
M-346FA des italienischen Herstellers Leonardo: Wer darf zuliefern?
Österreichische Rüstungszulieferer fordern von der Politik, vor dem nächsten anstehenden Beschaffungsdeal Industriekooperationen zu fixieren.
Der Kauf von vier C-390-Transportmaschinen des brasilianischen Herstellers Embraer durch Österreich hat viele potenzielle Zulieferer im letzten Jahr frustriert zurückgelassen. „Österreich ist mangels Kooperationsvereinbarung leer ausgegangen“, hält Bernhard Müller zum Deal mit einem Budgetrahmen von einer Milliarde Euro fest. Der Rechtsanwalt ist bei PriceWaterhouseCoopers (PwC) seit Kurzem für den Rüstungsbereich verantwortlich.
Profitiert hat dagegen der Einkaufspartner Österreichs: Die Niederlande orderten fünf C-390-Flugzeuge, deren Endmontage findet bei Fokker in den Niederlanden statt.
Damit solche Chancen nicht noch einmal unter den Tisch fallen, haben die Branchenverbände Aviation Industry Austria (AIA) und Austrospace sowie einzelne Unternehmen wie Testfuchs, TTTech und Schiebel Müller damit beauftragt, Leitlinien für Industriekooperationen im Zuge von Rüstungsgeschäften zu entwerfen. „So ist es möglich, sowohl Wertschöpfung und Versorgungssicherheit ins Land zu holen als auch die eigene Position bei definierten Schlüsseltechnologien zu stärken“, so der Experte. Im Kielwasser von Defence-Geschäften sollen auch zivile Geschäfte mit ausländischen Herstellern möglich werden. Aber auch im Bereich der Verteidigungsforschung gibt es viele Andockpunkte für Kooperationen.
Die Zeit drängt. Denn schon nach Beschluss des Doppelbudgets im Mai soll der italienische Rüstungskonzern Leonardo den Auftrag für zwölf Trainerjets für das österreichische Bundesheer erhalten – erneut ein Deal von rund einer Milliarde Euro. Während der neue Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer in Sachen Gegengeschäfte offensiv unterwegs ist, liegt der Ball jetzt bei Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. „Der Startschuss für industrielle Kooperationen muss aus dem Verteidigungsministerium kommen“, heißt es seitens der AIA.
Entscheidend sei ein „Schulterschluss", so der Branchenverband. Nachsatz: „Ohne diesen Schulterschluss lässt man nicht nur eine Chance aus, österreichische Sicherheitsinteressen wahrzunehmen, Ersatzteilversorgung und Wartung zu sichern, sondern hält auch wettbewerbsfähige österreichische Unternehmen aus dem Wettbewerb raus."