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Handel: Start der Herbstlohnrunde

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Gewerkschaften fordern eine Lohnerhöhung von 4,8 Prozent und mehr Freizeit - Arbeitgeber verweisen auf schwache Konjunktur und eingetrübte Kauflaune.

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Er ist nach der öffentlichen Hand in Österreich der größte Arbeitgeber: der Handel. Rund 93.000 Handelsunternehmen erwirtschaften mit 572.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, fast zwei Drittel von ihnen Frauen, einen Jahresumsatz von 314 Milliarden Euro.

Am 23. Oktober starteten die Kollektivvertragsverhandlungen für die 572.000 Beschäftigten der Branche – und auch 55.000 Eisenbahner. Die Gewerkschaft GPA fordert im Handel 4,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Das ist ein Prozent über der rollierenden Inflation und entspricht dem Abschluss der Metallindustrie. Zu Beginn der KV-Verhandlungen Mittwochmittag hatten die Arbeitgeber eine Erhöhung über die Jahresinflation von 3,8 Prozent ausgeschlossen. Neben dem Lohnplus fordern die Arbeitnehmervertreter auch mehr Freizeit.

Für Handelsobmann Rainer Trefelik geht sich das nicht aus. Einen Abschluss über der Teuerung der vergangenen zwölf Monate "halte ich für ausgeschlossen", sagte er vor Verhandlungsbeginn heute in der Wirtschaftskammer Österreich. Zu sagen, die Mitarbeiter brauchen mehr Einkommen, aber gleichzeitig auch mehr Freizeit zu fordern, da "fehlt mir die Brücke".

Arbeitgeber-Chefverhandler Trefelik verwies auf die allgemeine Rezession und die geringe Kauflust der Konsumenten. "Uns laufen die Kosten davon", betonte er und rechnete vor, dass die Umsätze zuletzt um 9,8 Prozent zulegten, die Personalkosten aber um 21,3 Prozent. "Und der Ausblick ist nicht prickelnd", so Trefelik.

Veronika Arnost, GPA-Chefverhandlerin auf Arbeitnehmerseite, wiederum verwies darauf, wie wichtig ordentliche Abschlüsse für den Inlandskonsum seien - und dass die Branche ohnehin nicht zu den Hochlohnsektoren gehöre. Dazu käme der ständig steigende Arbeitsdruck. Ein Abschluss über der rollierenden Inflation von 3,8 Prozent und mehr Freizeit sei daher mehr als begründet. So sollen ab fünf Dienstjahren drei Freizeittage dazukommen, ab sieben Dienstjahren weitere zwei Tage und ab zehn Jahren ein zusätzlicher freier Tag.

Nachdem im Vorjahr die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel ungewöhnlich lange dauerten und auch von Kampfmaßnahmen der Arbeitnehmer begleitet waren, haben sich die Sozialpartner für heuer schon vorsorglich vier Verhandlungstermine ausgemacht, der letzte davon wäre der 21. November - womit bei einer Einigung das Weihnachtsgeschäft ungestört laufen könnte.

Am Mittwoch starten auch die KV-Verhandlungen für die rund 55.000 Beschäftigten bei den heimischen Eisenbahnunternehmen. Nach einem Warnstreik und acht Verhandlungsrunden einigten sich die Sozialpartner im Dezember 2022 auf einen Zwei-Jahres-Abschluss.

 

Eine ausführliche Analyse zu den wichtigsten Faktoren, die dieses Jahr die Lohnverhandlungen beeinflussen, lesen Sie in der trend-Ausgabe vom 25.Oktober 2024.

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