Bei einem Garagenunternehmen denkt man an Computer und Silicon Valley. Doch Herbert Morscher hat seinen Unternehmertraum in der Garage seines Elternhauses in Klaus in Vorarlberg begonnen. Und der war eine Farbenhandlung. 1962 startete er den Einmannbetrieb Farben Morscher. Heute ist das Unternehmen eine der größten Farbenhandlungen im Westen Österreichs mit 21 Filialen, eine davon in Passau in Deutschland.
Herbert Morscher hatte bereits bei der Gründung die Vision eines großen, österreichweiten Unternehmens. Doch er verstarb 1997 im Alter von 60 Jahren, zu früh, um sie in seiner ganzen Dimension noch erleben zu können. Heute leitet sein Sohn Jürgen Morscher das Unternehmen. Er erinnert sich: „Ich bin zwei Jahre vor dem Tod meines Vaters ins Unternehmen eingetreten und war zu diesem Zeitpunkt schlichtweg noch nicht in der Lage, die Firma zu leiten. Doch mein Vater war schon zuvor weitsichtig und hat die Geschäftsleitung auf mehrere erfahrene Schultern verteilt.“ Die damaligen Abteilungsleiter ermöglichten dem Sohn des Gründers einen geordneten Eintritt in die Unternehmensleitung.
EXPANSION. Und der Sohn hat den Traum seines Vaters dann erfolgreich weitergeführt. Das Farben-Morscher-Team hat sich von damals 90 auf heute über 170 „Familienmitglieder“, wie Jürgen Morscher sie nennt, erweitert. Und das Filialnetz wurde von damals zehn Standorten in Vorarlberg und Tirol weiter ausgebaut. „Ich denke, es lässt sich hier durchaus eine gewisse Dynamik ablesen“, meint Morscher.
Und es gab für diese dynamische Expansion jemanden, der genauso daran glaubte wie der Firmengründer und sein Sohn. „Die Volksbank ist ein Partner der ersten Stunde. Von Beginn in der elterlichen Garage bis zum heutigen Tag arbeiten wir in allen Belangen auf der Basis des Volksbank-Leitgedankens ‚Vertrauen verbindet‘ wertschätzend und erfolgreich zusammen“, blickt Morscher zurück. Die jahrzehntelange Partnerschaft mit der Volksbank Vorarlberg hat viel zu der bisherigen Erfolgsgeschichte des Unternehmens beigetragen.
Und das soll auch so bleiben, denn Morscher hat noch große Pläne. Wenn es um Farben und Technik rund um die Oberfläche geht, soll das Unternehmen der Partner für alle Kunden- und Branchenbereiche werden. Profianwender im Bau- und Baunebengewerbe wie Maler, Verputzer, Trocken- und Innenausbauer, Tischler, Zimmerer, Schlosser, Bauspengler und Bauunternehmen, Kfz-Lackierer und Kfz-Spengler, Industrie und Handel, aber gleichermaßen auch Hobbyhandwerker und Privatkunden sollen zum Kundenkreis zählen. Morscher: „Wir wollen in aller Munde sein und Lösungen und Hilfe für die Fragestellungen bieten können.“
MENSCHEN. Aber das reine Wachstum ist nicht alles bei Farben Morscher, denn der Chef weiß auch, dass diese Entwicklung nur gemeinsam mit der Hilfe von allen im Team möglich war. Wir sind eine „Viele-Frauen-und-Männer-Show“, sagt er. Es herrschen Menschlichkeit und Respekt im Unternehmen. Wenn ein stets engagierter Mitarbeiter einmal Probleme hat, wird er durchgetragen. Jedenfalls so lange, wie es für das Team zumutbar ist.
Um auch in der Führungsebene die Belastung zu verteilen, wurde die Geschäftsführung dreigeteilt. Markus Bachmann ist für Finanzen zuständig, Hansjörg Albrecht für den Vertrieb, und Jürgen Morscher widmet sich den Bereichen Personal wie auch den strategischen und bürokratischen Planungen. Die strategischen Entwicklungen werden aber generell gemeinsam durchgesprochen und umgesetzt – so bleibt möglichst kein Sektor unbeachtet, und viele Erfahrungswerte fließen ein.
So wie die meisten Unternehmen musste Farben Morscher in den vergangenen Jahren im Bereich Personal einige Probleme meistern. Corona, Fachkräftemangel beziehungsweise die Suche und das Finden von geeigneten Personen für die jeweiligen Teams und jetzt die immensen Teuerungen der Lebenshaltung waren und sind große Herausforderungen. Morscher hatte daher in seinem Verantwortungsbereich einiges zu tun, aber er stellt sich diesen Aufgaben gern. „Jeder Mensch ist individuell und vielschichtig, und die Anforderung ist, auf die verschiedenen Bedürfnisse und Charaktere einzugehen und sie in ein bestehendes Team einbinden zu können. Es heißt oft, der Mensch soll im Mittelpunkt stehen. Bei uns ist das wirklich so“, beschreibt Morscher seinen Zugang zu dem Thema.
Aber auch bei den Kunden wird besonders intensiv auf ihre Bedürfnisse eingegangen. Das gilt für die Produktauswahl genauso wie für die Betreuung. Aber es geht noch darüber hinaus. In Zeiten der großen Teuerung hat man bei Farben Morscher beispielsweise ein Service eingeführt, das die Planbarkeit der Kosten erleichtert. Sobald Lieferanten eine Erhöhung der Preise ankündigen, wird der Termin der voraussichtlichen Umsetzung im Onlineportal angekündigt. So wissen Kunden genau, welche Kosten auf sie zukommen, und können frühzeitig disponieren.
NACHHALTIGKEIT.Natürlich wird auch auf die Umwelt geachtet. Abgesehen von Wiederverwertung und Recycling von allen möglichen Wertstoffen wie Papier, Karton, Kunststoffen und Metall, wird schon im Vorhinein versucht, den gezielten Einsatz und die richtige und sparsame Verwendung zu planen. Muss dieses Dokument wirklich ausgedruckt werden? Benötige ich die Beleuchtung oder Beheizung oder Kühlung dieses Bereichs wirklich in diesem Umfang? Muss ich diese Wege alle einzeln zurücklegen, oder kann ich eine Tour planen und die einzelnen Ziele somit zusammenfassen? Das sind die Fragen, die sich die Mitarbeiter bei Farben Morscher ständig stellen. Denn der Chef lebt das vor. Er ist überzeugt: „Wir alle können hier schon im Kleinen große Effekte erzielen, und daran müssen wir uns auch tagtäglich orientieren – nicht zuletzt auch zur Reduktion der Kosten.“
Farben Morscher ist aber auch ein bedeutender gesellschaftlicher Faktor in der Region: Der Tennisverein UTC Farben Morscher Klaus beispielsweise wird von dem Unternehmen seit vielen Jahren als Hauptsponsor unterstützt. „Tennis war ein Hobby meines Vaters und meines Onkels, und sie waren und sind mit dem UTC Klaus über viele Jahre aktiv verbunden“, erklärt Morscher die Verbindung. Durch die Herkunft seines Vaters aus Klaus bestand auch immer eine enge Verbindung zu den Ringern vom KSK Klaus und zu dem Tischtennisverein UTTC Klaus. Diese Verbindung und damit einhergehende Unterstützungen für die Sportler dauern bis zum heutigen Tag an.
Das letzte Tennisspiel von Jürgen Morscher liegt schon ein wenig zurück. Und Ringen ist nicht seine Sache. Lieber ein kleines Kickerl mit dem Sohn im Garten. Das Motorrad wurde schon lange verkauft. Heute treibt ihn der Wunsch nach Stabilität und Zufriedenheit an. Und er hat das im Beruflichen wie im Privaten erreicht. Jürgen Morscher über das, was er wirklich genießt: „Musik, gemütliches Zusammensein, ein Glas Wein, interessante Gespräche mit lieben Menschen, gemeinsames Lachen – braucht es wirklich mehr?“