Nvidia CEO Jensen Huang auf Computermesse COMPUTEX in Taipei im Mai 2023.
©IMAGO / ZUMA WireDer KI-Boom hat den Chip-Konzern Nvidia zum wertvollsten Unternehmen an der Börse gemacht. Das Jahr 2023 (Geschäftsjahr 2024) war für das Unternehmen mit einem Umsatzplus von 125,85 % und einem EBIT-Plus von 708 % ein absolutes Rekordjahr.
Facts: Nvidia Corporation
Gegründet: April 1993
Gründer: Jen-Hsun Huang, Chris A. Malachowsky und Curtis Priem
Firmensitz: Santa Clara, Kalifornien, USA
Mitarbeiterzahl: 29.600 (GJ 2024)
Tätigkeiten: Entwicklung von Grafikkarten und Chips für die Computer-Industrie; Spezialist für KI-Bauteile
Umsatz: 60,922 Milliarden US-Dollar (+125 %)
Management: Jensen Huang (Präsident und CEO), Colette Kress (EVP und CFO)
Börsenkennzahl (ISIN): US67066G1040
Nvidia - Tech-Gigant und Börsenstar
Der US-Tech Gigant steht nach einem sensationellen Geschäftsjahr, in dem Umsatz, Gewinn und Börsenkurs enorme Sprünge hingelegt haben, vor dem nächsten Aktiensplit. Damit wird die Nvidia-Aktie US67066G1040 auch für Kleinanleger und andere Investoren interessant, denen das Papier aufgrund seines zuletzt schon sehr hohen Preises jenseits der 1.000-Euro-Grenze ein zu heißes Eisen war.
Nvidia kam Mitte Juni auf einen Börsenwert von gut 3,33 Billionen Dollar (ca. 3,1 Billionen Euro) und überholte damit den Software-Riesen Microsoft.
Aufgrund seiner Ausrichtung und Positionierung als führendes Unternehmen in der Halbleiterindustrie und in der KI-Technologie sehen Analysten für die Nvidia-Aktie weiterhin großes Aufwärtspotenzial und geben klare Kaufempfehlungen ab.
Entwicklung und Prognose der Nvidia-Aktie
Die Nvidia-Aktie hat in den letzten fünf Jahren eine außerordentliche Performance hingelegt und um rund 3.200 % an Wert gewonnen. Und es gibt weiterhin reichlich Luft nach oben. Die aktuelle durchschnittliche Analystenbewertung von 40 Aktienanalysten lautet "Strong Buy".
Mit dem Durchmarsch an die Spitze ist die Nvidia-Aktie das Papier mit der besten Kursentwicklung in den vergangenen 25 Jahren, wie der Finanzdienst Bloomberg errechnete. Seit dem Börsengang 1999 stieg der Wert der Aktie nach Bloomberg-Zahlen inklusive reinvestierter Dividenden um sagenhafte 591 078 Prozent. Mit anderen Worten: Aus einem damals investierten Dollar wurden demnach mehr als 5900.
Nvidia Aktie: Prognosen der Analysten
Die Nvidia-Aktie im 5-Jahres Verlauf
Vom Mikroprozessor zum KI-Supercomputer
Die NVIDIA Corporation wurde 1993 von Jensen Huang, Chris Malachowsky und Curtis Priem gegründet. Huang ist bis heute Präsident und CEO des Unternehmens.
Die ursprüngliche Business-Idee war, Mikroprozessoren zu entwickeln, die Full-Motion-Video und Stereoton in PCs ermöglichen sollten. Davon hat sich das Unternehmen um Welten weiterentwickelt. Heute steht das Unternehmen mit seinen Chips und Prozessoren an der Spitze der IT-Branche und gilt besonders auch führend in der Entwicklung von Bauteilen zur Weiterentwicklung von KI-Anwendungen und Modellen.
Nvidia hat im Lauf seiner Unternehmensgeschichte zahlreiche Fertigungsstätten errichtet, sich dann aber nach und nach wieder von allen getrennt. Heute tritt das Unternehmen als Fabless Company ohne eigene Fabriken auf. Nvidia konzentriert sich auf die Entwicklung von Produkten, deren Vertrieb und das Marketing. Hergestellt werden die Chips und weiteren Bauteile von externen Partnern.
Eines der neuen Vorzeigeprodukte ist der 2023 vorgestellte Superchips GH200 "Grace Hopper". Der Chip, der im Grunde kein herkömmlicher Computerchip, sondern ein Handtellergroßer Bauteil ist, der die CPU (Central Processing Unit) "Grace" mit dem Grafikprozessor (GPU) "Hopper" kombiniert, hat den technischen Daten zufolge eine Rechen-Geschwindigkeit von 8 Petaflops und eine Speicherkapazität von 1,2 Terabyte. Das bedeutet, dass der Chip in einer Sekunde unvorstellbare 8 Billiarden Berechnungen durchführen kann - womit der Chip rund 4000-mal so schnell ist wie ein aktuelles Hochleistungs-Smartphone der Top-Klasse und Computer, in denen er verbaut ist, zu den schnellsten der Welt macht. Was wiederum gerade gut genug ist, um etwa die massive Menge an Trainingsdaten, die für die Entwicklung einer neuen KI-Anwendung notwendig ist, zu bewältigen.
Und Nvidia hat noch weitere KI-Werkzeuge im Talon. Das Unternehmen hat im März seine neue Blackwell-Computerplattform vorgestellt, für die das Unternehmen zehn Milliarden Dollar in die Hand genommen hat. Blackwell soll, so CEO Jensen Huang „der Antrieb einer neuen industriellen Revolution“ durch KI werden. Das System ist beim Anlernen von künstlicher Intelligenz viermal leistungsstärker als die vorherige Generation von Nvidia.
Trotz der hohen Kosten für die neuen Supercomputer-Bauteile ist die Nachfrage so hoch, dass Nvidia sie nicht bedienen kann. Es gibt Wartezeiten von bis zu einem Jahr - weshalb viele KI-Entwickler dann doch wieder auf Produkte von Mitbewerbern ausweichen.
KI ist natürlich nicht das einzige Pferd, auf das Nvidia setzt. Als Big Tech Company gehört das Unternehmen mit seinen Produkten praktisch in allen Sparten der Computerindustrie, in denen hohe Rechenkapazitäten und Geschwindigkeiten erforderlich sind, zur Speerspitze der Top-Anbieter.
Überblick über die Nvidia-Produktpalette
1. Grafikprozessoren (GPUs)
GeForce Serie für Heimanwender
Quadro Serie für den professionellen Einsatz und Hochleistungsanforderungen (z.B. Video-Bearbeitung)
2. Rechenzentren und KI
GPUs für Künstliche Intelligenz und Hochleistungsrechnen, High Performance Computing (HPC) und Data Analytics, Inferenz und Training in Rechenzentren
3. Automotive
NVIDIA DRIVE für alle Automotive-Anwendungen, inkl. autonomes Fahren
4. Software und Plattformen
NVIDIA CUDA Parallel Computing Plattform und API Modell
NVIDIA AI Omniverse für 3D-Kollaboration und Simulation; Deep Learning
5. Netzwerkprodukte
Ethernet Netzwerklösungen und Data Processing Units (DPUs)
6. Edge Computing
NVIDIA EGX Plattform für Edge AI Computing
7. Gaming-Plattformen und Services
SHIELD TV Mediaplayer, Cloud-basierter Gaming-Service GeForce NOW
Nvidia an der Börse
NVIDIA beantragte Anfang 1998 den Gang an die Börse (IPO), aber das Unternehmen verschob seinen Börsengang auf Jänner 1999. Der Ausgabepreis betrug zu dem Zeitpunkt 12 US-Dollar pro Aktie. Wer bereits damals in das Unternehmen investiert und die Anteile bis heute behalten hat, darf sich glücklich schätzen: Die Aktie wurde im Laufe der Jahre mehrmals gesplittet und steht (Stand 5. Juni 2024) bei einem Kurs von 1.163,39 Dollar (siehe Chart).
Eine Niederlage musste Nvidia im Jahr 2022 einstecken. Das Unternehmen versuchte damals den britischen Chip-Hersteller ARM zu übernehmen, was der größte Merger in der Geschichte der Halbleiter-Industrie gewesen wäre. Aus kartellrechtlichen Gründen und auch aufgrund des Widerstands von Unternehmen wie Google und Microsoft, die ihrerseits zum Kundenkreis von Nvidia zählen, wurde die Übernahme jedoch wieder abgeblasen. Nvidia musste in der Folge aufgrund einer vorher geschlossenen Vereinbarung für den Fall des Scheiterns des Deals 1,25 Milliarden Dollar an den ARM-Eigentümer, den japanischen Technologiekonzern SoftBank, zahlen. ARM Holdings wurde in der Folge als eigenens Unternehmen an der Börse gelistet (ISIN US0420682058).
Dem weiteren Erfolg von Nvidia tat das jedoch keinen Abbruch. Ende Mai 2023 stieg Nvidia in die exklusive Riege der Unternehmen aufgestiegen, deren Börsenwert die Ein-Billion-Dollar-Marke (1.000 Mrd. $) übersteigt, und seither ging es weiter steil aufwärts.
Binnen Jahresfrist hat sich der Börsenwert des Unternehmens deutlich mehr als verdoppelt und liegt - mit Stichtag 5. Juni 2024 - nun bereits bei 2,86 Billionen Dollar. Angesichts des binnen Jahresfrist um 195 % gestiegenen Aktienkurses plant Nvidia nun einen weiteren Aktiensplit, der das Papier für Anleger wieder erschwinglicher machen soll.
Umsatz- und Gewinnentwicklung Nvidia Corp.
Jahr | Umsatz (in Mio. $) | Ergebnis nach Steuer (in Mio. $) |
---|---|---|
2017 | 6.910 | 1.905 |
2018 | 9.714 | 3.196 |
2019 | 11.716 | 3.896 |
2020 | 10.918 | 2.970 |
2021 | 16.675 | 4.409 |
2022 | 26.914 | 9.941 |
2023 | 26.974 | 4.181 |
2024 | 60.922 | 29.760 |
Umsatz- und Gewinnentwicklung Nvidia Corp. 2017 - 2024
5 interessante Fakten zu Nvidia
Ursprung des Namens: Die Gründer des Unternehmens benannten all ihre Dateien mit dem Zusatz "NV" - "next version". Darauf basierend folgte der Zusatz "invidia"; dem lateinischen Wort für "Neid".
Gründung in einem Diner: Die Idee für Nvidia entstand in Denny's Diner in East San Jose, Kalifornien
Eigene Supercomputer: Nvidia kündigte im Oktober 2020 an, den leistungsfähigsten Computer in Cambridge zu bauen. Der Cambridge-1 setzt KI ein, um Forschung im Gesundheitsbereich zu betreiben.
Fabless: Nvidia besitzt keine eigenen Fertigungsstätten und arbeitet nach dem Fabless-Prinzip, was bedeutet, dass sie ihre Chips von externen Partnern herstellen lassen.
Gescheiterete von ARM-Übernahme: Nvidia versuchte, den Chiphersteller ARM - Teil des Technologiekonzerns Softbank - zu erwerben. Der Deal scheiterte jedoch unter anderem aufgrund kartellrechtlichen Bedenken. Hätte der Deal stattgefunden, wäre es die größte Übernahme in der Halbleiterindustrie gewesen.
Über die Autoren
Peter Sempelmann
Peter Sempelmann, geb. 1968, arbeitet seit 1997 als Journalist mit Fokus auf Wirtschaft und Technologie und leitet seit 2013 die trend. Online-Redaktion. Stationen in der journalistischen Karriere: trend, FORMAT, profil, WirtschaftsBlatt, Report Verlag.
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