AMBITION. Für Ex-Botschafter Trevor Traina ist es "verrückt", zu behaupten, "Trump wolle die NATO aushöhlen".
©trend / Lukas IlgnerDer frühere US-Botschafter Trevor Traina über den künftigen Wirtschaftskurs der USA und seine mögliche Rolle in einer zweiten Trump-Amtszeit.
Handel und Investitionen zwischen Österreich und den USA waren letztes Jahr auf einem Rekordniveau. War Biden so gut?
Der Aufwärtstrend hat noch in meiner Zeit als Botschafter (2018-2021, Anm.) begonnen, Österreich kam erstmals auf die Liste der zehn am stärksten wachsenden Handelspartner der USA. Die Administration von Donald Trump war voller Geschäftsleute, und ich bin nun einmal ein Geschäftsmann, ein Entrepreneur aus Kalifornien. Wir haben Trumps Handelsminister Wilbur Ross nach Österreich geholt, der Fokus lag auf starken persönlichen Beziehungen. Ich selbst habe noch Dietrich Mateschitz und Gaston Glock getroffen. Wenn ich heute in Wien bin, wird mir gesagt, das war "die Ära der Verbundenheit". Diese Bemühungen sind in den letzten Jahren fortgesetzt worden.
Die letzten Jahre unter Biden waren von großen staatlichen Programmen geprägt, die mit riesigen Subventionen Investitionen auslösen sollen, etwa Chips Act oder IRA. War das richtig?
Ich persönlich bin mehr für einen Laissezfaire-Zugang zur Wirtschaft. Jeff Bezos und Elon Musk zeigen, was mit privatem Unternehmertum möglich ist. Aber ich mache derzeit keine Politik.
Werden Sie in naher Zukunft Politik machen?
Wie sagt man in Österreich so schön: "Schau ma mal" (lacht).
Werden die USA nach den Wahlen noch die treibende Kraft der Weltwirtschaft sein können?
Das hängt vom Ausgang ab. Die letzten Jahre haben aber die Schwächen Chinas, etwa die Immobilienkrise und die Demografie, deutlich gezeigt. Auch Österreichs Haupthandelspartner, Deutschland, zeigt Schwächen. Heute würde Donald Trump Präsidentenwahlen mit großem Vorsprung gewinnen, aber das kann sich natürlich täglich ändern.
Zuletzt hat er die NATO-Partnerländer schwer verärgert. Solche Aussagen werden ihm wohl auch im eigenen Land schaden.
Ich war einer seiner Diplomaten, und ich sage Ihnen: Es ist verrückt, zu behaupten, dass Trump die NATO aushöhlen will.
Hat das "Project 2025" der konservativen Heritage Foundation tatsächlich den Zweck, für den Fall eines Wahlsiegs besser vorbereitet zu sein?
Donald Trump ist damals als Outsider in die Regierung gekommen. Er hat fast zwei Jahre mit Executive Orders regiert. Wenn es zu einem Wechsel käme, müsste es diesmal schneller gehen.
Bringen Sie sich in den Wahlkampf ein?
Offiziell bin ich ein privater Staatsbürger der USA.
Und inoffiziell?
Bleibe ich bei meiner offiziellen Aussage. Was ich Ihnen sagen kann: Österreich wird immer einen Freund in mir haben. Ich war eben am Opernball, Sie werden nicht glauben, wie viele Leute mich danach angerufen haben, weil sie mich im Fernsehen gesehen haben. Der Opernball ist einer der erfolgreichsten Exportartikel des Landes. Es sollte Ihnen klar sein: Österreich ist kein kleines Land. Es ist zumindest mittelgroß.
Das Interview ist aus trend.PREMIUM vom 23. Februar 2024.
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