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Mehr als Hälfte aller Femizid-Opfer 2024 über 60 Jahre alt

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14 der 27 im vergangenen Jahr ermordeten Frauen waren über 60 Jahre alt
©APA/APA/dpa/Peter Steffen
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Im Vorfeld des Internationalen Frauentages am 8. März haben die Autonomen Österreichischen Frauenhäuser (AÖF) am Mittwoch auf Gewalt gegen ältere Frauen aufmerksam gemacht. Die AÖF präsentierten auf einer Pressekonferenz in Wien entsprechende Zahlen. Demnach waren 2024 von 27 Opfern von Tötunsgdelikten (mit Bezug zu häuslicher Gewalt) 14 über 60 Jahre alt. "Das sind zum ersten Mal seit fünf Jahren mehr als die Hälfte", sagte Geschäftsführerin Maja Markanović-Riedl zur APA.

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Die Daten stammen aus einer eigenen Erhebung der AÖF über die vergangenen fünf Jahre. Dabei wurde die Zahl der Opfer ab einem Alter von 60 plus in Relation zur Gesamtzahl gesetzt. Markanović-Riedl sprach in diesem Zusammenhang von einem "beunruhigenden Höchststand". Zwar treffe häusliche Gewalt Frauen in jedem Alter. "Wo starre Geschlechterrollen auf Altersdiskriminierung treffen, sind ältere Frauen jedoch besonders gefährdet, Opfer zu werden", hieß es am Mittwoch. Dennoch fänden gerade jene Frauen seltener den Weg in Beratungsangebote, zu Frauenhäusern oder zur Frauenhelpline.

Laut AÖF seien in den vergangenen beiden Jahren im Schnitt weniger als acht Prozent der Anruferinnen bei der Frauenhelpline über 60 Jahre alt, in den AÖF-Häusern sogar nur zwei Prozent der Bewohnerinnen Teil dieser Altersgruppe. "Diese Kluft zeigt, dass wir hinsehen müssen", so Markanović-Riedl. Sie ortete gemeinsam mit Elisabeth Cinatl, Geschäftsleiterin des Vereins wendepunkt vom Frauenhaus Wiener Neustadt sowie Romeo Bissuti aus dem Vorstand des Dachverbands Burschen-, Männer- und Väterarbeit Österreich (DMÖ) dringenden Handlungsbedarf.

Oft könne eine Pensionierung des Partners und ein damit einhergehender Statusverlust auch zu Aggression und Kontrollverlust führen, schilderte Cinatl Beispiele aus ihrer Erfahrungspraxis. "Auch die zunehmende Gebrechlichkeit oder Erkrankungen kann Gewalt verstärken", sagte sie. Auch wollten Frauen ihren pflegebedürftigen Mann teils nicht alleine lassen oder könnten aufgrund eigener Pflegebedürftigkeit selbst keine Unterstützungsangebote wahrnehmen. Gebe es bereits einen Trennungswunsch seitens der Frau, steige das Risiko zu Gewalt zusätzlich, ergänzte Bissuti.

Auch im aktuellen Regierungsprogramm ist ein "besonderer Fokus auf den Gewaltschutz bei älteren Frauen" vorgesehen, wie es darin heißt. Markanović-Riedl begrüßte dieses Bekenntnis am Mittwoch, forderte jedoch, dass "dieses Programm nun zum Leben erweckt wird". Darüber hinaus brauche es auch, den auch von SPÖ-Vertretern in der Vergangenheit immer wieder geforderten Nationalen Aktionsplan zum Gewaltschutz, sowie eine Zählung von Femiziden auf staatlicher Ebene, um Tötungsdelikte an Frauen besser erfassen zu können, hieß es gegenüber der APA. Die AÖF sprachen sich zudem für eine breitenwirksame Sensibilisierung zu Gewalt gegen älteren Frauen, zielgruppenspezifische Aufklärung, Schulungen im Gesundheitswesen, einen Ausbau von barrierefreien Frauenhausplätzen sowie die Schaffung von spezifischen Ansätzen für pflegebedürftige Frauen aus.

(S E R V I C E - In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u. a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; Gewaltschutzzentrum Wien: https://www.gewaltschutzzentrum.at/wien/ und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133)

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