MYTHOS Brainstorming basiert auf der Idee, dass Einzelpersonen nicht so kreativ sein können wie Teams. Kernstück ist die spontane Ideenäußerung aller Teilnehmer. Kritik an Wortmeldungen ist dabei verboten, es darf auch Unmögliches ausgesprochen werden, je fantasievoller desto besser. Ideen anderer sollen aufgegriffen und weiterentwickelt werden, so die klassischen Regeln der Kreativtechnik, die in den 40er-Jahren in der US-Werbebranche entwickelt wurde und in der Folge weltweit enorme Verbreitung fand.
FAKTEN Studien mit Kontrollgruppen zeigten in der Folge, dass klassisches Brainstorming nicht alle Versprechen einlösen konnte. So lieferten gleich viele Einzeldenker wie Gruppenmitglieder sogar mehr Ideen. Gruppen, in denen Ideen bewertet wurden, schnitten besser ab als solche, wo nicht kritisiert wurde.
FAZIT Brainstorming gilt heute nicht mehr als unbestritten beste Kreativmethode. Die Psychologie erkannte Tücken der Gruppenarbeit wie Groupthinking (Neigung zu gleichartigen Meinungen) oder den HiPPO-Effekt ("highest-paid person in the office"; Orientierung an der Meinung der hierarchisch höchsten Person).
Weiterentwicklungen und Verbesserungen des klassischen Brainstormings und der Gruppenarbeit sollen diese Nachteile kompensieren. Beim "Brainwriting" werden Vorschläge individuell niedergeschrieben, ehe es in die Gruppe geht. Das bringt laut Studien ein Fünftel mehr Ideen als Brainstorming. Techniken wie die "Six Thinking Hats" setzen darauf, dass Gruppenmitglieder bewusst bestimmte Perspektiven wie die des Optimisten, Skeptikers oder Neutralen einnehmen. Nur Team-Romantik allein garantiert keine guten Ergebnisse.
13 Coaching Mythen
Die Serie "13 Coaching Mythen" ist der trend-Ausgabe 43/2017 vom 27.10.2017 entnommen.