Hält eine kollektive Strafe davon ab, ein Ziel zu erreichen? Ein beeindruckendes Experiment mit Affen soll das belegen. Das ist aber leider frei erfunden.
MYTHOS Wissenschaftler schließen fünf Affen in einen Käfig. In dem steht eine Leiter, an deren oberem Ende liegt eine Banane. Versucht ein Affe, die Leiter zu erklettern, um die Banane zu holen, werden die anderen Affen mit kaltem Wasser bespritzt. Die Affen halten daher jeden der ihren davon ab, die Leiter zu betreten. Ein Affe wird ausgetauscht. Der weiß nichts von der Tücke, will die Banane, doch die Kollegen im Käfig lehren ihn schlagkräftig, dass er auf der Leiter nichts zu suchen hat.
Weitere Affen werden getauscht, alles wiederholt sich. Auch nachdem alle Affen ausgetauscht sind und keiner von ihnen je kalt geduscht wurde, bleibt das Verhalten. Niemand betritt mehr die Leiter - das Wasser könnte auch schon ausgeschaltet sein. Eine tolle Story, die erklärt, warum sich unzeitgemäße Firmenrituale so hartnäckig halten oder neue Ideen und Vorschläge so oft abgelehnt werden. Sie verbreitete sich daher in affenartigem Tempo.
FAKTEN Bullshit-Busters recherchierten: Die Story stammt aus dem Buch "Competing for the Future"(1996) der Managementprofessoren Gary Hamel und C. K. Prahalad, allerdings ohne Quellenangabe. Nachfragen nach der Originalquelle blieben ergebnislos. Zwar gab es Experimente zur Weitergabe kulturellen Lernens mit Affen, eines mit dieser Anordnung ist aber nirgends dokumentiert.
FAZIT Die Grundaussage des Mythos erscheint nach anderen Experimenten für Menschen sogar plausibler als für Affen. Feine Ironie: So wie die Affen das Leiterverbot angeblich nicht hinterfragten, haben viele Menschen auch nicht den Realitätsgehalt des Experiments hinterfragt, als sie die Story davon verbreiteten.
Die Serie "13 Coaching Mythen" ist der trend-Ausgabe 43/2017 vom 27.10.2017 entnommen.