adesso: „Fahren die Ernte der letzten Jahre ein“

Schönwettersegeln ist einfacher als bei stürmischer See: Wie wirkt sich die herausfordernde Lage in der Wirtschaft auf adesso Austria aus?

Wir sind Dienstleister, und in schwierigen Zeiten werden Aufträge schwerer erteilt, das spüren wir durchaus. So eine Lage ist ein Lackmustest für alle Beteiligten: Solange alle Parameter freundlich sind, kann fast jeder erfolgreich sein. Auch wir rennen härter, aber wir sind sehr motiviert dabei. Das laufende Jahr schließen wir mit einem Umsatzwachstum von über 20 Prozent ab, fahren heuer die Ernte der letzten Jahre ein. Als adesso Austria hatten wir das erfolgreichste Jahr seit der Gründung.

Was sind die stärksten Pfeiler dieser Entwicklung?

Die Diversifizierung war sicher ein entscheidender Faktor. Mit Digital Experience, Testing und Data haben wir neue Geschäftsbereiche aufgebaut, die uns unabhängiger vom Development und Consulting machen, aber eben auch ergänzen. Abgesehen von dieser Portfolioerweiterung haben wir die letzten zwei Jahre genutzt, um Kunden noch überzeugender zu zeigen, dass wir die bessere Alternative sind. Ein Unternehmen, das mehr Chancen generiert, wird auch in schwierigeren Zeiten mehr Chancen realisieren.

Haben Sie diese Chancen auch von neuen Kunden bekommen?

Wir haben Mitte des Jahres zwei sehr wichtige neue Projekte gewonnen, dürfen die aber noch nicht kommunizieren. Einer dieser Kunden kommt aus der Industrie. Darauf sind wir besonders stolz, weil Industriekunden generell gerade sehr zurückhaltend sind.

In welche Projekte wird hier investiert?

Wenn es wirtschaftlich schwieriger wird, tendieren viele dazu, neue und innovative Themen erst einmal zurückzustellen.

Sie sprechen den KI-Einsatz an. Viele Unternehmen wissen noch nicht, wie sie die für sich nutzbringend einsetzen können. Wie geht’s Ihren Kunden damit?

Die Erkenntnis, dass man sein Firmenwissen im engeren und weiteren Sinn besser zugänglich machen kann, haben mittlerweile doch fast alle verstanden. Was früher in Kursen weitergegeben wurde, kann heute weitgehend mit der Maschine trainiert werden. Da gibt es gute Beispiele, und wir profitieren hier stark von der Gruppe in Deutschland, die beeindruckende Projekte in der Umsetzung hat.

Zu Ihren Stammkunden gehört die öffentliche Verwaltung: Der Transformationsdruck ist auch hier anhaltend. Welche Themen stehen auf der Agenda?

Die Verwaltung ist für uns richtig spannend, weil sie ein unglaublich breites Portfolio hat. Banken etwa ähneln sich stark in ihren Prozessen. Bei der Verwaltung aber unterscheidet sich die Bundesverwaltung erheblich von einer Landesverwaltung oder einer kommunalen. Ein Beispiel: Einer unserer bedeutendsten Kunden ist die Agrarmarkt Austria. Mit ein Grund, warum wir dort als Partner geschätzt werden, ist nicht nur die technische Expertise, sondern das fachliche Know-how zur EU-Förderverwaltung und andere zentrale Aufgaben für die Land- und Forstwirtschaft. Das macht die Verwaltung spannend – es ist ein ganzes Universum an Fachlichkeiten.

Gewachsen ist die adesso Austria zuletzt auch bei den Mitarbeitenden. Ist das den neuen Geschäftsfeldern geschuldet?

Wir haben im letzten halben Jahr wieder einen Sprung gemacht. Die Zahl derer, die dazukommen, wächst, und dass wir die Richtigen aussuchen, ist absolut zentral und uns gut gelungen. Wir hatten heuer 2.000 Bewerbungen und sind bis zum Jahresende mehr als 140 adessi.

Was macht die adesso-Kultur aus?

Im Kern ist es der Fokus auf gemeinsames Handeln und Zusammenhalt, Wissen teilen und annehmen, pragmatisches Denken und Transparenz, auch in gemischten Teams. Es gelingt uns immer besser, lang jährige Mitarbeitende, die unsere Wachstumsgeschichte mitgeprägt haben, mit neuen adessi – und wir haben heuer tolle neue Kolleginnen und Kollegen gefunden – zusammenzuschweißen. Meine Aufgabe ist es, ein Kapitän zu sein, der Weitsicht hat, die Rahmenbedingungen schafft und im Tagesgeschäft transparent und ehrlich ist – mit den großen und den kleinen Wellen, die ständig an den Bug schlagen.