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„Tagespresse“-Gründer Jergitsch: „Ich bin ein furchtbarer Verhandler“

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8 min
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Der Gründer und Chefredakteur des Satiremagazins „Die Tagespresse“ Fritz Jergitsch spricht in der trend-Serie „Sprechen Sie Wirtschaft?" über seine finanzielle Prägung und Humor als krisenbeständiges Asset.

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Sie sind studierter Volkswirt und haben mit „Die Tagespresse“ nicht nur Österreichs erfolgreichstes Satiremagazin aufgebaut, sondern auch ein nachhaltiges Finanzierungsmodell dazu eta­bliert. Haben Sie auch privat eine gute Hand fürs Geld? Wissen Sie am Monatsende immer, wo es geblieben ist?

Fritz Jergitsch

Als gelernter Volkswirt weiß ich natürlich, wo mein Geld am Monatsende ist – im Umlauf. Es stärkt die regionale Wirtschaft, hauptsächlich Gastronomie, Weinbauern und Brauereien.

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Sind Sie ein harter Verhandler in eigener Sache?

Fritz Jergitsch

Ich bin ein furchtbarer Verhandler. Ich bin schon zufrieden, wenn ich nach einer Verhandlung nicht mehr zahlen muss als das Einstiegsgebot meines Gegenübers.

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Wo versagt selbst dem Satiriker angesichts der Wirtschaftslage der Humor?

Fritz Jergitsch

Humor ist zum Glück das einzige Asset, das sich vermehrt, wenn man es gebraucht. Insofern ist es äußerst krisenbeständig und hilft durch schwierige Phasen.

FPÖ versus „Die Tagespresse“

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Was hat Sie in Sachen Geld geprägt?

Fritz Jergitsch

Mein wichtigster Lehrer in finanziellen Themen war die SVS. Wenn die erste Nachzahlung kommt, lernst du wirklich den Wert von Geld kennen. Das prägt.

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Ist für Sie als freiberuflicher Künstler finanzielle Vorsorge Thema bzw. die Angst, dass es auch wieder anders sein kann?

Fritz Jergitsch

Wie der Name schon sagt, ist man als Selbstständiger ständig auf sich selbst gestellt. Das muss man mögen und kann sehr stressig sein, wenn es mal nicht gut läuft. Aber ich persönlich schätze die Freiheit mehr, als mich der Stress belastet.

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Was halten Sie heute noch für ein gutes Investment?

Fritz Jergitsch

Ich habe kürzlich Aktien der Post gekauft und möchte sie allen Leser:­innen des trend zum Kauf empfehlen, ­damit der Preis steigt. Wir bei der „Tagespresse“ zahlen der Post jährlich so viel für den Versand der Jahresbücher an unsere Abonnenten. Da möchte ich mir einen Teil davon als Dividende zurückholen. Und ja, es macht stolz, in der Schlange im Postamt die Hansi-Hinterseer-CDs und Handyhüllen zu sehen und zu denken: Das gehört auch ein bisschen mir.

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Alles ist teuer geworden. Wo sparen Sie derzeit?

Fritz Jergitsch

Ich spare dort, wo ich die Preiserhöhungen für dreist halte. Wenn die Salatgurke im Spar plötzlich 30 Cent mehr kostet als in der Vorwoche, dann esse ich halt keine mehr. Ich fühle mich dann immer so, als hätte ich die Handelsriesen ausgetrickst.

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Was halten Sie für Ihren ganz persönlichen kleinen Reichtum? Was macht Ihr Leben besser?

Fritz Jergitsch

ChatGPT hat unsere Buchhaltung automatisiert und mir ein kleines Programm geschrieben, das automatisch berechnet, wie viel Mehrwertsteuer wir von unseren Aboeinnahmen zahlen müssen. Die Zahlen reiche ich dann einfach an unseren Steuerberater weiter. So bleibt mir mehr Zeit für meine Leidenschaft, Fake News.

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Wofür geben Sie leichten Herzens viel Geld aus? Und wofür sind Sie sich zu neidig?

Fritz Jergitsch

Bücher für meinen E-Reader. Zu neidig bin ich mir für neue Socken, wenn meine alten ein Loch haben.

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Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?

Fritz Jergitsch

Einen Dry-Age-Schrank zum Trockenreifen von Fleisch. Nach einiger Zeit habe ich festgestellt, dass die Steaks aus dem Schrank weder günstiger noch besser sind als die von meinem Fleischer. Nach wochenlanger Will­haben-Suche habe ich schließlich einen Steirer gefunden, der mir für den Schrank zwei Drittel des Anschaffungspreises plus einen großen Sack voll Trockenwürste und Kernöl zahlte.

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Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?

Fritz Jergitsch

Testimonial für Kaffee Hag, wo ich einen Schluck Kaffee nehme, die Tasse hochhebe, und dann überrascht ausrufe: „Was – Kaffee Hag? Jetzt habt ihr mich aber erwischt.“

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Karte oder Bargeldtyp?

Fritz Jergitsch

Karte. Speziell im Sommer gibt es nichts Schlimmeres als eine schwere Geldbörse voller Münzen in der verschwitzen Hosentasche, die beim Gehen am Bein reibt.

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Was empfinden Sie als Luxus?

Fritz Jergitsch

Freizeit, einen Tag lang mal nichts machen müssen.

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Wissen Sie noch, wofür Sie Ihr erstes selbst verdientes Geld ausgegeben haben?

Fritz Jergitsch

Da muss ich 16 gewesen sein. Also wahrscheinlich für Tequila-Shots im Bermudadreieck.

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Und wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Fritz Jergitsch

Es soll enden, wie es angefangen hat: mit Tequila-Shots im Bermudadreieck.

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