Eine Due Diligence ist bei der Betriebsübernahme Pflicht. Auch abseits davon müssen eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt werden. Eine Checkliste für Betriebsübergaben.
Das Unternehmen sieht blendend aus: Die Produkte sind bekannt, die Geschäftsführung scheint tadellos zu arbeiten, die wichtigsten Kennzahlen überzeugen. Und doch sollten sich Käufer bzw. Übernehmer eines Unternehmens nicht von ihren persönlichen Eindrücken blenden lassen. Erst ein genauer Check des Unternehmens gibt die Gewissheit, auf solidem Fundament bauen zu können.
Unverzichtbar für die meisten Firmenübernahmen ist daher eine Due Diligence. Tatsächlich hat sich auch in Österreich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein solches Prüfverfahren die Voraussetzung für die richtige Einschätzung der zukünftigen Entwicklung des Unternehmens ist. "Informationsasymmetrien zwischen Käufer und Verkäufer müssen abgebaut, Chancen und Risiken des Zielunternehmens richtig eingeschätzt und Dealbreaker frühzeitig identifiziert werden", betont Klaus Bauer-Mitterlehner, Steuerberater und Partner bei TPA Österreich,
Was ist eine Due Diligence?
Der Begriff Due Dilligence („gebotene Sorgfalt“) selbst kommt ursprünglich aus dem amerikanischen Anlagerschutzrecht und ist seit den 1930ern bekannt; später wurde die Idee auf andere Bereiche der Wirtschaft ausgedehnt und ist heute auch außerhalb der USA weit gebräuchlich. Er bezeichnet die sorgfältige, systematische und detaillierte Prüfung eines Unternehmens vor dem Hintergrund einer Transaktion wie dem Verkauf bzw. der Übergabe. Oder aber auch vor einem Börsengang.
Dabei kommt es vor allem darauf an, dass diese Prüfung mit höchster Qualität und von erfahrenen Fachleuten durchgeführt wird. Es werden wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche und finanzielle Verhältnisse unter die Lupe genommen. Für den Käufer bzw. Übernehmer werden Chancen, aber auch etwaige Risiken aufgezeigt.
Die Due Diligence geht also weit über die formale Prüfung (z.B der Jahresabschlüsse oder der Handelsbücher hinaus). Auch aus Compliance-Gründen ist eine akribische Due Diligence bei einer Betriebsübernahme vielfach zwingend erforderlich.
Die Due-Diligence-Leistungen der TPA-Group umfassen etwa folgende Bereiche:
Financial Due Diligence
Beleuchten wesentlicher Werttreiber und Erfolgsfaktoren sowie Risikofaktoren
Auswertung des Rechnungswesens
Überprüfen von Planrechnungen und Aufstellen von Alternativrechnungen
Untersuchung der Verträge mit Kunden, Lieferanten und Beschäftigten
Unternehmensbewertung
Unterstützung beim Kaufpreis
Beratung zur Gestaltung des Deals
Man kann weiter zwischen einzelnen Teilbereichen unterscheiden, etwa Financial Due Diligence, Tax Due Diligence (steuerliche Aspekte) oder Commercial Due Diligence (Geschäftsmodell bzw. Marktchancen analysieren). Im Regelfall werde nicht nur die Daten und Zahlen des Unternehmens eingehend geprüft, sondern es werden auch Gespräche mit dem Management bzw. den Eigentümern geführt.
Eine Financial Due Diligence schließt typischerweise die folgenden Tätigkeiten ein:
Analyse der finanziellen Lage
Auswertung der wesentlichen Unterlagen zum Rechnungswesen auf Bewertungs- und Bilanzierungsänderungen
Untersuchung der mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern abgeschlossenen Verträge auf wesentliche Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Zielunternehmens
Ableitung der kaufpreisrelevanten Ergebnisse wie z.B. EBITDA oder EBIT
Analyse der Umsatzerlöse und -margen nach Geschäftsbereichen
Überprüfung bestehender Planrechnungen und Aufstellung von Alternativrechnungen
Prüfung der rechnerischen Richtigkeit der integrierten Planung
Eine Tax Due Diligence schließt typischerweise die folgenden Tätigkeiten ein:
Steuerliche Due Diligence-Prüfung (Due Diligence Tax)
Optimale steuerliche Gestaltung der Transaktionen für Verkäufer und Käufer
Optimale Finanzierung der Steuersicht
Mittelfristiges Steuerkonzept (Post Acquisition Tax Structuring)
Steuerliche Optimierung von Umstrukturierungen
Verringerung von Transaktionskosten und Verwertung von Verlustvorträgen
Gestaltung von Steuerklauseln
Unterstützung bei Verhandlungen
Unternehmensbewertungen
Weitere Leistungen Im Zusammenhang mit der Due Diligence sind:
Ermittlung eventueller Deal Breaker
Analyse des Unternehmens zur Identifizierung der wesentlichen Werttreiber und der entscheidenden Erfolgsfaktoren sowie Risikofaktoren
Beratung bei der Deal-Gestaltung (Ankaufsstrukturierung)
Bewertung des Zielobjektes
Unterstützung bei der Kaufpreisfindung/-verhandlung
Wie läuft eine Due Diligence ab?
Meistens wird eine Due Diligence durch qualifizierte Experten durchgeführt – diese garantieren den objektiven Blick von außen und können zudem eine entsprechende Einschätzung angesichts des Gesamtmarkts treffen. Es gibt dafür einerseits Steuerberater bzw. Anwälte, die sich auf Nachfolgethemen spezialisiert haben, andererseits auch Unternehmensberater. Bei der Auswahl sollte man auf Erfahrung und Referenzprojekte, aber natürlich auch auf die Kosten achten.
Der wichtigste Aspekt bei der Nachfolge- bzw. Übergabeprüfung selbst ist dann die Analyse der finanziellen Situation des Unternehmens; dazu werden unter anderem Eigenkapitalquote, Umsatz- und Ertragslage, Kredite und ähnliche Kennzahlen untersucht. Weitere wichtige Faktoren einer Due Diligence sind unter anderem Standort, Markt, Kunden, Lieferanten und Partner, Konkurrenzsituation und natürlich die Produkte bzw. Dienstleistungen des Betriebs.
Checkliste: Die 7 wichtigsten Punkte bei der Betriebsübergabe
Was will ich selbst unternehmerisch erreichen?
Welche Fähigkeiten habe ich? Wo brauche ich Unterstützung?
Bringe ich die rechtlichen Voraussetzungen mit? Kann ich dem Gewerberecht etc. entsprechen?
Finanzierung: Habe ich reichlich Eigenkapital? Kann ich zusätzliches Fremdkapital bekommen, wenn es nötig ist? Wiee und zu welchen Konditionen gibt es Fremdkapital?
Welche Förderungen kann ich in Anspruch nehmen?
Ist der aktuelle Standort geeignet? Ist für mich wegen der Firma auch ein Ortswechsel denkbar?
2. Das Unternehmen evaluieren
Weshalb wird das Unternehmen übergeben?
Wie ist die betriebswirtschaftliche Situation?
Finanzielle Lage des Unternehmens?
Grundstücke / Grundbuchauszug / Miet- und Pachtverträge
Flächenwidmung
Betriebsanlagen: Genehmigungen, Ausbaumöglichkeiten
Mitarbeiter: Menge, Struktur, Abfertigungen etc.
Externe Unternehmensbewertung (Steuerberater etc.)
3. Übergabe im Detail planen
Form der Übernahme (Kauf, Schenkung, Pacht)
Preis, Modalitäten der Zahlung
Zeitplan, Fälligkeiten
Zusagen für Finanzierung der Übernahme bzw. Neuinvestitionen
4. Zusätzliche Kosten der Übernahme
Gebühren
Kosten für Beratungen (Unternehmensberater, Mediatoren, Steuerberater etc.)
Kalkulation nötiger Investitionen
Steuerliche Details
bei Familiennachfolge: mögliche Zahlungen an erbberechtigte Personen
5. Übernahmevertrag
Die schriftliche Form ist dabei dringend zu empfehlen
6. Rechtliche Details bei Firmenübernahme
Anmeldung Gewerbe
Firmenbuch
Meldungen an Sozialversicherung und Finanzamt
7. nach der Übernahme
Versicherungsverträge, etwa für Kfz
Lehrverträge
Krankenkassen
Eintragungen Telefonbuch, Firmenverzeichnisse etc.
Verträge mit Partnern, Lieferanten etc.
Websites, Social-Media-Auftritt