
Eingeschlagen hat die KÜNSTLICHE INTELLIGENZ auch im VERLAGSWESEN. Nach der Euphorie werden die Werkzeuge heute pragmatisch und an den richtigen Stellen eingesetzt.
Die Buchstabenmaschine ChatGPT hat Menschen im Verlagswesen vom Beginn weg elektrisiert. Wer nur einmal vor einem leeren Blatt gesessen ist und um Formulierungen oder Eingebungen gerungen hat, war sofort hingerissen vom Potenzial der generativen künstlichen Intelligenz. Plötzlich hatte die publizierende Zunft Siebenmeilenstiefel an der Hand, die Kreativität und nie dagewesene Produktivität versprachen.
Autorinnen und Autoren nützen diese KI-Werkzeuge mittlerweile ganz selbstverständlich. Sie schreiben alle möglichen Textsorten damit und ganze Bücher im Tandem mit der KI – und das in atemberaubendem Tempo. KI-generierte Bücher in allen Genres waren blitzartig am Markt und stürmten die Bestsellerlisten, dass sich nicht einmal der agile Amazon-Konzern auf diesen Prozess so richtig einstellen konnte und bis heute gut damit zu tun hat, den Nonsense-Teil dieser Buchfabrikation zu identifizieren und herauszufiltern.
Nach dem ersten Hype hat sich in vielen Verlagen und Medienhäusern der Staub überzogener Erwartungen glücklicherweise gelegt. Die Einsatzmöglichkeiten der KI werden realistischer eingeschätzt und pragmatisch eingesetzt: Denn die eigentliche Stärke liegt weniger im massenhaften Erschaffen von Inhalten, sondern in der Erledigung weniger kreativer Arbeitsschritte.
Die KI unterstützt den Menschen,
ersetzt ihn aber nicht.
SINNVOLLE ABKÜRZUNGEN.
Matthias Kraus, CEO des Publishing-Spezialisten Xpublisher, beliefert zahlreiche Verlage und weiß, wie das Zusammenspiel von Mensch und Maschine gut läuft: „Die KI unterstützt den Menschen, ersetzt ihn aber nicht. Sie übernimmt repetitive und zeitraubende Aufgaben, sodass sich Autor:innen, Redakteur:innen und Lektor: innen stärker auf kreative und inhaltlich anspruchsvolle Tätigkeiten konzentrieren können.“ (siehe untenstehendes Interview).
Richtig eingesetzt, lassen sich beim Publizieren tatsächlich eine Reihe von Arbeitsschritten an die KI delegieren: Texte können verkürzt, vereinfacht und verschlagwortet werden. Übersetzungen und Rechtschreibkorrekturen laufen einfach mit. Beim Gestalten von Printprodukten machen Automatisierungen Bildrecherche und -bearbeitung schneller, in kürzerer Zeit werden mehr Entwürfe geschafft. Immensen Effizenzgewinn bringen KI-Funktionen im Multimediabereich: Beim aufwendigen Video- und Audioschnitt lässt sich mit KI die Schnittzeit verkürzen, manuelle Korrekturen automatisieren. Mit zeitgemäßen Redaktionssystemen lassen sich Inhalte einfacher editieren, verwalten und flexibler ausspielen.
Entscheidend für eine produktive Umsetzung ist das Verfolgen eines „Content-First-Ansatzes“, wie Publishing-Experte Kraus sagt. Die Erschafferinnen und Erschaffer der Inhalte, die menschlichen Mitarbeitenden, spielen sich mit dem sachkundigen Einsatz der Werkzeuge frei für jene Aufgabe, die sie klar besser können: kreativ zu sein und die KI zu kontrollieren. Ein gutes Lektorat erkennt Zusammenhänge und Sinn, den eine KI nicht erfassen kann. Eine wissende und gebildete Redaktion erkennt, wo die KI falsch liegt, und korrigiert. Die stärksten Fotos kommen noch immer von Fotografen und Kameraleuten, die vor Ort sind. Nicht alle Wahrheiten lassen sich hochrechnen. Eine Wahrheit ist allerdings auch, dass sich jene Verlage, die die neuen Möglichkeiten nicht gut nutzen, Chancen liegen lassen.
„MEHR FREIRAUM FÜR KREATIVE UND STRATEGISCHE AUFGABEN“
Künstliche Intelligenz macht Medienunternehmen wettbewerbsfähiger, sagt Publishing-Experte und Xpublisher-CEO MATTHIAS KRAUS, der das optimale Zusammenspiel zwischen Mensch und KI kennt.


MATTHIAS KRAUS ist CEO der Fabasoft Xpublisher GmbH mit Sitz in München, die seit 2019 als Teil der Fabasoft Gruppe von den Vorteilen der strategischen Partnerschaft profitiert.
© FABASOFT XPUBLISHER GMBHDie KI-Technologie hat auch in der Verlagsbranche Einzug gehalten. In welchen Bereichen kommt künstliche Intelligenz bereits zum Einsatz?
Künstliche Intelligenz unterstützt entlang des gesamten Redaktions- und Publikationsprozesses von der Themenplanung und der Contenterstellung über die Verwaltung von Media Assets bis hin zur kanalübergreifenden Veröffentlichung. Sie hilft in der Produktionsplanung, bei der Generierung medienneutraler Inhalte und optimiert die Asset-Verwaltung, sodass Verlage die stetig wachsende Zahl der Ausspielkanäle konsistent und effizient bedienen kann. Darüber hinaus birgt KI auch Potenzial in anderen Bereichen der Verlagsbranche, zum Beispiel in der Herstellung und im Vertrieb. Obwohl der Einsatz dort bislang noch nicht weit verbreitet ist, könnten KI-Technologien künftig etwa die Druckvorstufe automatisieren oder personalisierte Vertriebsstrategien unterstützen und somit neue Effzienzpotenziale erschließen.
Können Sie konkrete Umsetzungen beschreiben?
KI übernimmt schon eine Vielzahl konkreter Aufgaben: Dazu zählen das Generieren von Zusammenfassungen langer Texte und passenden Social-Media-Teasern, automatisierte Übersetzungen sowie das Tagging und Verschlagworten von Inhalten. Ebenso unterstützt KI bei Recherchen und hilft bei der Optimierung von Texten für Suchmaschinen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist ihr Beitrag zur Umsetzung des Barrierefreiheitsgesetzes, das ab 28. Juni 2025 gilt: KI kann beispielsweise barrierefreien Content generieren, alternative Bildbeschreibungen erstellen und sicherstellen, dass Dokumente für Screenreader geeignet sind. Zudem berücksichtigt KI die Einhaltung von Tone of Voice, Designrichtlinien oder SEO-Anforderungen. Das spart nicht nur Zeit, sondern stellt auch die Konsistenz der Inhalte über alle Kanäle hinweg sicher.
Wie läuft das Zusammenspiel zwischen Mensch und KI organisatorisch?
Die KI unterstützt den Menschen, ersetzt ihn aber nicht. Sie übernimmt vor allem repetitive und zeitraubende Aufgaben, sodass sich Autor:innen, Redakteur:innen und Lektor:innen stärker auf kreative und inhaltlich anspruchsvolle Tätigkeiten konzentrieren können. Nach dem „Human in the Loop“-Prinzip liefert KI hilfreiche Vorschläge und Entwürfe, die der Mensch als Kontrollinstanz bewertet und abstimmt. Finale inhaltliche Prüfung, sprachliche Feinabstimmung und Setzen von redaktionellen Schwerpunkten bleiben weiterhin menschliche Kernkompetenzen. Gerade im Bereich der Meinungsbildung, der tiefgründigen Recherche und des Storytellings ist die menschliche Perspektive unersetzlich.
Etablierte Arbeitsabläufe verändern sich durch die Automatisierung und den KI-Einsatz – mit welchen Ergebnissen?
Durch die beschleunigten und optimierten Arbeitsabläufe gewinnen Mitarbeitende mehr Freiraum für kreative und strategische Aufgaben. Eine entscheidende Grundlage für diese Automatisierung ist der Content-First-Ansatz. Medienneutrale, strukturierte Inhalte ermöglichen eine standardisierte und effiziente Weiterverarbeitung im gesamten Publikationsprozess – sowohl im Print- und als auch im Digitalbereich – von der Erstellung über die Abstimmung bis zur Veröffentlichung. Dies verkürzt die Time-to-Market erheblich und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von Medienhäusern. In Kombination mit einer skalierbaren Cloudtechnologie entsteht eine flexible, zukunftssichere Publishing-Umgebung, die nachhaltiges Wachstum ermöglicht.
Verlage sind großem Innovations- und Wettbewerbsdruck ausgesetzt: Welche Trends sehen Sie in den nächsten Jahren besonders relevant?
Zwei Entwicklungen werden besonders wichtig: Zum einen werden sichere Cloudtechnologien weiter an Bedeutung gewinnen. Verlage müssen ihre Daten souverän verwalten und dürfen sich nicht von großen Technologiekonzernen abhängig machen. Zum anderen wird sich KI rasant weiterentwickeln und zusätzliche Effzienzpotenziale erschließen. Insbesondere Funktionen wie personalisierte Inhalte, automatisierte Trendanalysen und Reporting sowie Erfolgsmessungen und intelligente Contentplanung werden künftig eine entscheidende Rolle spielen. Wer frühzeitig auf zukunftsweisende Tools wie Xpublisher setzt, kann Inhalte schneller, qualitativ hochwertiger und zielgerichteter an die Leserschaft bringen – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Redaktion mit System
XPUBLISHER
das cloudbasierte Redaktions- und Publishingsystem, wird von Verlagen wie Groh, Heise, Holtzbrinck, Wolters Kluwer oder Cosmos eingesetzt. Das Tool nutzt die KI der Fabasoft-Tochter Mindbreeze: Das Sprachmodell ist mit einer leistungsstarken Insight Engine kombiniert und wird nur mit den jeweiligen Kundendaten und Inhalten trainiert. Die Daten verlassen zu keinem Zeitpunkt die geschützte Umgebung. Außerdem sorgen automatische Quellenangaben bei KI-generierten Inhalten für Transparenz.