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Siemens AG - Europas größter Technologie-Konzern [PORTRÄT]

Aktualisiert
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3 min

Die Siemens-Zentrale in Wien

©Elke Mayr
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Siemens ist mit rund 311.000 Mitarbeitern und 72 Milliarden € Umsatz der führende europäische Technologiekonzern. Der neue Fokus gehört der Nachhaltigkeit und Geschäftsfeldern wie Industrie 4.0, Infrastruktur, Mobilität, Gesundheit oder Energie. Das Unternehmen im Porträt.

von

FACTS: Siemens AG

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Shareholder-Struktur der Siemens AG

 © Siemens AG

VIDEO: CEO Roland Busch auf der virtuellen Hauptversammlung 2023

Umsatz-, Gewinn- und Mitarbeiterentwicklung Siemens AG

Jahr

Umsatz (Mrd. €)

Gewinn (Mrd. €)

Mitarbeiter

2011/2012

74,09

4,28

347.000

2012/2013

72,78

4,41

343.000

2013/2014

71,73

5,51

338.000

2014/2015

75,64

7,38

348.000

2015/2016

79,94

5,58

351.000

2016/2017

82,86

6,09

377.000

2017/2018

55,54

6,12

288.000

2018/2019

56,80

5,65

287.000

2019/2020

55,25

4,20

285.000

2020/2021

62,27

6,70

303.000

2021/2022

71,98

4,39

311.000

Roland Busch und die Zukunft von Siemens

Roland Busch, der bereits seit 2011 im Vorstand der Siemens AG war, übernahm mit Februar 2021 die Konzernführung als Vorstandsvorsitzender.

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Roland Busch, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG

 © Enno Kapitza

Unter Busch hat der Siemens-Konzern eine Kehrtwende eingeschlagen. Das Unternehmen soll sich auf digital-industrielle Bereiche fokussieren und dabei als Digitalisierungs-Partner und Ausrüster für diverse Industriebranchen agieren.

Busch hat 11 neue Kerntechnologien für den Konzern festgelegt, die in allen Siemens-Geschäften eingesetzt werden:

  • Simulation und digitaler Zwilling

  • Nachhaltige Energie und Infrastruktur

  • Anwendererfahrung

  • Software-Systeme und Prozesse

  • Konnektivität und intelligente Geräte

  • Cybersecurity und Trust

  • Datenanalytik und Künstliche Intelligenz (KI)

  • Integrierte Schaltungen und Elektronik

  • Leistungselektronik

  • Automatisierung

  • Additive Fertigung und Materialien

Ein wichtiger Schritt für die weitere Positionierung von Siemens war die Einführung der Siemens Xcelerator Business-Plattform. Damit will es Siemens seinen Kunden ermöglichen, besser durch die digitale Transformation zu steuern und schnell skalierbare Lösungen umzusetzen.

VIDEO: Siemens CEO Roland Busch präsentiert die Siemens Xcelerator Business-Plattform

Die Ursprünge von Siemens

Die Geschichte von Siemens beginnt in Berlin im Jahr 1847 mit der Entwicklung des Zeigertelegrafen von Werner Siemens. In Zusammenarbeit mit Johann Georg Halske gründet Werner Siemens die Telegrafen-Bauanstalt Siemens & Halske

1848 errichtete das Unternehmen Siemens & Halske die erste Ferntelegrafenlinie in Europa zwischen Berlin und Frankfurt am Main. In London und St. Petersburg wurden in den 1850er Jahren Zweigstellen aufgebaut und das Telegrafen-Netzwerk in Russland ausgebaut. Der Siemens-Konzern gehört damit zu den ersten multinationalen Industrieunternehmen Europas.

Die Gesellschaft wuchs stetig in den darauffolgenden Jahren schnell und diversifizierte rasch in weitere Geschäftsfelder wie die Herstellung von Glühlampen und die Elektrifizierung von Eisenbahnstrecken und Eisenbahnzügen. Siemens wurde damit eines der weltweit größten Elektrounternehmen.

Die Siemens-Aktie

Bereits 1897, 50 Jahre nach der Gründung des Unternehmens wurde Siemens zu einer Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Siemens Aktie wird seit dem 8. März 1899 an der Börse gehandelt. Heute ist die Aktie an den Börsen Frankfurt am Main und Xetra notiert und eine der Aktien mit der höchsten Gewichtung im DAX40.

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52-Wochen-Entwicklung der Siemens Aktie; Stand 3. April 2023. Für aktuelle Kursinformationen auf den Chart klicken.

 © finanzen.net

1919 wurde aus Siemens-Halske und zwei weiteren deutschen Glühlampen-Unternehmen die Osram Glühlampen-Gesellschaft gebildet. Anfang der 1920er begann Siemens damit, Elektromikroskope, Fernsehgeräte und Radios herzustellen. Die erste automatische Lichtsignalanlage wurde 1924 in Berlin von Siemens installiert.

Siemens im Zweiten Weltkrieg

Mit dem Zweiten Weltkrieg und der Herrschaft der Nationalsozialisten begann ein dunkles Kapitel in der Geschichte von Siemens. Der Konzern errichtete Werke und Produktionsstätten in allen Teilen Deutschlands und in den besetzten Gebieten, wo auch in großem Stil Zwangsarbeiter beschäftigt wurden. In Auschwitz und Lublin wurde auch mit von der SS angemieteten KZ-Häftlingen gearbeitet.

Gegen Kriegsende wurden viele Siemens-Produktionsstätten zerstört, die Siemens-Werke in Berlin wurden während der Schlacht um Berlin komplett geschlossen und ebenfalls teilweise zerstört. Für das Unternehmen gestaltete sich der Neubeginn nach Kriegsende daher auch recht schwierig.

Errungenschaften nach 1945

1949 wurde der Hauptsitz des Konzerns aufgrund der Berlin-Blockade und der unsicheren politischen Lage von Berlin nach München verlegt. Berlin blieb dabei allerdings als zweiter Firmensitz erhalten und 1950 hatte das Unternehmen wieder 90 Prozent seiner Produktionskapazitäten von 1936 erreicht.

Im Jahre 1954 ging es wieder bergauf für Siemens und der Einstieg in den Geschäftsbereich der Datenverarbeitung gelang. Fortan fertigte Siemens Halbleiterbauelemente und Computer, darunter den Siemens 2002 (erster Prototyp 1956), einen Universalrechner für den technisch-wissenschaftlichen Bereich. 1963 wurde das Nachfolgemodell 3003 und 1968 der Siemens 4004 präsentiert.

Mitte der 1950er Jahre stieg Siemens auch groß in die Produktion von Konsumgütern ein. In der Siemens-Electrogeräte AG wurden ab 1957 unter anderem Waschmaschinen und Fernsehgeräte hergestellt. Siemens wurde zudem auch im Bereich der Medizintechnik aktiv, etwa mit der Herstellung von Herzschrittmachern.

Die Siemens AG im Wandel

1966 erfolgte der Zusammenschluss zwischen Siemens & Halske AG, Siemens-Schuckert-Werke AG und Siemens-Reiniger-Werke AG zur Siemens AD. Die AG wurde in der Folge mehrmals neu strukturiert, um den Konzern den geänderten Anforderungen anzupassen.

Der erste größere Exit der jüngeren Zeit war der Ausstieg aus der Halbleiterproduktion, die in der Gründung der Unternehmen Infineon und Epcos, das heute zu TDK Electronics gehört, mündete. Siemens ist an den Unternehmen seit 2006 nicht mehr beteiligt.

Seit etwa 2010 befindet sich der Konzern in einer grundlegenden Transformation. Im Zuge der Umwandlung ist die Konzentration auf weniger Geschäftsbereiche erfolgt. Einige Bereiche wurden verkauft, wieder andere wurden zu eigenständigen Unternehmen umstrukturiert, an denen die Siemens AG Beteiligungen hält.

So wurde etwa Osram ausgegliedert und im Juli 2013 als Osram Licht AG an die Börse gebracht. Im Jahr 2020 wurde der Licht- und Leuchtenspezialist mehrheitlich von der österreichischen ams übernommen, seither als ams OSRAM firmiert.

2015 wurde die Division Healthcare ausgegliedert und als Siemens Healthineers an die Börse gebracht (ISIN DE000SHL1006). Siemens hält noch 75% der Unternehmensanteile.

Ebenfalls 2015 hat Siemens seine Anteile an der BSH (Bosch-Siemens-Haushaltsgeräte) an die Robert Bosch GmbH verkauft.

2017 wurde die Mechanical Devices Sparte ausgegliedert und in "Flender" umbenannt. Das Unternehmen wurde 2021 an die Investmentgesellschaft Carlyle Group verkauft.

2018 wurde die Mobility Division ausgegliedert und in die Siemens Mobility GmbH umfirmiert. Die ursprünglich geplante Fusion mit dem französischen Alstom Konzern wurde jedoch aufgrund von EU-Auflagen bislang nicht vollzogen. Siemens Mobility ist daher weiterhin ein strategisches Unternehmen der Siemens AG.

2020 Wurde die Energiesparte Siemens Energy ausgegliedert und als eigenes Unternehmen an die Börse gebracht (DE000ENER6Y0). Ein Tochterunternehmen von Siemens Energy ist das ebenfalls börsennotierte und auf die Errichtung von Windenergie-Anlagen spezialisierte Unternehmen Siemens Gamesa.

Die aktuelle Struktur der Siemens AG

2023 ist die Siemens AG in die folgenden Teilbereiche mit jeweils eigenen Geschäftsführungen gegliedert, über die der Zentralvorstand aus Roland Busch (Vorsitz), Cedrik Neike, Matthias Rebellius, Ralf P. Thomas und Judith Wiese steht:

Geschäftsbereich

Tätigkeit

Mitarbeiter

Umsatz (Mrd. €)

Digital Industries

Digitaler Zwilling, Digital Enterprise

76.200

19,5

Smart Infrastructure

Nachhaltige Infrastruktur, vernetzte reale Welten über Energiesysteme, Gebäude etc.

72.700

17,4

Mobility

Strategische und operative Beratung, Design- und Prototyping-Plattformlösungen, Datendienste, Software, Anwendungsentwicklung bis zur Implementierung und Betrieb.

38.200

9,7

Siemens Healthineers

Mit KI-gestützter Medizintechnik das Gesundheitssystem der Zukunft gestalten.

69.500

21,7

Siemens Advanta

Digitalisierungslösungen für Unternehmen

n.A.

n.A.

Portfolio Companies

Large Drives Applications, Siemens Logistics, Commercial Vehicles sowie Sykatec.

13.585

3,2

Zusätzlich gehören zum Siemens-Konzern noch die drei Service-Einheiten Siemens Financial Services, Siemens Real Estate und Global Business Services.

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Geschäftsfelder und Services der Siemens AG

 © Siemens AG

Bereits bei seinem ersten großen Auftritt vor Siemens-Investoren stellte CEO Roland Busch klar, dass es in naher und mittelfristiger Zukunft keine weiteren großen Umbauten im Siemens-Konzern geben soll. Die Zeit der großen Abspaltungen und Börsengänge geben dürfte somit fürs Erste vorüber sein.

Next47

Über das eigene, global tätige Venture Unternehmen Next47 investiert Siemens in Start-ups und andere Unternehmen, die herausragende B2B-Branchenlösungen entwickeln. Der Next47 Accelerator, ein Programm, das in Kooperation mit führenden externen Accelerator-Programmen entwickelt wurde, hat zudem zum Ziel, bahnbrechende Ideen innerhalb von Siemens zu identifizieren und zu fördern. Damit sollen Talente in den eigenen Reihen gefördert und neue Geschäftsfelder für das Unternehmen erschlossen werden.

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Lak Ananth, Leiter der neuen Siemens Start-up-Unit Next47

 © Siemens AG

Siemens und Nachhaltigkeit

Siemens versteht sich als Unternehmen nicht nur der permanenten Innovation, sondern auch der Nachhaltigkeit verpflichtet hat. Das von Siemens gestartete DEGREE Programm (Decarbonization, Ethics, Governance, Resource Efficiency, Equity, Employability setzt klare Prioritäten bei Kunden, Zulieferbetrieben und im eigenen Unternehmen.

Dabei hat die Konzernführung ehrgeizige, klar messbare Ziele festgehalten. So soll der Konzern bis 2030 CO2 neutral sein. In der Lieferkette ist dieses Ziel für 2050 festgeschrieben. Lieferanten müssen zudem verbindliche ESG-Anforderungen erfüllen

Alle Siemens MitarbeiterInnen sollen im Abstand von drei Jahren den Siemens Business Conduct Guidelines geschult werden.

Siemens hat sich zudem dem Ökodesign, der Kreislaufwirtschaft und dem verstärkten Einkauf von Sekundärmaterialien verpflichtet.

Im Top-Management soll bis 2025 ein Frauenanteil von 30% erreicht werden und die Mitarbeiteraktienpläne sollen auf alle Mitarbeiter ausgedehnt werden. Zudem sollen digitale Lernstunden forciert und das Employee-Assistance-Programm auf die gesamte Belegschaft ausgedehnt werden.

Siemens in Österreich

Siemens hat in Österreich eine lange Geschichte, die bis in das späte 19. Jahrhundert zurückreicht. Am 23. Oktober 1879 eröffneten Siemens & Halske (S&H) in der Wiener Magdalenenstraße 12 ihr erstes Technisches Büro in der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, das zunächst Arnold von Siemens, der älteste Sohn des Firmengründers, leitete. Siemens & Halske fusionierten im Jahre 1903 mit den österreichischen Schuckert-Werken und bildeten die Siemens-Schuckert Werke. Siemens-Schuckert waren für Starkstromgeschäft zuständig, während Siemens & Halske den Schwachstrombereich bedienten. 1908 übernahm Siemens-Schuckert die Kabelwerke in Leopoldau und 1910 kam ein Kupferwalzwerk und eine Drahtfabrik hinzu. Durch drei Werke in Wien und zahlreichen Außenstellen und Beteiligungen etablierte sich Siemens-Schuckert zu einem der größten Elektrounternehmen in Österreich.

Die österreichische Siemens-Schuckert Werke fanden ihr Hauptgeschäft in der Elektrifizierung der Bahnen, in der Produktion von Leitungen und Kabeln und in der Errichtung von Elektrizitäts- und Wasserkraftwerken. Außerdem erschloss sich Siemens-Schuckert die Geschäftsbereiche Walzwerk und Drahtzieherei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Siemens im Bereich der sowjetischen Besatzungszone und Siemens Österreich musste verstaatlicht werden. Der österreichische Staat zog sich ab 1987 schrittweise aus dem Unternehmen zurück. Der Staat hielt lange Zeit 44 Prozent der Aktien. Bis 2001 verringerte der Staat schrittweise seinen Besitz an Aktien von Siemens und der Anteil sank unter die Sperrminorität.

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Patricia Neumann, Vorstands Vors. Siemens AG Österreich per 1.5.2023

 © Pepo Schuster, austrofocus.at

Über 140 Jahre nach der Gründung der ersten österreichischen Gesellschaft gehört Siemens Österreich zu den führenden Technologieunternehmen des Landes und beschäftigt rund 8.900 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz der Siemens AG Österreich lag zuletzt bei rund 1,17 Mrd. €.

Seit über zwei Jahrzehnten hat Siemens Österreich im Konzern auch die Regionalverantwortung für den Wirtschaftsbereich Lead Country Austria, dem gegenwärtig 26 Länder mit insgesamt rund 269 Millionen Einwohnern angehören.

Vorstandschefin von Siemens AG Österreich ist ab 1. Mai 2023 die frühere IBM Österreich Geschäftsführerin Patricia Neumann.

Kernkompetenzen von Siemens AG Österreich liegen unter anderem in den Konzern-Bereichen Smart Infrastructure (Elektrotechnik) und Mobility (Zug- und Bahnbau). Auch im Gesundheitswesen in Österreich ist Siemens erfolgreich aktiv.

Essenziell für Siemens Österreich sind die Bereich Forschung & Entwicklung. Ein für die Smart Infrastructure Division in vieler Hinsicht herausragendes Projekt ist die Seestadt Aspern, wo an neuen Lösungen für die Energiewende und den Bereich der Gebäudetechnik geforscht wird.

Siemens in aspern - die Seestadt Wiens

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