reine Blindgänger. Also wenn überhaupt, setzen Sie nicht mehr darauf als auf jedes andere Investment, das Sie für interessant befinden.
10. Du sollst nicht an Veränderung glauben
Natürlich, das Leben - auch jenes an der Börse - besteht aus Veränderung, und stetig wechseln die Favoriten. Doch zu den gefährlichsten Sätzen für Anleger zählt: "This time everything is different".
Etwa 2001 vor dem Platzen der "Dotcom-Bubble". Damals gab es Begriffe wie "Cash-Burn-Rate". Da wurde es doch tatsächlich als positiv gesehen, wenn ein Unternehmen rasch Geld verbrannte! Das sei eben der neue Indikator für rasches Wachstum. Das Ergebnis ist bekannt - daran, dass ein Unternehmen letztlich nur überleben kann, wenn es Gewinn erzielt, hat sich seit Hunderten Jahren nichts geändert.
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