©Elke Mayr
Die Voestalpine ist einer der weltweit führenden Stahlkonzerne und wichtiger Lieferant für alle stahlverarbeitenden Branchen, wie die Automobil- oder Luftfahrtindustrie. Mit einer Steigerung von rund 20% des Jahresumsatzes auf rund 18 Mrd. Euro liegt das Unternehmen auf Rang 3 im trend TOP 500 Ranking 2023.
- FACTS: Voestalpine AG
- Firmengeschichte: Österreichischer Stahlkonzern
- Was bedeutet der Name "Voestalpine"?
- Umsatzentwicklung Voestalpine AG
- Die 4 Divisionen der Voestalpine AG
- Steel
- High Performance Metal
- Metal Engineering
- Metal Forming
- Mitarbeiterentwicklung Voestalpine AG
- Voestalpine: Produkte und Bereiche
- Der Aktienkurs der Voestalpine AG
- Herausforderung Klimaschutz
- Die Voestalpine AG im Internet
FACTS: Voestalpine AG
Gegründet: 1938; seit 1995 privatisiert
Firmensitz: Voestalpine-Straße 1, 4020 Linz
Mitarbeiter: 50.016
Tätigkeiten: Erzeugung von Eisen und Stahl und hochwertigen Technologiekomponenten aus Stahl und Legierungen
Umsatz (2022): 17,915 Mrd EUR
Gewinn [EBIT] (2022): 1,558 Mrd EUR
Eigentümer: Streubesitz 64,12%, Voestalpine Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung 14,8%, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Invest GmbH&Co OG 13,54%, Oberbank AG 8,1%
Management: Herbert Eibensteiner (Vorstandsvorsitzender; Steel Division, Informationstechnologie), Franz Kainersdorfer (Beschaffungsstrategie, Metal Engineering Division), Robert Ottel (Controlling, Bilanzen, Finanzen, Steuern, Risikomanagement), Franz Rotter (High Performance Metals Division), Peter Schwab (Metal Forming Division), Hubert Zajicek
Aufsichtsrat: Wolfgang Eder (Vorsitzender, Heinrich Schaller (StvV), Joachim Lemppenau, Sandra Fritz, Franz Gasselsberger, Josef Gritz, Ingrid Jörg, Florian Khol, Maria Kubitschek, Hans-Karl Schaller, Gerhard Scheidreiter, Elisabeth Stadler
Börse-Kennzahl: AT0000937503
Website: Voestalpine.com
Firmengeschichte: Österreichischer Stahlkonzern
Die heutige Voestalpine geht auf die im Zweiten Weltkrieg in Linz gegründeten "Hermann Göring Werke" (offizieller Name Reichswerke Aktiengesellschaft für Erzbergbau und Eisenhütten “Hermann Göring“) zurück. Baubeginn für das Linzer Stahlwerk war nur einen Tag nach dem Anschluss Österreichs an das Hitler-Deutschland am 13. März 1938.
Die ersten Jahre in der Unternehmensgeschichte waren kriegs- und politikbedingt sehr unschöne Jahre. Für den Aufbau und den Betrieb des Produktionsstandortes wurden in großer Zahl Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene sowie Häftlinge aus dem nahe gelegenen Konzentrationslager Mauthausen eingesetzt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das zwischenzeitlich von der US-Armee beschlagnahmte Stahlwerk an die Republik Österreich übergeben und mit dem Gesetz vom 26. Juli. 1946 mit einer Reihe weiterer Industriebetriebe und Banken verstaatlicht. Fortan hießen die Werke „Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke AG (VÖEST)".
Verstaatlichung vom 26.7.1945: In Österreich wurden 3 Aktienbanken (Creditanstalt-Bankverein, Länderbank, Österreichisches Credit-Institut), der gesamte Kohlenbergbau, der Eisenerz-, Bleierz-, Kupfererz- und Antimonerzbergbau, die Erdölförderung und deren Raffinerien, die gesamte Hüttenindustrie, die Aluminiumproduktion, Betriebe der Elektro- und Chemieindustrie sowie die DDSG verstaatlicht. Teile der damals entstandenen Verstaatlichten Industrien Österreichs sind heutig in der Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG) wiederzufinden.
1949 begannen die Forschungen der VÖEST in Linz am LD-Verfahren (Linz-Donawitz). 1950 wurde zur Sicherung des geistigen Eigentums das österreichische Patent AT168589 der VÖEST für das Verfahren erteilt. Bis heute wird weltweit das LD-Verfahren in rund 72% der Stahlproduktion eingesetzt. 1973 kam es zur Fusionierung mit der staatlichen Österreichisch-Alpine Montagegesellschaft mit Hauptproduktionsstandort Leoben-Donawitz.
1995 erfolgte der Beginn der Privatisierung des Stahlkonzerns. 31,7% der Staatsanteile wurden in diesem ersten Schritt an der Wiener Börse verkauft. 2003 wurden die letzten Staatsanteile verkauft und ein Rebranding zu Voestalpine AG durchgeführt. Mit dem Aufkauf von über 50% der Anteile des Edelstahl-Spezialisten Böhler-Uddeholm (heute Voestalpine BÖHLER Edelstahl GmbH & Co KG) und dessen Integration in den Betrieb beschäftigte der Konzern 2007 weltweit bereits 41.500 Mitarbeiter.
Als internationaler Stahl- und Technologiekonzern ist die Voestalpine heute in über 50 Ländern vertreten und besteht aus rund 500 Konzerngesellschaften und -standorten.
Der aktuelle Vorstandsvorsitzende Herbert Eibensteiner übernahm die Aufgabe 2019. Er war davor bereits seit 2012 Vorstandsmitglied der Voestalpine AG.
Was bedeutet der Name "Voestalpine"?
Der Name "Voestalpine" - oder VÖEST - leitet sich aus der Bezeichnung "Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke" ab.
Mit der Eingliederung der Alpine Montan AG und dem Stahlerzeuger Böhler und Schoeller-Bleckmann im Jahr 1973, wurde der Name des daraus resultierenden neuen Unternehmens in "VÖEST-Alpine AG" geändert.
Umsatzentwicklung Voestalpine AG
Jahr | Umsatz (in Mio. €) | +/- ggü. Vorjahr in % |
---|---|---|
2015 | 11.068,70 | -1,08 |
2016 | 11.294,50 | 2,04 |
2017 | 12.897,80 | 14,20 |
2018 | 13.560,70 | 5,14 |
2019 | 12.717,20 | -6,22 |
2020 | 10.901,90 | -14,27 |
2021 | 14.923,20 | 36,89 |
2022 | 17.915,00 | 20,05 |
Umsatzentwicklung Voestalpine AG 2015 - 2022
Die 4 Divisionen der Voestalpine AG
Die Unternehmensgruppe der Voest besteht aus insgesamt vier Divisionen.
Die Voestalpine ist in 50 Ländern vertreten und auf 500 Konzerngesellschaften und Konzernstandorte verteilt.
Ein detaillierter Überblick über die vier Divisionen: Steel, High Performance Metal, Metal Engineering und Metal Forming.
Steel
Die Steel Division ist das Herzstück des Konzerns. im Geschäftsjahr 2020/21 entfielen 36% des Gesamtumsatzes auf diese Division. Die größte Einheit der Voestalpine spezialisiert sich auf die Flachstahlproduktion für die Automobil-, Hausgeräte- und Baubranche. Die Leitgesellschaft der Steel Division ist die Voestalpine Stahl GmbH in Linz.
Der größte Kundensektor der Division ist mit 32% die Automobilindustrie. 84% der Umsätze der Steel Division werden auf Märkten der Europäischen Union erwirtschaftet und von diesen fallen 18% auf Österreich. Im Geschäftsjahr 2021/22 wurden 5,7 Mrd EUR Umsatzerlöse erreicht. Insgesamt arbeiten 10.703 Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) in dem Bereich.
Die Steel Division steht unter der Leitung des Vorstandschefs Herbert Eibensteiner
High Performance Metal
Die High Performance Metals Division, vormals Special Steel Division, konzentriert sich auf die Produktion von Werkzeugstahl und Sonderlegierungen für Turbinen. Die Division entstand nach der Integration der Böhler-Uddeholm AG.
Die Werke und andere Produktionsstätten liegen in Österreich, Deutschland, Schweden, Brasilien und den USA. Die Erzeugnisse werden zu 27% in die Automobilindustrie und zu 22% in der Maschinen- und Stahlbaubranche verkauft. 49% der Umsätze kommen in der Europäische Union zustande, gefolgt von 18% in Asien. Mit den 13.291 Beschäftigten (Vollzeitäquivalent) konnte ein Umsatz von 3,1 Mrd erzielt werden.
Die High Performance Metals Division steht unter der Leitung von Franz Rotter
Metal Engineering
Die Metal Engineering Division stellt Produkte für die Eisenbahnindustrie her. Von Infrastruktur und Schienentechnik bis zu Walzdraht. Von Letzterem werden 550.000 t pro Jahr in Donawitz von der Wire Rod Austria GmbH hergestellt. Die 3,4 Mrd EUR Umsatz wurden zu 46% mit Bahnsystemen und zu 55% in der EU erreicht. Es arbeiten weltweit 13.528 Beschäftigten (Vollzeitäquivalent) in der Division.
Die Metal Engineering Division steht unter der Leitung von Franz Kainersdorfer
Metal Forming
Die Metal Forming Division entwickelt Präzisionsbandstahlprodukte aus Press-, Stanz- und rollprofilierten Teilen. Ein spezieller Abnehmer ist die Premium-Automobilindustrie. Auf den gesamten Automobilsektor gerechnet wurden 47% der 3,5 Mrd EUR Jahresumsatz erreicht. 57% in der EU und 24% in der USMCA-Zone. Es werden insgesamt 11.766 Personen in der Metal Forming Division beschäftigt (Vollzeitäquivalent).
Die Metal Forming Division steht unter der Leitung von Peter Schwab
Mitarbeiterentwicklung Voestalpine AG
Jahr | Mitarbeiter | +/- ggü. Vorjahr in % |
---|---|---|
2015 | 48.367 | 2,00 |
2016 | 49.703 | 2,76 |
2017 | 51.621 | 3,86 |
2018 | 51.907 | 0,55 |
2019 | 49.682 | -4,29 |
2020 | 48.654 | -2,07 |
2021 | 50.225 | 3,23 |
2022 | 50.015 | -0,42 |
Mitarbeiterentwicklung Voestalpine AG 2015 - 2022
Voestalpine: Produkte und Bereiche
Wie bereits erwähnt, ist die Voestalpine auf vier wesentliche Bereiche aufgeteilt: Steel, High Performance Metal, Metal Engineering und Metal Forming.
Die Produkte der Voestalpine AG lassen sich, laut Firmenwebsite, grob in folgende Kategorien unterteilen:
Auto - Höchstfeste Karosserieteile aus Leichtbaustahl
Schiene/Weiche - Intelligenter Spurwechsel auch bei Hochgeschwindigkeit
E-Mobilität - Hochqualitatives Elektroband für E-Motoren
Bahn - Modulare Leichtbauwaggons für den ökologischen Transport
Hochregallager - Anspruchsvollste Stahlprofile für eine volldigitalisierte Lagerverwaltung
Brücken - Hochqualitative Spannstahllitzen für Schrägseilkonstruktionen
Flugzeugteile - Präzise geschmiedete Luftfahrtkomponenten
Windenergieanlagen - Leistungsstarkes Elektroband für Generatoren
Digitaler Weinpfahl - Langlebige Stahlpfähle mit Echtzeitinformationen aus dem Weingarten
Landwirtschaftsmaschinen - Robuster Premiumstahl für Sicherheitskabinen von Traktoren
Haushaltsgeräte - Beschichtetes Stahlband für Kühlschrank, Waschmaschine & Co.
Smartphones - Hochreiner Kunststoffformenstahl für Mobiltelefone
Der Aktienkurs der Voestalpine AG
Die Aktie der Voestalpine AG notiert seit 1995 an der Wiener Börse. ISIN: AT0000937503
Über die letzten 5 Jahre hat die Aktie um rund 26,6% verloren.
Herausforderung Klimaschutz
Eine der größten Herausforderungen für die Voestalpine ist der Klimaschutz und die seit Jahren laufend verschärften Bestimmungen zu den Treibhausgas-Emissionen. Der Konzern hat in den vergangenen Jahrzehnten bereits seine Luftemissionen und den Energieverbrauch auf das technologische Minimum reduziert, ist aber immer noch für rund 10% aller österreichischen CO2-Emissionen verantwortlich und damit der größte Emittent des Landes. Entsprechend hoch sind auch die Kosten, die der Konzern für CO2-Zertifikate tragen muss.
Bis 2050 will die Voestalpine klimaneutralen Stahl produzieren. Ein erster Schritt in die Richtung wurde mit dem neuen "greentec steel" gemacht, die in Linz hergestellt wird. Als Technologieführer und wurde das Unternehmen auch als "Best-in-Class-Vertreter" für nachhaltige Investments zertifiziert.
Als Technologievorreiter im Bereich der Eisen- und Stahlerzeugung hat die Voestalpine einen Plan zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion entwickelt und bereitet den Umstieg von der kohlebasierten Hochofentechnologie auf die grünstrombetriebene Elektrolichtbogenofentechnologie vor.
Der Bau der neuen Elektrolichtbogenöfen (electric arc furnace, EAF) wird 2024 starten. Anfang 2027 soll jeweils ein Elektrolichtbogenofen in Linz und Donawitz in Betrieb gehen. Die Gesamtinvestitionskosten liegen bei rund einer Milliarde Euro. Durch diese Technologieumstellung können die CO2-Emissionen signifikant um rund 30 % gesenkt werden. Das entspricht einer Einsparung von rund 3 bis 4 Mio. t CO2 pro Jahr, was fast 5 % der jährlichen CO2-Emissionen Österreichs ausmacht.