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Windkraft-Börsengang trotz Gegenwind

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Aktualisiert
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6 min

Die Fördermittel für neue Windkraftprojekte wurden 2024 bei weitem nicht ausgeschöpft.

©Web Energy/Benjamin Wald
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Trotz schwieriger Marktsituation strebt die W.E.B., der zweitgrößte private heimische Windkraftbetreiber, noch heuer einen Börsengang an. Ein exklusives Ranking zeigt die bedeutendsten Player der Windkraftbranche.

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Es ist ein Quantensprung für ein mittelständisches Unternehmen. Die Aktiengesellschaft W.E.B., der zweitgrößte private Betreiber in Österreich, will demnächst ihre Finanzierungsstruktur verbreitern. Noch heuer soll ein Börsengang geplant sein, ist aus Branchenkreisen zu vernehmen. Aus dem Unternehmen wird trend gegenüber bestätigt, dass man zu dem Thema mit den bisherigen Aktionären Gespräche aufnehmen werde. Bislang konnten die Anteile nur in einem unternehmenseigenen Tradingroom gehandelt werden.

Dabei gelten die Voraussetzungen, in Österreich erfolgreich als Windkraftbetreiber zu reüssieren, als eher unsicher. Schon früh hat die W.E.B. deswegen den Schritt ins Ausland gewagt. Mittlerweile betrifft das schon mehr als die Hälfte der Neuprojekte, sagt Vorständin Stefanie Markut, mit über 84 MW wurde jetzt etwa in Italien eines der zehn größten Projekte des Landes begonnen.

Ihr Interesse reicht bis nach Kanada, wo man gemeinsam mit einer indigenen Gemeinschaft in Nova Scotia am öffentlichen „Green Choice“-Programm teilnimmt, für erschwinglichen Grünstrom für Krankenhäuser, Schulen oder Unternehmen: Es geht um drei Projekte mit insgesamt 315 MW Leistung, etwa das Doppelte dessen, was in Österreich zuletzt errichtet wurde. Markut: „Österreich ist schon ein erratisches Land, was die Windkraft anbelangt. Da ist der Auslandsmarkt zur Risikostreuung ziemlich wichtig.“

Eigentlich warten in den Pipelines von Österreichs Windkraftbetreibern, Projekte von rund 2.000 MW installierter Leistung auf die Realisierung, das sind rund 300 große Windräder, sagt der neue Chef des Branchenverband IG Windkraft, Florian Maringer. Die Umsetzbarkeit in Österreich allerdings hat einen Dämpfer erlitten. So wurden nach beachtlichen Steigerungen zuvor im Jahr 2024 nur 36 Windräder neu gebaut, abzüglich elf wieder abgebauten ein Nettoplus von 25 – wenig berauschend bei einem Bestand von 1.451.

Die Rahmenbedingungen zwischen fehlenden Windkraftzonen, zu schwachen Stromnetzen und Personalmangel bei den Behörden machen der kleinstrukturierten Branche in Österreich zu schaffen. Hinter EVN und Burgenland Energie überwiegen nämlich kleine und mittelständische Anlagenbetreiber, zeigt die neue Statistik von IG Windkraft.

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Drei Viertel aller Windkraftbetreiber Österreichs sind private Klein- und Mittelunternehmen

 © Trend, IG Windkraft

Während die beiden Landesenergiekonzerne auch andere Einnahmenquellen haben, sind die Privaten von der Errichtung neuer Windwäder abhängig. Maringer gibt Durchhalteparolen aus: „Natürlich ist das alles jetzt superzäh. Aber immerhin sehe ich auch Bewegung in der Branche, die früher nicht da war. Jetzt ist nicht die Zeit zum Jammern.“

Zum Jubeln gibt es allerdings auch nichts, denn so schnell wird sich die Blockade nicht lösen. Was morgen gebaut werden soll, muss sich heute um Förderungen anstellen. Doch es zeigt sich, dass das vorgesehene Subventionsvolumen für neue Projekte lange nicht ausgeschöpft wurde. Bei den Calls im Sommer und Herbst 2024 für die sogenannte „gleitende Marktprämie“ wurden jeweils nur zehn bis 15 Prozent auch abgeholt, gegen Jahresende waren es knapp zwei Drittel (64 Prozent).

Im Endeffekt könnte Österreich seinen Zielen noch länger hinterherhinken. Die Windernte stieg 2024 zwar auf 9,3 Terawattstunden (TWh), rechnerisch 16 Prozent des Stromverbrauchs in Österreich. Die Zuwachsrate liegt aber deutlich unter dem Zielpfad des für die Klimaziele formulierten Ökostromfördergesetz EAG aus 2022 von 17 TWh. Neuere, realistischere Ziele etwa aus dem Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) oder Netzentwicklungsplan (ÖNIP) liegen noch höher und sind noch weiter weg.

Tatsächlich suchen immer mehr Betreiber ihr Heil im Ausland. Wie etwa auch Windkraft Simonsfeld, die bereits in Frankreich, Bulgarien und der Slowakei tätig ist. 115 Anlagen sollen nun in Rumänien entstehen. Geschäftsführer Manfred Winter: „Nirgendwo fließt Honig und manche Schwierigkeiten ändern sich nie. Aber dafür spüren wir im Ausland weniger Widerstand von außen.“

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